18.57

Abgeordneter Hermann Brückl, MA (FPÖ): Frau Präsident! Geschätzte Frau Staats­sekretärin! Hohes Haus! Werte Abgeordnete und KollegInnen! Die Bundesmuseen und die Bundestheater sind und waren seit Beginn der Coronakrise bemüht. Sie haben un­glaubliche Kreativität und großen Einfallsreichtum entwickelt, um diese Krise in ihrem Bereich zu meistern. Sie haben großartige Projekte zur Umsetzung gebracht – ich denke da nur an die aktuell laufende Tizian-Ausstellung im Kunsthistorischen Museum oder an die märchenhafte Aufführung der „Zauberflöte“ in der Volksoper.

Die Regierungsmaßnahmen drücken aber natürlich auch im Bereich der Bundestheater und der Bundesmuseen schwer. Und obwohl das Budget erhöht wurde – Frau Staats­sekretärin, Sie haben das ja erwähnt, und es ist auch gut, dass es erhöht wurde ‑, fehlt es an finanzieller Ausstattung. Ein Großteil dieser Erhöhung, das darf man auch dazu­sagen, dient nämlich zur Abdeckung der Einführung der Kollektivverträge, und die Mehr­aufwendungen, die durch Corona entstanden sind, sind darin nicht eingepreist. Daher ist dieses Budget in Wahrheit auch nicht nachhaltig, das schreibt im Übrigen auch der „Standard“ in einem wirklich sehr guten Artikel.

Die Bundesmuseen brauchen ein viertes staatliches Hilfspaket. „Auf alle Fälle – und für alle“, das hat die Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Bundesmuseen Katrin Voh­land im September gesagt. Die coronabedingten Schließungen der Museen beziehungs­weise die trotz Öffnung bestehenden Restriktionen haben enorme Einnahmenverluste verursacht.

Ich darf nur ein paar Zahlen im Hinblick auf die Besucher nennen – sehr unverdächtige Zahlen. Im Jahr 2019 hatten wir ein Rekordhoch. Die Bundesmuseen verzeichneten na­hezu sieben Millionen Besucher. Diese Zahlen sind im Jahr 2020 in den Keller gerasselt: Knapp zwei Millionen Besucher waren 2020 in den Bundesmuseen. Die Albertina ver­zeichnete ein Minus an Besuchern von 64 Prozent, das Belvedere einen Besucherrück­gang von 80 Prozent, das Kunsthistorische Museum minus 74 Prozent, die Österreichi­sche Nationalbibliothek minus 75 Prozent.

Dazu, Hohes Haus, sagt die Vorsitzende der Direktorenkonferenz Katrin Vohland Fol­gendes: Angesichts des anhaltenden Besucherrückgangs reichten die bisherigen Hilfs­pakete nicht aus. (Präsident Hofer übernimmt den Vorsitz.)

Zu diesen bereits bestehenden massiven Einnahmenverlusten kommen jetzt auch noch die nicht abschätzbaren negativen Auswirkungen der jüngst beschlossenen und noch zu erwartenden Covid-19-Restriktionen. So bereitet man sich bei den Bundestheatern jetzt auf eine 2G-plus-Regel vor, und das in Zeiten, in denen Testen nahezu unmöglich ge­macht wird, in denen es lange Warteschlangen vor den Testzentren gibt, in denen War­tezeiten auf das Ergebnis von 40, 44 Stunden keine Seltenheit sind, in denen die Tests ausgehen, in denen das EDV-System völlig überlastet ist. Daher braucht es in diesem Bereich und gerade auch für die Bundesmuseen und die Bundestheater ganz einfach eine finanzielle Unterstützung, eine zusätzliche finanzielle Hilfe.

Ich darf in diesem Zusammenhang folgenden Entschließungsantrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Kolleginnen und Kollegen betreffend „finanzielle Absicherung für Bundesmuseen, Österreichische Nationalbibliothek und Bundestheater zur Abfederung der Auswirkungen der jüngsten COVID-19 Restriktionen“

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Bundesregierung wird aufgefordert, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der zu erwar­tenden Einnahmenverluste infolge der jüngst beschlossenen und noch zu erwartenden COVID-19 Restriktionen, ausreichende finanzielle Mittel zur Liquiditätssicherung der Bundestheater, der Bundesmuseen und der Österreichischen Nationalbibliothek sicher­zustellen.

*****

(Beifall bei der FPÖ.)

