Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 22. Sitzung / Seite 149

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„Herr Abgeordneter Jarolim hat gesagt, ich hätte gesagt, wir sollen den Juden kein Geld geben, sondern es lieber den Bergbauern zur Verfügung stellen. Diese Aussage ist unrichtig. Ich habe in meinem Zwischenruf lediglich bemerkt, dass es für mich als Agrarsprecher auch sehr wichtig ist, die Bergbauern zu unterstützen.“ 

Richtig ist vielmehr, dass das Stenographische Protokoll im Zusammenhang mit einer Wortmeldung des Abgeordneten Posch Folgendes vermerkt – ich muss mir eine Minu­te Zeit nehmen, um das vorzulesen, damit klar ist, was ich meine –:

Abgeordneter Posch geht auf die Frage ein, ob die Kultusgemeinde vom Staat unter­stützt werden soll, und sagt, dass es gegenüber der klein gewordenen jüdischen Ge­meinde eine Verpflichtung der Republik gibt, zu helfen.

„Dafür muss man, denke ich, ein Gespür haben.“ – Zwischenruf des Abgeordneten Scheuch: „Das darf ja nicht wahr sein!“ – Posch setzt fort: „Ich glaube, dass die Exis­tenz einer jüdischen Gemeinde in Österreich wichtig ist und dass sich ein demokrati­sches Land, das sich zu den Menschenrechten und zur europäischen Wertegesell­schaft bekennt, auch verpflichten muss, das zu unterstützen.“ – Zwischenruf Scheuch: „Das werde ich ein paar Kärntner Freunden erzählen!“ – Posch fragt: „Was meinst du?“ – Zwischenruf Scheuch: „Unterstützen wir lieber unsere Bergbauern!“ – Posch fragt: „Bitte?“ – Zwischenruf Scheuch: „Unterstützen wir lieber unsere Bergbauern!“ – Posch setzt fort: „Das ist ein sehr interessanter Zwischenruf: Unterstützen wir lieber unsere Bergbauern als die jüdische Gemeinde in der Stadt! – Ich möchte das jetzt festgehalten haben hier für das Protokoll.“ – Zwischenruf Scheuch: „Ja!“ 

Das ist wohl eindeutig (Abg. Wittauer: Nein, das ist nicht eindeutig!), was Herr Abge­ordneter Scheuch hier an Zwischenrufen getätigt hat. Herr Abgeordneter Jarolim hat noch nachgefragt: Stimmt das wirklich, habe ich das richtig gehört, dass wir den Juden kein Geld geben sollen, sondern dieses lieber den Bergbauern zur Verfügung stellen sollen? Abgeordneter Scheuch sagt: Diese Aussage ist unrichtig.

Ich melde mich deswegen zur Geschäftsordnung, verehrte Kolleginnen und Kollegen, weil es doch schwer erträglich ist, wenn in einer tatsächlichen Berichtigung offensicht­lich die Unwahrheit gesagt wird und damit den Kolleginnen und Kollegen hier im Haus die Unwahrheit gesagt wird. Das kann auf diese Weise nicht hingenommen werden. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Wittauer.)

Ich habe ausschließlich aus dem Stenographischen Protokoll des Parlaments zitiert, Herr Kollege von der FPÖ! (Abg. Scheibner: Nicht vollständig!) Es steht Ihnen frei, Herr Klubobmann Scheibner, sich dazu zu Wort zu melden, um klarzustellen, wie Sie dazu stehen, dass uns ein Kollege hier in diesem Haus mit einer offensichtlichen Un­wahrheit in seiner tatsächlichen Berichtigung konfrontiert. – Danke. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

17.35

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Herr Klubobmann Van der Bellen! Ich weiß, dass das eine heikle Sache ist, daher habe ich Sie aussprechen lassen, obwohl ich sagen muss, dass Wortmeldungen zur Geschäftsbehandlung entweder dazu dienen, einen Antrag zu stellen, oder auf die Herbeiführung eines geschäftsordnungsmäßigen Zustandes abzielen. Ich glaube, die Geschäftsordnung ganz gut zu kennen, aber ich habe keine Möglichkeit, eine tatsächliche Berichtigung, die vor 15 Uhr stattgefunden hat – nicht unter meinem Präsidium, aber das tut gar nichts zur Sache –, jetzt nachher noch ein­mal aufzugreifen! Das könnte nur in einer Debatte zu einem Tagesordnungspunkt pas­sieren, wo man das anschneiden kann.

Man kann bei Wortmeldungen zur Geschäftsbehandlung auf die Korrektheit oder Nichtkorrektheit einer tatsächlichen Berichtigung keinen Einfluss nehmen. Das ist mei-


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