Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 37. Sitzung / Seite 61

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noch nicht 19 Jahre alt ist (Abg. Dr. Khol: Das ist ein Irrsinn!) , dann müssen wir in diesen Bereichen anpassen – im Interesse unserer Jugend und ihrer Ausbildung. (Beifall bei der ÖVP und der Abg. Schaffenrath. )

Es ist ja absurd, daß in Österreich mit 18 Jahren alle volljährig sind, daß aber für Lehrlinge bis 19 Jahre das Kinder- und Jugendlichenbeschäftigungsgesetz gilt. Da müssen wir zweifellos die Weichen neu stellen. Wir sind dazu im Interesse der Zukunftschancen unserer Jugend bereit. (Beifall bei der ÖVP.)

12.37

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Peter. Er hat das Wort.

12.37

Abgeordneter Mag. Helmut Peter (Liberales Forum): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Ich freue mich, daß ich als Betroffener zu Wort komme, als Betroffener, der in seinem Unternehmen seit vielen Jahren Lehrlinge ausbildet und es als Verantwortung der Wirtschaft und des Unternehmers betrachtet, in der Lehrlingsausbildung tätig zu sein.

Ich möchte anschließen an das, was Kollege Öllinger gesagt hat. Er hat festgestellt, daß sich unsere Wirtschaft in einem unendlichen Wandel befindet, daß der Kostendruck, unter dem die Unternehmungen stehen, dazu führt, daß auch die Kosten der Lehrlingsausbildung durchgerechnet werden und man feststellt, daß – wie könnte es anders sein – die Investition, die man in diese jungen Menschen tätigt, höher ist als das, was letztlich an Produktivität durch einen Lehrling herauskommt.

Ich muß Ihnen mit tiefer Betroffenheit sagen, daß auch unser Unternehmen die Zahl der Lehrlinge, die 1995 noch 25 betragen hat, bis 1997 auf 15 reduzieren wird. Ich sage Ihnen das mit tiefer Betroffenheit.

Wir kommen nicht darum herum, über dieses grandiose System der Lehrlingsausbildung intensiver nachzudenken, als nur Schule zu reformieren und da und dort eine Retusche anzusetzen. Uns muß klar sein, daß es eigentlich eine gemeinschaftliche und gesellschaftliche Aufgabe ist, die sekundäre Bildungsstufe zu finanzieren – das ist bei Maturanten ganz selbstverständlich, darüber diskutiert kein Mensch; es ist auch beim Fachschüler selbstverständlich. Warum gehen wir nicht eine wirkliche Partnerschaft hinsichtlich der Ausbildung, der Lasten, der Arbeit und der Aufwendung für die Lehrlinge ein?

Frau Schaffenrath hat meiner Ansicht nach in die richtige Richtung gezeigt: Wir müssen die Berufsschulzeit und die Lehrzeit voneinander entkoppeln. Ich bekenne mich zu einer absoluten Verlängerung der Berufsschulzeit, sie ist notwendig. Wir haben einen solch hohen Qualifikationsbedarf auch im Hinblick auf das lebenslange Lernen, daß wir die Berufsschulzeiten unbedingt variabel gestalten müssen. Ich meine, wenn Lehrzeit und Berufsschulzeit voneinander entkoppelt sind, dann wären für mich drei Monate Berufsschulzeit in einem Berufsausbildungszentrum ein Minimum, wo junge Menschen unterschiedliche Module, die für ihren Beruf notwendig sind, lernen. Das kann bis zu einer Berufsschulzeit von sechs Monaten gehen, es bleiben dann immer noch sechs Monate im Jahr, in denen der Lehrling im Betrieb arbeiten und selbstverständlich eine anständige Lehrlingsentschädigung haben soll. In den anderen sechs Monaten im Jahr sollte er wie ein Schüler behandelt werden. Auf diese Weise könnten wir unseren Facharbeitern mehr Wissen vermitteln.

Warum hat denn die Wirtschaft immer geblockt, wenn es um die Ausweitung der Berufsschulzeiten ging? – Weil sie immer Angst hatte davor, daß sie noch mehr Monate bezahlen muß, und diese Rechnung zwischen Ausbildung und dem, was ein Lehrling im Betrieb an produktiver Leistung erbringt, noch schlechter wird. Wagen wir doch den Sprung hin zu den Berufsausbildungszentren, zur Trennung von Berufsschule und Lehrzeit, und öffnen wir damit den sekundären Bildungsweg für die jungen Menschen, für die jungen Burschen und Mädel, die den Weg über die Lehre gehen wollen, automatisch bis hin zur tertiären Bildungsstufe. Warum


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