11.07

Abgeordnete Ing. Mag. (FH) Alexandra Tanda (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Bundes­ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren zu Hause und im Plenum! Das Thema Frau­en und Gleichstellung ist ein Querschnittsthema, das haben wir heute schon mehrmals gehört. Was aber bedeutet es eigentlich ganz genau, wenn etwas ein Querschnittsthema ist? – Das bedeutet, dass die Frage der Gleichstellung der Geschlechter alle Lebensbe­reiche betrifft, und daher ist dieses Gleichstellungsziel auch in allen Budgets beziehungs­weise in vielen Budgets enthalten.

Die Gleichstellungsziellandkarte hat 35 Untergruppen, und in 29 davon wird explizit das Gleichstellungsziel für Frauen erwähnt. Das betrifft das Gesundheitsbudget – ich habe gestern bereits zum Punkt Gendermedizin gesprochen –, das Budget für Familie und Jugend, das Budget für das Ressort Arbeit sowie die Budgets für Wissenschaft und For­schung, für Inneres, für militärische Angelegenheiten, für das Bundeskanzleramt und so weiter. In all diesen Budgets finden sich Maßnahmen, um dem Ziel der Gleichstellung der Geschlechter näherzukommen. Wir haben geschlechtsspezifische Unterschiede. No na net! Es ist aber für mich ganz, ganz wichtig, festzuhalten, dass diese Unterschiede eine Bereicherung für unsere Gesellschaft sein können und nicht dazu verwendet wer­den sollen, um die Frauen zu diskriminieren oder Macht auszuüben und Macht auszu­spielen. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Maßnahmen, um Frauen vor Gewalt und Diskriminierung zu schützen, sind essenziell. Genauso wichtig sind aber auch Maßnahmen für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Man muss nämlich sagen: Ökonomische Unabhängigkeit trägt indirekt und wesentlich zum Gewaltschutz bei, denn – ganz einfach – wer finanziell unabhängig ist, der kann diesen Teufelskreis verlassen, der kann gehen. Wenn man jedoch an der Geld­börse des Täters hängt, dann ist man einfach viel mehr auch emotional verhaftet und kommt aus diesem Teufelskreis nicht mehr heraus. Ich begrüße daher auch die Maß­nahmen zur Verringerung beziehungsweise zur Auflösung – dieser Begriff ist mir viel lieber – des Genderpaygaps. Ich freue mich, Frau Bundesministerin, darüber, dass auch Sie in Ihrer Rede dieses Wort verwendet haben, denn es geht nicht nur ums Verringern, es geht wirklich ums Abschaffen dieses Genderpaygaps.

In dem von mir geführten Verein und Unternehmen arbeiten 150 Mitarbeiter, und wir haben keinen Genderpaygap. Bei mir werden Männer und Frauen für gleiche Leistung und gleiche Arbeitszeit gleich bezahlt. Deswegen ist es mir ein ganz großes Anliegen, zu sagen: Es liegt an uns Frauen, dass wir, wenn wir die Glasdecke durchstoßen und in Führungspositionen kommen, Chefinnen werden, das bitte auch umsetzen, dass wir das nicht nur im Gesetz verankern, sondern dass wir auch den gleichen Lohn für gleiche Leistung bezahlen.

Es geht dabei eben nicht nur um ökonomische Verbesserung und Gleichstellung, son­dern um eine umfassende Gleichstellung der Geschlechter. Dazu gehört das Verbessern der Chancen von Frauen am Arbeitsmarkt gleichermaßen wie der erleichterte Zugang von erwerbstätigen Vätern zur Väterkarenz, denn, wie meine Kollegin schon gesagt hat, eine Familie hat, bitte schön, auch einen Mann, gell, und nicht nur eine Frau. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe der Abgeordneten Einwallner und Lindner.) Es gibt wirklich viele Väter, das möchte ich hier sagen, und die habe ich auch bei mir im Unternehmen, die in Karenz gehen und von mir dabei unterstützt werden, sodass sie in Karenz gehen können und, wenn sie zurückkommen, den gleichen Arbeitsplatz vorfinden, den sie vor­her verlassen haben. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ebenso gehört der unbehinderte Zugang von behinderten Menschen zum Arbeitsmarkt dazu.

Abschließend möchte ich das eine noch herausnehmen: Im Gleichstellungsziel für den Bereich Wissenschaft und Forschung heißt es so wunderschön: „Ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis in Führungspositionen und Gremien [...]“. – Diese faire Auftei­lung der Führungsaufgaben wünsche ich mir nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in den Vorstandsetagen großer Unternehmungen. Gleichwertige Qualifikation ist selbst­verständlich vorausgesetzt, aber dann bitte auch unbedingt gleiche Entlohnung. Dafür braucht es auch ein klares Ziel, das wir, denke ich, über alle ideologischen Grenzen hinweg haben: Gleichstellung, nämlich die Gleichstellung aller Menschen in diesem Land.

Da Rom leider auch nicht an einem Tag erbaut wurde, möchte ich abschließend Lothar de Maizière zitieren. Diese Umgestaltung in Richtung einer gerechteren Realität hätte ich lieber im Laufschritt statt im Schritttempo, aber wie Lothar de Maizière sagt: „Politik ist [...] die Kunst des Machbaren und nicht des unbedingt Wünschbaren.“ – Aber es kommt ja Weihnachten, wünschen darf man sich’s ja trotzdem. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

11.13

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Joachim Schnabel. – Bitte.