Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 140. Sitzung / Seite 117

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Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Am Wort ist nun Herr Abgeordneter Öllinger.

 


14.37.49

Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Herr Präsident! Herr Präsident des Rechnungs­hofes! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ganz kurz – Kollege Kogler hat es ja bereits angesprochen –: Vielleicht können Sie sich noch an die Zeit erinnern, als hier von dieser Regierungsbank aus Vizekanzlerin Riess-Passer dem Parlament großartige Enthüllungen angekündigt hat, wie es denn bei den ÖBB zugehe, welche kriminellen Praktiken bei den ÖBB vorherrschend seien.

Das war damals eine ziemlich dramatische Darstellung seitens der Frau Vizekanzlerin Riess-Passer, und ich kann mich deshalb so gut daran erinnern, weil ich noch während der Debatte nach entsprechenden Belegen und Beweisen gesucht habe, wie nämlich von Seiten der Politik Versetzungen in den Ruhestand nicht nur bei den ÖBB, sondern auch bei Post, Telekom et cetera veranlasst wurden.

Es ist ja nicht so, dass da die Politik – zu keinem Zeitpunkt! – hergehen und sagen hätte können: Wir waschen unsere Hände in Unschuld, denn es ist nicht nur der Vor­stand der ÖBB, der Vorstand der Post, der Vorstand der Telekom dafür verantwortlich, dass es dort zu Frühpensionierungen gekommen ist, sondern es war zu jedem Zeit­punkt so, dass diese Politik der vorzeitigen Versetzung in den Ruhestand von politi­scher Seite begleitet, ja empfohlen wurde. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Ich habe es damals schon für einen Höhepunkt der Heuchelei gehalten, dass dann Re­gierungsmitglieder so quasi sagen: Haltet den Dieb! – und nicht auf sich selbst, son­dern auf andere zeigen! Das ist doch das Problem!

Jetzt lese ich – und ich bin wirklich dankbar für diesen Bericht des Rechnungshofes – eine sehr, sehr nüchterne Darstellung. Dieser Rechnungshofbericht ist doch durch die Bundesregierung veranlasst worden, die gesagt hat: Wir schalten die Staatsanwalt­schaft ein. Es hat sich aus Kärnten der Herr Haider, wenn ich mich nicht täusche, auch dazugeschaltet, ebenfalls mit einer Sachverhaltsdarstellung. Es wurde von einzelnen Fällen berichtet, von kriminellen Praktiken – es ist auch so benannt worden –, die im Bereich der ÖBB herrschen würden, und es ist absolut dramatisiert worden ... (Zwi­schenruf des Abg. Wittauer.)

Passen Sie doch auf, Herr Kollege Wittauer! Sie sollten ans Rednerpult kommen und sich stellvertretend für das, was Ihre Fraktion uns hier im Hohen Haus versucht hat ein­zureden, entschuldigen! (Beifall bei den Grünen und bei der SPÖ.) Es war nämlich nur Ihre Fraktion damals, die das aufgebauscht hat! (Abg. Parnigoni: Genau!) Und jetzt gibt es einen sehr nüchternen Rechnungshofbericht, der das in die richtige Relation bringt und eigentlich auch die Beziehung zwischen Politik und Management der ÖBB – sagen wir einmal – zart andeutet. Und genau so war es, meine sehr geehrten Damen und Herren.

Sie sollten sich an der langen Nase nehmen! Sie haben damals bewusst skandalisiert! (Zwischenruf des Abg. Parnigoni.) Sie haben zu einem Zeitpunkt die Frühpensionie­rungen im Bereich der ÖBB skandalisiert, wo zur selben Zeit in einem anderen Sektor des öffentlichen Dienstes, nämlich bei den Lehrern, die Lehrerinnen und Lehrer im Alter von „50 plus“ in den Vorruhestand geschickt worden sind, von Ihnen als Regie­rungsfraktionen. Da haben Sie schön den Mund gehalten, das war alles okay, und die ÖBB haben Sie versucht zu skandalisieren und zu kriminalisieren. Darüber, meine sehr geehrten Damen und Herren, sollten Sie anlässlich der Präsentation und der Diskus­sion dieses Rechnungshofberichts durchaus etwas mehr nachdenken! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

14.41

 


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