Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 78. Sitzung / Seite 212

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

daß das Regelwerk mit 1. August 1998 wirksam werden soll, wobei für die Umsetzung ein Übergangszeitraum bis zum 31. Juli 2005 vorgesehen ist.

Der Schwerpunkt der Reform liegt auf einer systematischen Bearbeitung und Neufassung der Regeln der deutschen Rechtschreibung, ohne daß dadurch die Tradition der Schriftkultur und die Lesbarkeit der Texte beeinträchtigt werden. Wir Liberalen bekennen uns zu dieser Reform! Sie bringt in erster Linie eine Entlastung der Schülerinnen und Schüler vom sinnentleerten Lernen eines komplizierten Regelwerkes. Ich gebe auch zu, daß aus unserer Sicht eine viel weitergehende Vereinfachung der Rechtschreibung erwünscht gewesen wäre. Leider war dies aufgrund der Notwendigkeit zu politischen Kompromissen nicht möglich.

Meine Damen und Herren! Abschließend zur neuerlichen Diskussion über die Urheberrechte durch den AutorInnenverband: Derzeit besteht zur Verwendung literarischer Werke für schulische Unterrichtszwecke eine generelle Rechtseinräumung der AutorInnen an den Staat, nach der der Schreibweise oder den Stileigenheiten der Literatur Vorrang vor Eingriffen im behördlichen Interesse gegeben wird. Wenn nun der österreichische AutorInnenverband den Standpunkt vertritt, daß die generelle Rechtseinräumung die Anpassung ihrer Texte an die neuen Rechtschreibregeln nicht mit einschließt, so ist dieser Position aus unserer Sicht der – im wahrsten Sinne des Wortes – Vorrang zu geben.

Unsere Position dazu lautet daher: Texte, bei denen urheberrechtliche Ansprüche bestehen, sollen in jener rechtschreibmäßigen Form in den Schulbüchern veröffentlicht werden, die von den Inhabern der Urheberrechte gewünscht wird. Diese Texte lassen sich entsprechend kennzeichnen, sodaß Schülerinnen und Schüler in der Lage sind, die Unterschiede zur gültigen Rechtschreibung wahrzunehmen.

Weiters ist es aus liberaler Sicht zu begrüßen, wenn junge Menschen erkennen, daß Rechtschreibung etwas Dynamisches ist und sich kontinuierlich ändern kann. Aus unserer Sicht erscheint es auch durchaus sinnvoll, wenn Schülerinnen und Schülern erkennen können, daß die Gültigkeit dieser staatlich verordneten Regeln außerhalb des staatlichen Bereiches auf Grenzen stoßen kann. – Danke schön. (Beifall beim Liberalen Forum.)

22.11

Präsident Dr. Heinz Fischer: Am Wort ist Herr Abgeordneter Dr. Antoni.

22.11

Abgeordneter Dr. Dieter Antoni (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Hohes Haus! Kollege Schweitzer moniert in seinem Antrag einmal mehr, der Hochbegabtenförderung ein ganz besonderes Augenmerk zu schenken. Ich darf einmal mehr die Position meiner Fraktion festhalten: Wir bekennen uns selbstverständlich ebenfalls zur Begabtenförderung, die jedoch aus der Sicht der SPÖ umfassender zu sehen ist. Denn es geht uns zunächst darum, die Chancengerechtigkeit weiter auszubauen, das heißt, soziale, ökonomische und regionale Barrieren und Benachteiligungen abzubauen und das Schulsystem durchlässiger zu machen. Wir bekennen uns zu einem dynamischeren Begabungsbegriff, der die Förderung der verschiedensten Begabungen, und zwar ausschließlich im integrativen Unterricht, umfassen soll.

Ich möchte die gestrige Aussage des Kollegen Öllinger noch einmal wiederholen, denn ich bin in der Tat sehr froh über jene internationale Studie, die der österreichischen Volksschule ein sensationell positives Zeugnis ausstellt. Eben diese österreichische Volksschule ist eine Schule, in der Kinder mit unterschiedlichsten Lernvoraussetzungen, mit unterschiedlichsten Begabungen und Kompetenzen gemeinsam unterrichtet werden, und aufgrund dieser Studie wird deutlich, daß im integrativen Unterricht Begabungsförderung möglich ist.

Uns geht es daher darum, im Klassenverband auf die individuellen Lernfähigkeiten der Schüler einzugehen, die vielfältigen Begabungen und Neigungen zu fördern, aber auch – das möchte ich mit Nachdruck betonen – lernschwache Schüler in bestimmten Phasen, wann immer sie es brauchen, verstärkt zu unterstützen – so wie das Frau Kollegin Tichy-Schreder in ihrer Rede gefordert hat.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite