Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 120. Sitzung / Seite 76

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Früher hat noch der Grundsatz in der Bildungspolitik gegolten: Wir wollen möglichst viele möglichst weit bringen. – Davon haben Sie sich in den letzten Jahren leider sehr effizient verabschiedet! Sie sagen: Wir wissen, dass wir für die Schwachen zusätzliche Förderung brauchen. Aber was machen Sie, Frau Bundesministerin? Sie halbieren das Angebot! Sie halbieren es, obwohl Sie wissen und sagen, dass wir eigentlich viel mehr brauchen. Schade, Frau Bundesministerin, um jedes einzelne Kind, das wir auf diesem Weg verlieren. Schade! Das ist menschlich schade und politisch verantwortungslos, Frau Bundesministerin! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Nehmen wir das Beispiel Legasthenie: Jetzt soll es in der dritten Klasse Volksschule Legasthenietests geben. Frau Bundesministerin! Warum denn nicht früher, in der ersten Volksschulklasse oder noch früher, schon im Kindergarten? Wir wissen doch, dass wir im Alter von drei bis vier Jahren wirklich helfen können! Die Kinder brauchen mehr Stützung, Frau Bundesministerin, und Ihr Nichtstun und Nichthandeln ist an vielen kleinen und langen Dramen vieler einzelner Kinder schuld! (Beifall und Bravorufe bei der SPÖ.)

16.38


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dipl.-Ing. Achleitner. Redezeit: 5 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


16.38.40

Abgeordnete Dipl.-Ing. Elke Achleitner (Freiheitliche): Frau Präsidentin! Frau Bun­desministerin! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Kollegin Kuntzl, Sie sprechen davon, dass es nicht um Zahlen geht, aber gerade das machen ja Sie und die Kollegen von den Grünen heute: Sie nehmen Zahlen aus dem OECD-Bericht und stellen anhand dieser die ganze Zeit die Uni-Misere und die Uni-Krise dar.

Herr Professor Van der Bellen! Herr Professor Grünewald! Ich unterstelle Ihnen nicht, dass Sie nicht fähig sind, die Zahlen in diesem Bericht und die entsprechenden Zusam­menhänge zu erkennen. Aber ich kann mich nicht ganz des Eindrucks erwehren, dass Sie diese Zahlen ganz bewusst falsch interpretieren, um die Österreicherinnen und Österreicher zu verunsichern.

Ich nehme hier nur eine Zahl. Sie schreiben in Ihrem Antrag, dass der Rückgang der Studierenden auf die Studiengebühren zurückzuführen ist. – Ja! Er ist darauf zurück­zuführen. Aber nicht so, wie Sie es meinen. Es gibt nicht auf Grund der Einführung der Studiengebühren weniger Studierende, sondern es wurden viele, die nur in Karteien vorhanden waren, nicht mehr in den Karteien dargestellt, und deswegen gibt es weni­ger Studierende!

Fakt ist, dass wir mehr Studienanfänger haben als je zuvor. Und wenn wir die Fach­hochschulen in Betracht ziehen, dann haben sich dort die Studierendenzahlen vom Jahr 2000 bis 2005 verdoppelt. Es ist also nicht so, dass wir weniger Studien­plätze hätten, auch nicht an den Universitäten auf Grund der Einführung der Studien­gebühren. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ein weiterer Punkt, der in Ihrem Antrag angeführt wurde, ist die heute schon so oft zitierte Akademikerquote. Dabei haben Sie heute schon selbst gesagt, man solle nicht darüber sprechen. In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal ganz klar darauf hinweisen, dass man schon schauen muss, wie die Vergleiche zustande kommen, statt hier einfach Zahlen in den Raum zu werfen. Man muss genau schauen: Wie setzt sich diese Quote zusammen und was steckt dahinter? Gemeint sind nämlich nicht Univer­sitätsabsolventen, sondern die Akademikerquote umfasst alle Akademiker im Alter von 25 bis 64 Jahren, die in Österreich leben. Das lässt also keinen Rückschluss darauf zu, ob die Qualität der Universitäten derzeit gut oder schlecht ist.

 


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