11.41

Abgeordnete Dipl.-Ing. (FH) Martha Bißmann (PILZ): Frau Präsidentin! Ich begrüße die steirische Wahlkreisdelegation der Liste Pilz auf der Galerie. Herzlich willkommen! (Beifall bei der Liste Pilz sowie bei Abgeordneten von SPÖ und NEOS.)

Sehr verehrte Damen und Herren, wissen Sie, was nachhaltige Politik ist? – Ich erzäh­le Ihnen dazu eine kleine Geschichte, die das sehr schön verdeutlicht.

Der schwedische König hat Anfang des 19. Jahrhunderts im ganzen Land über 300 000 Eichenbäume pflanzen lassen. Nein, meine Damen und Herren, er war kein früher Grüner, er hat das gemacht, damit seine Nachkommen auch 150 Jahre später noch genügend Holz für den Bau von Kriegsschiffen haben. Gut, im Jahr 1975 haben wir dann keine hölzernen Kriegsschiffe mehr gebraucht, dennoch ist diese Geschichte ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie langfristig oder nachhaltig in früheren Zeiten gedacht und geplant wurde. – Wo ist diese Weitsicht heute?

Es mangelt zwar nicht an hehren, in die Zukunft gerichteten Zielen, allein es fehlt die Kraft oder der Wille, diese umzusetzen. Dazu brauchen wir uns nur die Bilanz der letzten Bundesregierung zu den selbst auferlegten und grandios verfehlten Umweltzie­len anzuschauen. Ich bin aber ein optimistischer Mensch, ich gebe die Hoffnung nicht auf, viele andere Menschen auch nicht. In ein paar Monaten haben wir wieder die Chance, nachhaltige Politik in Europa zu betreiben, und zwar dann, wenn Österreich zum dritten Mal den Vorsitz im Europäischen Rat übernimmt – dann liegt es an Ös­terreich, politische Entscheidungen auf EU-Ebene voranzutreiben, dann liegt es an uns, Kompromisse zwischen den Mitgliedstaaten zustande zu bringen; zumindest Letz­teres sollte uns nicht zu schwer fallen. Wir müssen unseren Partnern ja eigentlich nur gut erklären, was eine österreichische Lösung ist.

Im Ernst: Wir haben uns mit Bulgarien und Estland in der Triopräsidentschaft auf eine gemeinsame Linie verständigt. Mit Ende 2018 wird ja die EU endlich zur nachhaltigen Energieunion. Es liegt jetzt an uns, ambitionierte Klimaschutzziele und energiepoliti­sche Maßnahmen zu setzen, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhin­dern. 40 Prozent erneuerbare Energie in der EU bis 2030 sind möglich! 40 Prozent Steigerung der Energieeffizienz in der EU bis 2030 sind ebenfalls möglich! Unsere Regierung scheint das Thema zumindest auf dem Papier ernst zu nehmen. Laut Re­gierungsprogramm soll unser Land nämlich den Vorsitz nützen, um Österreich als Energieinnovationsland zu positionieren. Ich finde das großartig, wirklich wunderbar. Das ist genau das richtige Signal, das wir in die Welt aussenden müssen.

Ich frage mich nur: Wie sollen wir das zustande bringen? Wie sollen wir Österreich als Energieinnovationsland positionieren, ohne dass unsere europäischen Partner in schallendes Gelächter ausbrechen? Österreich ist nämlich in Sachen Klimaschutz in­ternational Schlusslicht. Klimabelastende Maßnahmen werden hierzulande jährlich mit fast 5 Milliarden Euro gefördert. Das Dieselprivileg gehört abgeschafft. Der Mineralöl­steuerfreibetrag für Kerosin gehört abgeschafft. Und: Warum werden in Gottes Namen hierzulande immer noch Ölheizungen gefördert?

Nutzen wir doch die Chance, die uns die Vorsitzführung bietet, und geben wir Gas bei der Energiewende in Europa, Biogas natürlich!

Viele innovative Unternehmen aus Österreich zeigen vor, wie es geht. Wir haben Un­ternehmen wie den Solarpionier Solid aus der Steiermark, der aktuell den weltweit größten Solarwärmespeichersee plant, oder wie die Firma Pichler aus Kärnten, die all­umfassende Lösungen für energieeffiziente Haustechnik anbietet. In meinen zehn Jah­ren als EU-Projektmanagerin bin ich sehr viel in Europa herumgekommen, und Sie dür­fen mir glauben, österreichische Unternehmen und Akteure in der Energie- und Um­weltpolitik haben einen sehr, sehr guten Ruf – die Politik leider weniger. Wir haben das Know-how, wir haben die Man- and Womanpower, jetzt brauchen wir das nur noch auf der politischen Ebene umzusetzen.

Wenn wir den Klimawandel einigermaßen in den Griff bekommen, lösen wir damit auch einen ganzen Rattenschwanz an Problemen, die diese Entwicklung nach sich zieht: die sozialen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die auf unser Alpenland zukommen, das ja vom Klimawandel besonders betroffen ist, und die Frage der klimabedingten Migra­tion. In Zukunft wird der Klimawandel mehr Menschen zur Flucht zwingen als Kriege!

Liebe Bundesregierung! Liebes Parlament! Lassen Sie uns hier zusammenarbeiten und unsere internen Zwistigkeiten überwinden, die interessieren ja außerhalb Öster­reichs niemanden. „Einigkeit macht stark“, das ist das Motto der aktuellen bulgarischen Ratspräsidentschaft. Nehmen wir uns das doch zum Vorbild! – Vielen Dank. (Beifall bei der Liste Pilz.)

11.46

Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gemeldet: Frau Abgeordnete Martina Diesner-Wais. – Bitte.