18.30

Abgeordnete Dipl.-Ing. Olga Voglauer (Grüne): Frau Präsidentin! Spoštovana Visoka Hiša! Hohes Haus! Heute ist schon ein besonderer Tag. Ich möchte mit meiner eigenen Biografie beginnen: Ich selbst bin auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen, der immer schon biologisch bewirtschaftet wurde, aber lange Zeit nicht zertifiziert war. Erst 2003 hat sich mein Vater dazu entschieden, den Hof als Biolandwirtschaft zertifi­zieren zu lassen. Er hat nämlich Angst bekommen, dass, wenn er es nicht macht, viel­leicht die Tochter den Hof nicht übernimmt. (Heiterkeit bei den Grünen.) Ich hätte ihn wahrscheinlich schon übernommen – aber ich hätte ihn dann halt zertifizieren lassen.

Worum es mir geht: Wenn man so aufwächst wie ich, oder auch auf einem Grünlandbe­trieb oder Rinderbetrieb, kann man sich die Realität von Betrieben, die Schweinezucht, Schweinemast betreiben, nicht wirklich vorstellen. Ich habe mir das im letzten Jahr im­mer wieder genauer angeschaut und dabei eines bemerkt, dass da nämlich zwei Reali­täten herrschen. Es gibt die eine Realität, die für die Produzentinnen und Produzenten gilt – und eine Realität, die für die Konsumentinnen und Konsumenten gilt, wie auch ich eine bin. Ich kaufe nämlich prinzipiell Biofleisch ein, und das direkt ab Hof.

Wie bringt man also als Politikerin zwei Welten zusammen, von denen man weiß, dass da so ein Gap besteht? – Das geht nicht von heute auf morgen, das ist auch mir als Grüner bewusst – klar ist aber, dass wir jetzt erste Weichen zu stellen haben. Ja, dieser Antrag legt das erste Mal fest, dass es unser Ziel ist, aus gentechnisch veränderten Futtermitteln auszusteigen, und das ist ein Meilenstein. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Dieser Antrag legt auch fest, dass wir die Tierwohlkriterien beim AMA-Gütesiegel weiter­entwickeln werden, das ist ebenfalls ein Meilenstein. (Zwischenruf der Abg. Doppelbauer.)

Was bedeutet das? – Das bedeutet, wir kommen weg von dem Umstand, dass Öster­reich nach wie vor gentechnisch verändertes Soja importiert, das auf Flächen angebaut wird, auf denen früher Regenwälder standen. Wir kommen weg von dem Umstand, dass wir damit die CO2-Emissionen anheizen.

Wir kommen davon weg, dass wir jährlich 500 000 Tonnen Soja aus Übersee impor­tieren. Das wird nicht von heute auf morgen gehen, und ja, ich bin überzeugt: Die Kol­leginnen und Kollegen von den Oppositionsparteien werden dafür sorgen, dass wir hier gemeinsam mit der ÖVP weiter an den nötigen Stellschrauben drehen. Das werden wir auch weiterhin tun, denn die Branche braucht das.

Jetzt komme ich zurück zu diesen zwei divergierenden Welten. (Abg. Rauch: ÖVP und Grüne?) Wir haben die Aufgabe, Betriebe mitzunehmen, Optionen aufzuzeigen und den Weg sichtbar zu machen, wir müssen auch anständig fördern und unterstützen, damit richtig investiert wird. Worauf wird es nämlich ankommen, nicht nur jetzt in der Postco­ronazeit? – Prinzipiell wird es in der Landwirtschaft darauf ankommen, Investitionen zu ermöglichen, die eine nachhaltige Landwirtschaft sichern. Das geht nur, wenn die Liqui­dität der Betriebe nicht so erschöpft ist, wie es derzeit der Fall ist.

Wir müssen sinnvoll in die Zukunft investieren, und dafür sind wir Grüne immer zu haben. (Zwischenruf des Abg. Rauch. – Abg. Schnedlitz: Wer ist denn zuständig?!)

Wir möchten den Familien in der Landwirtschaft ein Einkommen sichern und dafür sor­gen, dass in Österreich Schweinefleisch von Tieren verkauft wird, die in Österreich gebo­ren und gemästet wurden, die hier gelebt haben und geschlachtet wurden, und deren Haltung die Bezeichnung Tierwohl verdient.

Wenn wir dort hinkommen, werden wir einen riesigen Meilenstein erledigt haben – das hier ist der erste Schritt, und ich freue mich, dass wir ihn gemeinsam gesetzt haben. (Beifall bei Grünen und ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Schmiedlechner.)

18.33

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Karin Doppelbauer. – Bitte. (Abg. Rauch: Die Kollegin Doppelbauer wird das jetzt aufklären!)