18.45

Abgeordnete Dipl.-Ing. Karin Doppelbauer (NEOS): Frau Präsidentin! Herr Bundesmi­nister! Hohes Haus! Wenn ich meinem Vorredner hier zuhöre, dann sind manche Dinge durchaus nachvollziehbar, aber das eine Problem, das ich mit diesen Reden wirklich immer habe, ist, dass man einfach immer davon spricht, dass man mehr und mehr und mehr Geld ausgeben muss.

Manchmal muss man mehr Geld in die Hand nehmen, aber am wichtigsten ist es nach wie vor, dass die Qualität in der Umsetzung, in der Exekution passt. Da haben wir in unserem Land, das sagen nicht nur wir, das sagt auch der Rechnungshof, wirklich mas­sive Probleme. (Beifall bei den NEOS.)

Ja, der Ausbau und die Verlängerung des Fachkräftestipendiums und auch der Bildungs­bonus sind wichtige Maßnahmen, die getroffen werden, aber sie sind halt auch nur ein kleiner Schritt. Österreich leidet an einem massiven Fachkräftemangel, und das nicht erst seit gestern, meine Damen und Herren. Das sind Probleme, die sich in den letzten 15, 20 Jahren in Österreich entwickelt haben. Wir haben immer wieder, seit wir politisch auf dem Feld erschienen sind, davor gewarnt, gesagt, dass das angegangen werden muss, dass diese Probleme gelöst werden müssen. Bis jetzt ist nichts passiert und in den letzten eineinhalb Jahren, während der Pandemie, hat sich das Problem durchaus weiter verschärft.

Schauen wir uns dazu doch einfach einmal ein paar Zahlen an: 35 Prozent der Betriebe leiden unter starkem Fachkräftemangel, weitere 28 Prozent unter eher starkem, also über 60 Prozent der Betriebe in Österreich sagen, verdammt noch einmal, wir haben ein Problem, wir brauchen mehr Fachkräfte! Drei von fünf Betrieben sagen, dass ihnen Ein­nahmen entgehen, weil sie nicht genügend Mitarbeiter haben, weil das Skillset fehlt und weil dadurch auch die Innovation in den Betrieben gehemmt wird  das, muss man sa­gen, ist wirklich, wirklich sehr enttäuschend. Fast drei Viertel der Betriebe befürchten, dass sich der Fachkräftemangel in den nächsten drei Jahren auch noch weiter verschär­fen wird. Auch das ist absehbar, man braucht ja nur auf die Demografie in Österreich zu schauen.

Das sind also Zahlen, die man nicht einfach ignorieren kann, obwohl das Thema wie gesagt nicht neu ist. Man darf sie nicht weiter ignorieren, man kann sie nicht weiter ignorieren und man muss jetzt wirklich endlich die richtigen Maßnahmen setzen! Was parallel dazu passiert, ist, dass wir jetzt Menschen nicht mehr in der Arbeit haben, deren Branchen einfach durch die Pandemie sehr stark getroffen wurden. Das heißt, da braucht man sehr schnell Maßnahmen, um diese Menschen weiterzubilden und in neue Berufe zu bringen.

Der letzte Punkt ist natürlich auch sehr wahr, die Zahl der Personen, die länger als sechs Monate arbeitslos sind, steigt kontinuierlich. Ja, da haben wir ein Bildungsthema, es trifft leider immer wieder Menschen, die weniger qualifiziert sind. Als Oberösterreicherin, aus dem Industriebundesland kommend, muss ich natürlich sagen, wir sind wirklich Spitzen­reiter bei zwei aus meiner Sicht sehr furchtbaren Zahlen: 52 Prozent der Langzeitar­beitslosen in Oberösterreich haben maximal einen Pflichtschulabschluss, und wir haben gleichzeitig 28 000 unbesetzte Stellen in Oberösterreich. Diese Schere müssen wir ein­fach angehen. (Abg. Wurm: ... Bildungspolitik! Schau die Bildungspolitik der NEOS an!), das ist nichts, was man von heute auf morgen lösen kann. Ganz genau, Kollege Wurm sagt es ganz richtig, wir brauchen Bildungspolitik, denn Bildungspolitik ist nach wie vor die beste Arbeitsmarktpolitik. (Beifall bei den NEOS.)

Es gibt aber noch weitere Maßnahmen, die diese Bundesregierung treffen kann. Was wir sofort brauchen und auch sofort machen können, sind einfach weitere zielgerichtete Qualifizierungsmaßnahmen. Unser Wunsch wäre, nicht nur Geld auf das Problem zu werfen, sondern auch auf die Qualität der Umsetzung zu achten. Ein Punkt, der da immer wieder vergessen wird: Es gibt sehr, sehr viele, sehr gut ausgebildete Frauen, die in der Industrie wirklich gerne arbeiten würden, weil die Gehälter ja auch dementsprechend sind. Es braucht da flexiblere Arbeitszeitmodelle.  Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

18.49

Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Herr Bundesminister Kocher zu Wort gemel­det. – Bitte.