Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 84. Sitzung / Seite 228

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22.50

Abgeordnete Dr. Brigitte Povysil (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine Damen und Herren! Ein Highlight der österreichischen Kulturdarbietung gibt es derzeit in der Österreichischen Nationalbibliothek, nämlich die Ausstellung "Welt im Buch". Mit zirka 8 000 Drucken aus der Zeit der Erfindung des Buchdrucks, aus der Zeit von 1450 bis 1500 besitzt die Nationalbibliothek eine der wertvollsten Inkunabeln-Sammlungen der Welt. Was mir besonders gefällt, ist, dass der Erlös dieser Ausstellung dazu verwendet wird, dass die Werke eine maßgefertigte Hülle aus alterungsbeständigem, säurefestem Material erhalten. Das heißt, durch diese Ausstellung gelingt es, unwiederbringliches Kulturerbe auch wirklich adäquat zu erhalten, und das halte ich für einen sehr kreativen Ansatz zur Aufbringung finanzieller Ressourcen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Seit 1999 befinden sich die österreichischen Bundesmuseen in einer neuen Ära, seit 1999 ist eine Strukturreform, eine Verwaltungsreform, die Ausgliederung im Gange. Begonnen hat sie mit dem Kunsthistorischen Museum, jetzt ist die Nationalbibliothek dran, vorher waren Völkerkunde- und Theatermuseum an der Reihe. Die Österreichische Nationalbibliothek besitzt nicht nur diese berühmte Inkunabeln-Sammlung, sondern sie wurde auch wegen ihrer wirklich weltberühmten Papyrus-Sammlung in die "Memory of the World"-Liste der UNESCO aufgenommen. Sie ist also wirklich eine österreichische kulturelle Einmaligkeit.

Jetzt stellt sich die Frage: Was heißt diese Ausgliederung der Bundesmuseen? Bedeutet das, wie von der Sozialdemokratie und den Grünen immer wieder argumentiert, die Verabschiedung des Staates – der Staat sind wir –, die Verabschiedung der Öffentlichkeit aus dem Kulturbereich? Wie jede Strukturreform birgt auch diese natürlich Chancen und Risken. Mehr Selbständigkeit bedeutet mehr Eigenverantwortung. Grundlage jedes erfolgreichen Unternehmens ist natürlich eine klar definierte Aufgabenstellung. Daher ist natürlich auch zusätzlich zur Ausgliederung eine neue Bibliotheks- und eine neue Museumsordnung zur Begutachtung ausgesandt worden.

Meine Damen und Herren! Strukturänderungen sind langfristige Programme, die kann man nicht kurzfristig durchziehen – wobei der wissenschaftliche Auftrag natürlich gewährleistet sein muss, wobei der Bildungsauftrag, der für unsere Museen, so werden Sie mir zugeben, Herr Abgeordneter Cap, ein ganz wichtiger ist, nicht zu vernachlässigen und auch nicht hintanzuhalten ist. Wenn wir das erste Halbjahr 2000 und das erste Halbjahr 2001 vergleichen, fällt uns auf: Gerade die vollrechtsfähigen Museen haben eine Besuchersteigerung von 12,11 Prozent zu verzeichnen. Das kann wohl für die vollrechtsfähigen Museen nicht negativ sein. (Abg. Dr. Jarolim: Wer sagt das?) Nachlesen! Literatur, Unterlagen, die besagen das.

Dabei ist gerade auch die Zahl der zahlenden Besucher von 69 auf 74 Prozent gestiegen. Dass die zahlenden Besucher mehr werden, ist auch nicht wirklich ein Nachteil für unsere Museen. Das ist natürlich auf die hervorragenden Sonderausstellungen zurückzuführen, wie "7 000 Jahre persische Kunst", El Greco, "Klimt und die Frauen". Weitere Highlights sind geplant, und das heißt, es sind natürlich weitere Steigerungen zu erwarten.

Aber wenn wir das genau überdenken, dann wird uns klar, dass die Bundesmuseen aufgrund der gedeckelten Bundeszuschüsse weitere Einnahmenzuwächse nur durch Eigenerwirtschaftung, und zwar durch gesteigerte Eigenerwirtschaftung von Mitteln erreichen werden, und hier müssen von beiden Seiten, von den Museen und von uns, ernsthafte Überlegungen angestellt werden, wie wir diesen bis jetzt erfolgreichen Weg, der klar dokumentiert ist, auch weiter fortsetzen können.

Meine Damen und Herren! Ein wichtiges Stichwort dabei ist die Synergie. Ausstellungen wurden bereits synergetisch durchgeführt, wie zum Beispiel das Ausstellungsprojekt "Entdeckung der Welt", eine Kooperation von Kunsthistorischem Museum, Naturhistorischem Museum, Heeresgeschichtlichem und Völkerkundemuseum. Mir als Oberösterreicherin ist es natürlich ein ganz besonderes Anliegen, dass diese Synergien, Frau Minister, nicht nur auf Bundesebene Platz greifen, sondern auch in rotierenden Ausstellungen zwischen Bundes- und Landesmuseen genutzt werden, denn wie der bayerische Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst,


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