Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 40. Sitzung / Seite 140

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Präsident Dr. Heinz Fischer: Als nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Eleonora Hostasch. – Bitte.

20.05

Abgeordnete Eleonora Hostasch (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Berichte sind für uns Abgeordnete immer eine wichtige Grundlage, um einen Überblick über Trends zu bekommen, über die Ist-Situation, aber wir haben bei Berichten auch das Bedürfnis, aus diesen Analysen Orientierungshilfen für zukünftige politische Entscheidungen und auch für eine richtige Weiterentwicklung eines Themas zu bekommen.

Sehr geschätzter Herr Bundesminister! Mir ist bewußt, daß dieser Berufsausbildungsbericht zu einem Zeitpunkt fertiggestellt wurde, wo Sie noch nicht die Verantwortung in diesem Ressort gehabt haben. Daher möchte ich die Bitte für den kommenden Berufsausbildungsbericht dahin gehend jetzt an Sie richten, daß wir im nächsten Bericht vielleicht noch mehr zukünftige Perspektiven, Lösungsansätze und Vorschläge vorfinden, wie wir die Trends, die wir erkennen und auch festhalten mit vielen Ziffern, bewältigen können, um unserer Jugend, dem Wirtschaftsstandort Österreich, der Facharbeit jenen Stellenwert beimessen zu können, den wir ganz einfach wollen.

Wenn vom Fehlen geeigneter Bewerber bei Lehrstellen gesprochen wird, wenn die Ausbildungskosten oder arbeitsrechtliche Bestimmungen als Ursachen dafür genannt werden, daß die Ausbildungsbetriebe Lehrlinge nicht im früheren Ausmaß aufnehmen, dann möchte ich schon ein bißchen kritisch anmerken, daß die Arbeitgeberseite doch sehr einseitig motiviert formuliert hat und Argumente dieser Seite am Bildungsmarkt Eingang gefunden haben.

Ich glaube, es bringt uns nicht weiter, wenn wir Lehrlingsausbildung und Lehrlinge zu reinen Kostenfaktoren machen und ständig über zuviel Englisch, Deutsch oder auch andere fachliche Gegenstände in der Berufsschule klagen, sondern ich denke, es gilt, verstärkte Kooperationen bei allen Beteiligten zustande zu bringen, auch bei den Berufsschulen.

Es gibt auch sehr gute Beispiele. Ich erwähne Wien – nicht weil in Wien in Kürze Gemeinderatswahlen stattfinden –, wo durch eine enge Zusammenarbeit mit dem Arbeitnehmerförderungsfonds, dem Arbeitsmarktservice, mit der Wirtschaft und auch der Wiener Politik, nicht zuletzt mit den Interessenvertretungen versucht wird, maßgeschneiderte Aktionen zu gestalten. Wir können da zwar auch nicht all das erreichen, was wir uns vorgenommen haben, aber doch eine Besserung der Situation zustande bringen.

Um hier Wien aus der Schußlinie zu nehmen, möchte ich auch ein Beispiel aus Vorarlberg bringen, wo seit 1979 in der Industriefachgruppe des Metall- und Elektrobereiches von allen Betrieben ein Zuschlag zur Grundumlage eingehoben wird und über diese Grundumlage auch eine Förderung, eine Ausbildungsprämie an jene Betriebe verteilt wird, die Lehrlinge ausbilden, und immerhin geht es dabei um eine Leistung von 30 000 S pro Lehrling.

Ich möchte nicht sagen, daß das ein allgemeingültiges Modell sein kann, aber es zeigt, daß man mit Ideen doch einiges bewirken kann.

Ich glaube auch, sehr geschätzte Damen und Herren, daß wir uns wirklich klar zur dualen Berufsausbildung bekennen müssen, aber nicht nur verbal, sondern auch durch nachvollziehbare Weiterentwicklung. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin sehr froh, daß wir im Parlament und zuerst im Industrieausschuß einen Entschließungsantrag verabschiedet haben, der sich mit der Reform der Lehrlingsausbildung befaßt. Ich möchte die erfreulichen Maßnahmen ansprechen, die hier schon in Angriff genommen wurden, Maßnahmen zur Einführung der Berufsreife für Lehrlinge und Fachschüler im Hinblick auf den allgemeinen Hochschulzugang, aber auch Maßnahmen zur Einführung einer Berufsorientierung für alle Schüler in der Mittelstufe und nicht zuletzt auch die vereinbarte Förderung von jenen Lehrwerkstätten, die über ihren Bedarf hinaus ausbilden.


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