10.48

Abgeordnete Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA (ÖVP): Einen schönen guten Vormit­tag! Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen und Zuseher! Welches Frauenbild sehen Sie, wenn Sie der heutigen Debatte folgen und der gestrigen Debatte gefolgt sind? – Wir haben die alleinerziehende, die sorgsame Mut­ter in ihrer Überforderung mit den jetzigen Maßnahmen. Wir haben gestresste Unterneh­merinnen. Wir haben Frauen mit Migrationshintergrund. Wir haben eine breite Palette von Frauen draußen: Wir haben die Quotenfrau beziehungsweise vermeintliche Quoten­frau im Aufsichtsrat, wir haben das Opfer von Gewalt in einer toxischen Beziehung. All diese Frauen gibt es – und daneben gibt es noch sehr viele mehr.

Wissen Sie, was eigentlich das Interessante ist? – Dass sich unsere Lebensphasen oft so aneinanderreihen, dass wir uns permanent entwickeln können, dass wir die Chance haben, aufzustehen, damit wir die beste Version von uns selbst werden können. Das ist das Leben, das ist Entwicklung, und oft braucht es eine Neuerfindung.

Es ist mir ein Herzensanliegen, dass wir keine Frau in irgendeiner Form beurteilen, son­dern dass wir sie in ihrer Lebenssituation, da, wo sie steht, unterstützen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Dafür braucht es von klein an Instrumente. Das Zauberwort ist für mich Empowerment. Normalerweise mag ich deutsche Begrifflichkeiten lieber, aber Selbstermächtigung klingt etwas sperrig. Ich glaube, Empowerment ist das, was wir brauchen. Das sind Pro­gramme von ganz klein auf, wie zum Beispiel: Mein Körper gehört mir. An dieser Stelle sage ich einmal Danke an die Lions Clubs, die seit einem Jahrzehnt ungefähr 250 000 Kinder begleitet haben, dafür, dass es dieses Programm gibt, in denen Kinder lernen, den Körper wahrzunehmen, sich abzugrenzen, und kleine Mädchen lernen, Nein gegen sexuelle Übergriffe zu sagen.

Ich möchte jetzt schon auf Herrn Schnedlitz, der leider gerade nicht im Saal ist, und seine unfassbare Rede, die er da über Facebook streamt, die Tausende Male geteilt wird, ein­gehen. Er verwendet beziehungsweise missbraucht darin mehrmals diesen Claim: Mein Körper gehört mir. Nein, der Körper ist etwas - - Ja, der Körper gehört uns Frauen. Ur­sprünglich kommt dieser Claim übrigens aus der Feminismusbewegung, da geht es um Abortion Rights, um Abtreibungsrechte – das ist noch einmal spannend.

Herr Schnedlitz, ich sage Ihnen eines – vielleicht schauen Sie es sich später an –: Sie haben nicht das Recht, diesen Claim dafür zu missbrauchen, dass Sie den Menschen von einer Impfung abraten, dafür, dass Sie sagen: Wir leben in einer Diktatur. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS.)

15 000 Neuinfektionen sprechen, glaube ich, für sich. Ich glaube, wir haben hier andere Schritte zu setzen.

Es braucht Initiativen, um Mädchen in Mint-Fächer zu bringen. Meine Kollegin zum Bei­spiel wird eine Stiftung extra dafür gründen, damit die Mädchen auch diese Lust an den Mint-Fächern behalten. Unsere Frau Ministerin und Frau Ministerin Schramböck haben vor Kurzem gemeinsam einen Award gegründet. Es braucht Finanzerziehung für Mäd­chen. Es braucht natürlich auch Kinderbetreuungsthemen. Herr Kollege (in Richtung Abg. Köllner), nur weil man etwas 20 Mal sagt, wird es nicht richtiger. Es wird hier sehr, sehr viel getan.

Evi (in Richtung Abg. Holzleitner), zu dem, was du vorhin gesagt hast: Wir wissen ja mittlerweile, dass es um einen Motherhoodpaygap geht. Der echte Genderpaygap sind ja nur ein paar Prozent, die man erklären kann. Wir müssen Frauen dazu bringen, dass sie darüber nachdenken, dass sie früher wieder mehr Stunden machen, damit sie dann nicht in diese Altersarmutsfalle kommen. (Abg. Heinisch-Hosek: Wie?)

Unsere Aufgabe ist es, Frauen in allen Lebensphasen zu unterstützen. (Zwischenruf der Abg. Heinisch-Hosek.) – Frau Heinisch-Hosek, ich verstehe Sie leider nicht. Ich glaube, der Erfolg jeder Frau sollte eine Inspiration für andere Frauen sein. Ich glaube, wenn wir einander anfeuern, einander begleiten, dann sind wir am allerstärksten. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

10.52

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Bern­hard. – Bitte sehr.