19.37

Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Ministerin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich möchte nun gar nicht so viel auf die Vergangenheit eingehen, sondern quasi einen Ausblick in die Zukunft machen. Wie schaut es im Tourismus im Moment aus? – Die Buchungslage im ländli­chen Raum ist relativ stabil. Was sich aber nicht so schnell erholen wird, ist der Städte­tourismus – und wir wissen, dass es für den Städtetourismus zum Teil auch neue Kon­zepte braucht, weil der Kongresstourismus in der bisherigen Form einfach nicht mehr zurückkommen wird.

Was wir aber beim Städtetourismus vor allem sehen, ist, dass die nächste Herausforde­rung schon vor der Türe steht. Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen, werden wir den heißesten Tag in diesem Jahr erleben. Das wird nur ein Vorgeschmack auf das werden, was die nächsten Jahre auf uns zukommen wird. Für die Coronakrise haben wir zum Glück eine schnelle Impfung, bei der Klimakrise haben wir das nicht. Das wird ein mas­sives Problem für unseren Städtetourismus werden, denn sind wir uns ehrlich: Ich glaube, niemand hier im Saal denkt, dass die Touristen in Scharen kommen und bei Temperaturen von 40 Grad durch Wien schlendern, in einer überhitzten Stadt ohne Meer. Darum ist es alleine aus touristischer Sicht sinnvoll, dass wir unsere Städte herun­terkühlen und verkehrsberuhigen – und da rede ich nicht von ein paar Nebelduschboxen, die wir irgendwo aufstellen. Da sind vor allem NEOS und SPÖ gefordert.

In der letzten Tourismusdiskussion habe ich das Beispiel schon gebracht. Schauen wir uns einmal die anderen Städte an, beispielsweise Paris: Da werden die kompletten Champs-Élysées umgebaut. Wenn man die Visualisierungen anschaut, dann bekommt man schon richtig Lust, dorthin zu fahren. Ich kann es nun anders auf den Punkt bringen: Es ist wichtig, dass wir darauf schauen, dass unsere Plätze vor allem gute Orte für die Bevölkerung sind, dann sind sie auch gute Orte für unsere Gäste. (Beifall bei den Grü­nen.)

Genau diese Städte, die jetzt schon runtergekühlt werden, werden eine Zukunft haben, denn das sind die Tourismusstädte der Zukunft. Nochmals an die SPÖ und an die NEOS: Diese Chance solltet ihr jetzt wirklich nutzen, denn das holen wir nicht mehr auf.

Zu Kollegen Hauser, zum Eigenkapital: Unsere Arbeit fängt nicht an, wenn die Opposi­tion einen Antrag einbringt, sondern wir arbeiten bereits daran. Was ich in Richtung FPÖ auch noch sagen möchte: Es fühlt sich zwar zum Teil ein bisschen so an, aber die Co­ronakrise ist noch nicht vorbei. Gerade im Herbst ist es, glaube ich, wahnsinnig wichtig, dass wir einen sicheren Tourismus haben.

Wenn wir so handeln, wie es die FPÖ immer verlangt und betont, dann könnten wir die nächste Wintersaison im Prinzip auch schon kübeln, und ich glaube, daran hat niemand Interesse. Im Sinne der Gesundheit der Menschen, im Sinne der Wirtschaft, im Sinne der Arbeitsplätze, die daran hängen: Werden Sie ein bisschen vernünftiger! (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

Um das nächste Thema noch schnell anzusprechen, den Fachkräftemangel: Der Fach­kräftemangel ist kein neues Phänomen im Tourismus. Das wissen wir, und die Antwort kann auch nicht der Importhandel von Arbeitskräften sein.

Gerade wenn man den Arbeitsmarkt Tourismus anschaut, reicht es nicht, ein Pflaster­chen irgendwo draufzupicken, sondern man muss schon schauen, warum Menschen und vor allem junge Menschen nicht mehr im Tourismusbereich arbeiten wollen, und dann müssen wir aber auch über den Tourismus insgesamt reden. Wenn wir uns bei­spielsweise undurchsichtige Investorenmodelle anschauen, wie Chaletdörfer, die wie Pilze irgendwo aus dem Boden poppen, dann wissen wir, dass das nicht nur eine geringe Wertschöpfung bringt, sondern dass sie oft auch sozial schlechtere Standards haben als familiär-, kleinstrukturierte Betriebe.

Lassen Sie mich eines noch klar sagen: Ein nachhaltiger Ganzjahrestourismus heißt auch Ganzjahresarbeitsplätze. Wir haben hierzu ein Konzept, und das Konzept heißt nachhaltiger, sozialer Tourismus – eine Win-win-Situation für alle. – Danke schön. (Bei­fall bei Grünen und ÖVP.)

19.42

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Fiona Fiedler. – Bitte, Frau Abgeordnete.