11.08

Abgeordneter Clemens Stammler (Grüne): Herr Präsident! Hohes Haus! Dieses Tier­schutzvolksbegehren zeichnet sich meines Erachtens vor allen Dingen dadurch aus, dass es sehr lebensnah verfasst ist. Es versteht nämlich nicht nur, dass Schweine Leid ausgesetzt sind, wenn sie auf Vollspalten leben müssen, sondern auch, dass die Änderung dieses Umstandes eine Finanzierung braucht, und zwar nicht nur im Rahmen einer Investitionsförderung, sondern langfristig, denn wer Schweine auf Stroh hält, hat einen höheren Aufwand.

Das unterscheidet das Tierschutzvolksbegehren wesentlich von den 15 Anträgen der SPÖ, die zwar jedes Mal Tierschutz einfordert, sich aber auch einmal im Jahr im Rahmen einer Erhebung der Arbeiterkammer darüber mokiert, dass Lebensmittel in Österreich teurer sind als sonst wo auf der Welt. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Tierwohl ist viel mehr, als nur den Bäuerinnen und Bauern auszurichten, dass sie ihre Tiere besser halten sollten. Ich habe knapp 20 Jahre in der Zertifizierung von Biobe­trieben gearbeitet und habe dabei sehr viele Betriebe bei der Umstellung von konven­tioneller auf biologische Landwirtschaft begleitet. Eines – und zwar Wunderbares – konnte ich da immer wieder beobachten, nämlich dass die geänderten Haltungssysteme in den Ställen nicht nur bei den Tieren Tierwohl ausgelöst und ausgeglichene und zufriedene Tiere gebracht haben, sondern dass sich das eins zu eins in der Bauernstube, bei der Bauernfamilie widergespiegelt hat.

Ja, Tierschutz fängt bei der Zucht an, und die Abwärtsspirale dabei ist schier nicht enden wollend. In den USA wird zum Beispiel gerade thematisiert, dass Rinderzucht fast nur noch über Embryotransfer stattfindet. De facto züchten zwei große Firmen die Rinder Amerikas, das heißt, es gibt nur noch wenige Kuhfamilien, auf die man zurückgreifen kann oder auf die die Zucht zurückgeht. Das heißt, die Abwärtsspirale ist schier nicht enden wollend und im Endeffekt nur ein Ausdruck dafür, dass es auf dieser Welt eine Landwirtschaft gibt, die nach Luft ringt.

Das ist ein gesellschaftliches Problem. Das können wir lösen, aber nicht mit den Unter­schriften allein – und da auch die Bitte an die Unterzeichner, nicht bei den Unterschriften aufzuhören –, sondern eben auch, wie es Kollege Strasser schon gesagt hat, mit dem Griff in den Kühlschrank. Das ist nicht die Abgabe von Verantwortung eines Politikers, wie ich einer bin, sondern es bringt zum Ausdruck, dass es beides braucht: Wir schauen, dass die Rahmenbedingungen stimmen, wir schauen, dass der Inhalt des Kühlschranks stimmt, dann stimmen auch die Stallhaltungssysteme. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

11.12

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Fischer. – Bitte.