Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 120. Sitzung / Seite 62

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Das betrifft auch das Krankenpflegepersonal, das Sie in diesem Artikel erwähnen. Wis­sen Sie, dass wir außer Österreich nur ein weiteres EU-Land kennen, in dem Krankenpflegepersonal keine Ausbildung im tertiären Sektor hat? Wer hindert Sie daran, das umzusetzen? – Kein Mensch!

Sie sagen, es gebe keinen Mangel. Wenn jedoch Ihre Parteifreunde an der Universität Innsbruck eine siebente Kunstfakultät fordern, gleichzeitig aber innovative, teilweise einzigartige, interdisziplinäre Fächer wie Komparatistik schlichtweg in den Keller gefahren werden, wenn auf Grund von Geldmangel im geistes- und kulturwis­senschaftlichen Bereich notgedrungen Bakkalaureatsstudien mehrerer Studienrich­tungen sozusagen einfach in einen Topf geworfen werden, so ist das universitäres Fastfood! Und das kann nicht gut sein, das können Sie doch nicht wollen! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Um nur den Durchschnittswert der OECD zu erreichen, müssten wir 50 Prozent mehr Studierende haben, müsste das Universitätsbudget um 1 Prozent des BIP steigen! – Sie und Grasser werden sagen: Das ist ein Wunsch an das Christkind!

Aber ich frage Sie jetzt ganz ernsthaft, Frau Bundesminister: Muss ich Sie daran erinnern, dass nicht das Christkind, sondern Sie die Verantwortung für Ihr Ressort tragen? Und diese hätten Sie auch wirklich wahrzunehmen! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Und an die ÖVP gerichtet: Wissen Sie, dass neben Österreich nur ein Staat in Europa, nämlich Frankreich, im Jahr 2005 weniger Studierende als im Jahr 1999 hat? – Ach, das ist auch Wurscht! Spieglein, Spieglein an der Wand, wir sind die Besten im ganzen Land!

Wenn Sie Kritiker als Blinde und Schreier bezeichnen, dann, muss ich sagen, kann das nur deswegen sein, weil Ihnen das anscheinend leichter über die Lippen geht, als sich ernsthaft mit den Problemen der Uni auseinander zu setzen.

Sie machen aus den Pädagogischen Akademien – und das ist mein Schlusswort – Universitäten, ändern aber nur ein Türschild und sichern sich den kompletten politi­schen Durchgriff mit Hilfe der fünf Uniräte – drei von Ihnen bestellt, einer vom Landes­hauptmann beziehungsweise der Landeshauptfrau; und der Fünfte ist der amts­füh­rende Landeschulratspräsident!

Das nennen Sie Universität? – Das ist Etikettenschwindel! Das ist eine vertane Chance und eine Ohrfeige ins Gesicht der Jugend, die gut ausgebildet gehört! Universitär ist da nichts! – Danke. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

15.57


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Brinek. Auch sie spricht 5 Minuten zu uns. – Bitte.

 


15.57.52

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! An meine geschätzten Vorredner gewendet: Wir haben heute das Lebenswerk Simon Wiesenthals gewürdigt, der von Michael Fleischhacker als „Anwalt der Differenzierung“ bezeichnet wurde. Ich denke, Differenzierung und die differen­zierte Rede gehören nicht nur auf akademischen Boden, sondern auch hier ins Parlament! Und ich fange gleich bei Klubobmann Van der Bellen an.

PISA ist auch ein Kulturvergleich. Ein Professor aus Finnland hat gesagt: Mehr als 400 Jahre Luther und schlechtes Fernsehprogramm, eine gut entwickelte Lesekultur und wenige Kinder mit Migrationshintergrund – all das bedeutet einen Startvorteil für PISA. (Abg. Dr. Grünewald: Ja, sollen wir zum Protestantismus übertreten?)

 


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