9.44

Abgeordnete Heike Grebien (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrte KollegInnen! Werte ZuseherInnen hier auf der Galerie und auch zu Hause! Im letzten Jahr habe ich bereits zur UG 10, zum Thema Frauen mit Behin­derungen gesprochen und hervorgehoben, wie wichtig es ist, Frauen mit Behinderungen mitzudenken, wenn es um Gewaltschutzmaßnahmen geht, denn nach wie vor ist es so, dass Frauen mit Behinderungen, da vor allem Frauen mit Lernschwierigkeiten, massiv von sexualisierter Gewalt betroffen sind.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal anmerken, dass auch Männer mit Behinde­rungen vielfach häufiger von Gewalt betroffen sind als Männer ohne Behinderungen. Wie in der Gesamtgesellschaft sind es Männer, die körperliche Gewalt über Männer aus­üben.

Im letzten Jahr hat es einen Fördercall vom Frauenministerium unter Mitfinanzierung des Sozialministeriums gegeben. Der Verein Ninlil, von dem ich Ihnen auch schon letztes Jahr erzählen durfte, werte KollegInnen, hat ein großartiges und wichtiges Projekt ein­gereicht; es heißt: Ressourcen für gewaltbetroffene Frauen mit Behinderungen. Das Ziel dieses Projekts umfasst vier Teile: eine Broschüre in Leichter Sprache zu erstellen, die gewaltbetroffenen Frauen hilft; die Broschüre als Website in Leichter Sprache umzu­setzen, auch für gehörlose Frauen in der österreichischen Gebärdensprache übersetzt, weil wir wissen, dass dadurch niederschwellige Zugänge möglich sind; auch Workshops zu gestalten, wie man dieses Buch, die Internetseite verwendet; und aufzuzeigen, wie man auch mit Angehörigen und Bezugspersonen von Menschen mit Behinderungen umgeht.

Heuer im Juni war es dann so weit. Die Broschüre (ein Exemplar mit dem Titel „Kraft-Rucksack – Für Frauen* mit Gewalt-Erfahrung“ in die Höhe haltend) und auch die Website sind fertig. Ich darf Ihnen die Broschüre, dieses Buch zeigen. Es heißt „Kraft-Rucksack“. Die Internetseite ist www.kraft-rucksack.at. Das ist wie schon gesagt einer­seits ein Buch, aber auch eine Internetseite. Man kann sich das gratis von der Homepage downloaden oder sich auch schicken lassen. Bitte verteilen Sie das! Schauen Sie einmal auf die Homepage! Geben Sie es an Ihre Netzwerke weiter! Das ist ein besonders wich­tiges Instrument.

Dieses Buch hat vier Teile. Der erste ist „Wissen zum Thema Trauma“. Der zweite: „Wie geht es mir gerade?“, das sind Übungen zum Spüren und Erkennen. Teil drei sind „Übun­gen für den Notfall“. Und in Teil vier geht es um „Übungen für gute Zeiten“, so heißt dieses Kapitel. Da geht es darum, wie man neue Kräfte finden und diese in seinen Kraft-Rucksack einpacken kann.

Ich zitiere nun in Leichter Sprache, was im Buch, aber auch auf der Internetseite steht: „Dieses Buch“ – diese Internetseite – „ist für Frauen*, die Gewalt erlebt haben. Das kann ein paar Monate her sein. Oder auch viele Jahre. Schlimme Erlebnisse können auch nach langer Zeit Folgen haben. Plötzlich fühlen sie sich schlecht. Obwohl gerade gar nichts passiert ist. Diese Internet-Seite“ – dieses Buch – „soll Frauen* helfen, dass es ihnen in solchen Momenten wieder besser gehen kann. Dafür haben wir“ – Ninlil – „auf der Internet-Seite“ und im Buch „viele Übungen aufgeschrieben.

Frauen* können [...] ihren Kraft-Rucksack für den Notfall zusammen stellen. Dieser Kraft-Rucksack kann sie in schwierigen Momenten begleiten. [...] Alle Informationen und alle Übungen gibt es auch in Gebärden-Sprache.“

„Die Internet-Seite ist kein Ersatz für Beratung oder Therapie.“

Zum Beispiel können Sie sich Hilfe bei der Frauen-Helpline holen. Das ist eine Notfall­nummer für Frauen. „Dort können Sie Tag und Nacht anrufen. Die Mitarbeiterinnen* ken­nen sich in ganz Österreich aus. Sie können Ihnen sagen, wo Sie die richtige Hilfe be­kommen können.“

„Die Frauen-Helpline kann auch über das Relay-Service erreicht werden“, damit auch gehörlose Frauen das Angebot in Anspruch nehmen können. „Es gibt eine Internet-Seite mit Informationen für gehörlose Frauen zum Schutz vor Gewalt.“ Sie heißt www.schrei­gegengewalt.at.

„Sie können zu einer Frauen-Beratungs-Stelle gehen. Überall dort arbeiten Menschen, die sich mit dem Thema Gewalt gut auskennen. Gemeinsam wird überlegt, wie es Frau­en* besser gehen kann. [...] Frauen* mit Gewalt-Erfahrung haben oft noch lange danach Probleme mit den Folgen. Aber alle haben Kraft in sich. Kraft, die sie gebraucht haben, die Gewalt zu überstehen. Wir hoffen, dieses Buch hilft, die Kraft zu spüren. Und neue und andere Kräfte zu finden. Alle Frauen* haben das Recht auf ein gutes Leben ohne Gewalt!“ – Danke. (Beifall bei Grünen und ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

9.49

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Rosa Ecker. – Bitte sehr.