Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll70. Sitzung / Seite 111

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Im Bildungsbereich wird der Stein der Weisen gesucht. Man reist in verschiedene Län­der – Südtirol, Finnland, wohin auch immer –, es werden Bildungskonzepte verglichen. Ich wage zu behaupten, dass wir den Stein der Weisen gefunden haben, und dass er in Österreich liegt, nämlich in Form der schulischen Integration von behinderten Kindern.

Wenn ein Kind mit Down-Syndrom in einer Klasse sitzt, dann funktioniert kein Frontal­unterricht. Da braucht es einfach bestimmte Rahmenbedingungen: Das ist der offene Unterricht, das sind zwei Lehrer, das ist eine geringe Schülerzahl, das sind andere, an­schauliche Lehrmaterialien.

In den letzten 20 Jahren haben wir ein tolles Modell entwickelt, das vorsieht, dass je­des Kind seinen Fähigkeiten entsprechend gefordert und gefördert wird – auch das hochbegabte Kind, auch das behinderte Kind. Auf jedes Kind wird speziell eingegan­gen. Und wenn jetzt individueller Unterricht, individuelle Lehrpläne gefordert werden, dann ist eben dieses Modell der Integration auch auf das Regelschulwesen umzulegen und hier weiter zu entwickeln.

Deshalb braucht es jene Weiterentwicklung, das heißt, eine weiterführende schulische Integration nach der achten Schulstufe. Ich glaube nämlich, Schule beginnt bei den Lehrern, es kommt auf die Lehrer an, und deshalb ist es vor allem wichtig, dass behin­derte Menschen Lehrer werden können.

Wir haben im Zuge des Behinderten-Gleichstellungsgesetzes die körperliche Eignung als Aufnahmekriterium an den Pädagogischen Hochschulen gestrichen. Allerdings gibt es eine Verordnung des Unterrichtsministeriums, welche die körperliche Eignung wie­der einführt. Ich glaube, es braucht hier mehr Offenheit. Integration beginnt vor allem bei den Lehrern. – Danke. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und BZÖ.)

14.34


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der von Herrn Abgeordnetem Huainigg eingebrachte Entschließungsantrag wurde inzwischen gemäß § 53 Abs. 4 Geschäftsordnungsgesetz an die Abgeordneten verteilt und ist ausreichend unterstützt.

Die Idee war sehr innovativ, nur denke ich, dass das durch die Geschäftsordnung nicht gedeckt ist – vielleicht irre ich mich, aber wir sind ohnehin bei der Novellierung der Ge­schäftsordnung, und wir werden uns sicher genauer ansehen, wie man künftighin mit solchen Spezialfällen umgeht, damit das in der Rechtsordnung auch entsprechend ge­deckt ist.

Jedenfalls ist der Antrag durch die Verteilung ordnungsgemäß eingebracht und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Franz-Joseph Huainigg, Elmar Mayer, Kolleginnen und Kollegen betreffend barrierefreie Schulbücher und Unterrichtsmittel

eingebracht im Zuge der Debatte zu Tagesordnungspunkt 4, Bericht des Unterrichts­ausschusses über die Regierungsvorlage (714 der Beilagen): Bundesgesetz, mit dem das Schulunterrichtsgesetz geändert wird (763 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XXIV. GP)

Im Rahmen der Schulbuchaktion werden spezifische Schulbücher und Unterrichtsmittel für behinderte Kinder kostenlos zur Verfügung gestellt. Dieses Angebot ist weiter zu verbessern. Ein Beispiel sind etwa Untertitel für gehörbehinderte Kinder bei Begleit-DVD von Schulbüchern.

 


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