19.02

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Hermann Brückl, MA, Ing. Mag. Volker Reifenberger

und weiterer Abgeordneter

betreffend finanzielle Absicherung für Bundesmuseen, Österreichische Nationalbiblio­thek und Bundestheater zur Abfederung der Auswirkungen der jüngsten COVID-19 Re­striktionen

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 4: Bericht des Budgetausschusses über die Regierungsvorlage (1034 d.B.): Bundesgesetz über die Bewilligung des Bundesvoran­schlages für das Jahr 2022 (Bundesfinanzgesetz 2022 – BFG 2022) samt Anlagen (1157 d.B.) (UG 32 Kunst und Kultur) in der 129. Sitzung des Nationalrats am 16. No­vember 2021

„Die Bundesmuseen brauchen ein viertes staatliches Hilfspaket. Auf alle Fälle - und für alle" so die unmissverständliche Forderung der Vorsitzenden der Bundesmuseen-Direk­torenkonferenz, die Generaldirektorin des Naturhistorischen Museums Katrin Vohland, nach einem Treffen am 6. September 2021 (APA0341/07.Sep 2021)

Die coronabedingten gänzlichen Schließungen der Museen bzw. die trotz Öffnung be­stehenden Restriktionen haben enorme Einnahmenverlusten verursacht.

Die seitens des Museumsbundes Österreich in Kooperation mit der Statistik Austria ver­öffentlichte Vorerhebung der österreichweiten Museumsstatistik des Berichtsjahres 2020 zeigt einen Besucherrückgang von nicht weniger als 75 Prozent.

„Insgesamt lieferten 64,6 Prozent aller heimischen Museen Zahlen für die Erhebung. Nach dem Rekordwert von 20,6 Mio. Besuchen im Jahr 2019 rasselten die Besucher­zahlen in dem von Lockdowns geprägten Jahr 2020 in den Keller. So wurden 2020 le­diglich 6,4 Mio. Besuche verzeichnet, wobei die Bundeshauptstadt durch den Wegfall des Kulturtourismus besonders betroffen war, wie es in einer Aussendung heißt.“ (orf.at 6. August 2021)

In den Bundesmuseen war ein Rückgang der Besucherzahlen im Jahr 2020 gegenüber 2019 von 71 % zu verzeichnen. 2020 wurden insgesamt 2.010.624 Besucher vermeldet, 2019 waren es 6.933.776.

Die Zahlen machen sichtbar, dass das Erliegen des Städtetourismus und das Ausbleiben der internationalen Touristen während der Pandemie besonders drastische Auswirkun­gen auf die Besuchszahlen hatte.

Die Ergebnisse der Institutionen in Detail:

Albertina & Albertina Modern: 360.073 (-64 %)

Österreichische Galerie Belvedere: 343.064 (-80 %)

Kunsthistorisches Museum / Museumsverband: 454.291 (-74 %)

Museum für angewandte Kunst/MAK: 84.158 (-62 %)

Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien/MUMOK: 113.277 (-61 %)

Naturhistorisches Museum Wien: 302.324 (-64 %)

Technisches Museum Wien: 179.258 (-58 %)

Österreichische Nationalbibliothek (inkl. HdGÖ; ohne Lesesaal): 174.179 (-75 %)

(OTS0116, 29. Jan. 2021)

„Angesichts des anhaltenden Besucherrückgangs (2020 verzeichneten die Bundesmu­seen ein Minus von 71 Prozent) reichten die bisherigen Hilfspakete nicht aus,“ so Voh­land gegenüber der APA am 07.09.2021.

Zu diesen bereits bestehenden massiven Einnahmenverlusten kommen nun mehr die noch gar nicht abschätzbaren negativen Auswirkungen der jüngst beschlossenen und wohl noch zu erwartenden COVID-19 Restriktionen.

So bereiten sich die Bundestheater bereits auf die Einführung der „2Gplus-Regel“ Mitte dieser Woche vor. Die Verschärfung bedeutet, dass auch ein gültiger 2G-Nachweis (ge­impft oder genesen) für einen Besuch künftig nicht mehr ausreicht, sondern beim Besuch einer Vorstellung zusätzlich ein gültigen PCR-Test vorzulegen ist.

Man befürchte einen Einbruch der Besucherzahlen, wie stark sich die künftige zusätzli­che Test-Verpflichtung auf den Besuch auswirken werde, lasse sich schwer prognosti­zieren, so Holding-Geschäftsführer Christian Kircher. (APA0159 5 Sa, 13.Nov 2021)

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten daher nachste­henden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der zu er­wartenden Einnahmenverluste infolge der jüngst beschlossenen und noch zu erwar­tenden COVID-19 Restriktionen, ausreichende finanzielle Mittel zur Liquiditätssicherung der Bundestheater, der Bundesmuseen und der Österreichischen Nationalbibliothek si­cherzustellen.“

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Präsident Ing. Norbert Hofer: Der Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, ordnungsgemäß eingebracht; er steht in Verhandlung.

Zu Wort gelangt nun MMag.a Dr.in Agnes Totter. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.