18.18

Abgeordneter Klaus Köchl (SPÖ): Geschätzte Präsidentin! Geschätzter Herr Minister! „Koste es, was es wolle“, hat es bei der Pandemie geheißen. Das hat der zurückgetre­tene Bundeskanzler Kurz gesagt. „Koste es, was es wolle“, das haben wir bei den Lehr­lingen aber leider nicht, Herr Minister.

Ich weiß, dass die Lehre mit Matura im Budget ist. Ich habe die Untergliederung 30 mit, die hat 160 Seiten. Es ist genau so ein Blattl (ein Blatt Papier in die Höhe haltend), das die Lehrlinge betrifft. Mehr ist da nicht, und ich glaube, damit können Berufsschülerinnen und Berufsschüler in Zukunft nicht auskommen.

Was ist im Förderpaket? – Für Lehrlinge ist nichts dabei, dabei sind Lehrlinge Schüler wie andere Schüler auch. Wenn ich daran denke, wie bei der Matura herumdiskutiert worden ist, was alles passieren muss, damit die Maturanten die Matura machen können! Die Lehrlinge sind im Stich gelassen worden. Es ist in dieser Richtung nichts passiert, und deshalb bitte und fordere ich ein Umdenken, was die Lehrlinge betrifft. Es gibt über 100 000 Lehrlinge bei uns in Österreich, und diese haben auch ein Recht auf Allge­meinbildung. (Beifall bei der SPÖ.)

Sie haben ein Recht, im Ministerium gleich wie die anderen Schüler behandelt zu wer­den. Je breiter sie aufgestellt sind, desto leichter werden sie sich in Zukunft tun. Ein Lehrling will leistungsstark sein, ein Lehrling möchte ganz einfach vorankommen. Er beginnt mit 15 Jahren zu arbeiten und arbeitet bis 65 Jahre.

Manche haben nicht die Zeit, Lehrlinge drei Jahre lang anständig auszubilden, ihnen Allgemeinwissen zu vermitteln. Ich glaube aber, dass das wichtig ist. Man darf nicht auf die Lehrlinge vergessen, und vor allem dürfen sie in den Betrieben nicht einfach nur billige Hilfsarbeitskräfte sein. Ich glaube, die Ausbildner sind dafür verantwortlich, dass ihre Lehrlinge anständig ausbildet werden. Wenn ich den Chef eines Hotelfachbetriebs sagen höre: Ich kann mein Hotel zusperren, weil keine Lehrlinge da sind!, dann ist daran doch etwas falsch, und das gehört diskutiert.

Als Chef hat man Lehrlinge anständig auszubilden, sie vorzubereiten, damit sie dann bis zum 65. Lebensjahr anständige Arbeitskräfte sind. Ich denke, dass man die Lehrlinge da besser unterstützen muss. Das sind junge Menschen mit 15 Jahren, sie brauchen einen kritischen Umgang mit dem Internet, Sprachen, Kommunikation, digitales Wissen. Das sind Dinge, die man ihnen einfach beibringen muss.

Zum Abschluss meiner Rede frage ich Sie, Herr Minister: Haben Sie in Ihrem Kabinett schon einen Lehrling aufgenommen, um diesem vielleicht ein bisschen die Praxis beizu­bringen? (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)

18.21

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Johann Weber. – Bitte.