17.55

Abgeordneter Robert Laimer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Meine Damen und Herren! Endlich wurde wieder ein Sportbericht verfasst und dem Sportausschuss vor­gelegt. Ich halte den Sportbericht für ein sehr wichtiges Instrument, um unter anderem die Effizienz der Förderungen, deren Treffsicherheit und Wirkungsorientierung bewerten zu können. Das betrifft sowohl den Leistungs- und Spitzensport wie auch den Breiten­sport und insbesondere die herausragenden Leistungen im Behindertensport. Danke dafür, Herr Minister!

Es gilt aber auch, Kritik zu üben, und zwar am Herrn Minister, der auch in seiner Funktion als Vizekanzler im Rahmen der Olympischen Spiele in Peking nicht vor Ort war und somit die Chance ausgelassen hat, sich mit politischen Vertretern zu treffen, Menschen­rechts­fragen zu erörtern, demokratische Werte anzusprechen (Beifall bei der SPÖ) und natür­lich auch unsere Goldjungs und -mädels persönlich zu ehren.

Meine Damen und Herren! Auch im Sport gilt: Diplomatie vor Boykott. Gerade Österreich als neutrales Land muss seine Tradition als Brückenbauer generell noch stärker zum Einsatz bringen. Wir sehen das auch jetzt im Osten Europas, im Ukraine-Russland-Konflikt, aber auch auf der sportpolitischen Weltbühne: Wir sollten mit verhandlungs­diplo­matischem Geschick alle Gesprächskanäle offenhalten, um unsere Positionen klar und offen darzulegen. Wenn wir positiven Einfluss auf andere Staatslenker und Verant­wortliche nehmen möchten und die Menschen und Freiheitsrechtsaktivisten in aller Welt unterstützen möchten, dann müssen wir sichtbar und präsent sein, innerhalb der Strukturen mit einer starken Stimme vertreten sein. Das gilt rückblickend auch für die Olympischen Winterspiele in China innerhalb des IOC.

Betreffend die Ausrichtung von Sportveranstaltungen in Gastgeberländern wie etwa die Austragung von Olympischen Spielen oder Fußballweltmeisterschaften wird nicht am Pokertisch gewürfelt, sondern das wird innerhalb der jeweiligen Gremien beschlossen, zum Beispiel in der Fifa oder im IOC. Bereits dort hätten es die Delegierten der diversen Mitgliedsländer in der Hand, die Vergabe nach einem – das ist wichtig – definierten Werte- und Rechtekatalog vorzunehmen. Das wäre ein echter Fortschritt und würde zahnlose Boykotts obsolet machen. Leider gibt es dieses Instrument jedoch noch nicht. Es ist zum Teil fadenscheinig, sich viele Jahre später – 2015 wurde Peking auserwählt – in bloßer Symbolpolitik zu ergehen. Mit diesem Aktionismus ist niemandem geholfen, schon gar nicht, wenn davor im Rahmen der Vorbereitung eines Großereignisses Menschen für den Bau von Spielstätten geschunden und ausgebeutet wurden.

Ich möchte ein Beispiel nennen: Mehr als 6 500 Gastarbeiter, vorwiegend junge Männer, sind in Katar verstorben, seitdem das Wüstenemirat im Jahr 2010 den Zuschlag für die Ausrichtung der WM 2022 erhalten hat. Das geht aus einem Bericht der britischen Tageszeitung „The Guardian“ hervor. Demnach sind im Zeitraum von 2011 bis 2020 knapp 6 000 Arbeitsmigranten aus Indien, Bangladesch, Nepal und Sri Lanka verstor­ben. Zudem meldete die pakistanische Botschaft in Katar weitere 824 Todesfälle. Die tatsächliche Gesamtzahl der Todesopfer liegt wahrscheinlich höher, Kenia und die Philippinen haben nämlich keine Zahlen gemeldet.

Meine Damen und Herren, ich beende meine Rede mit einem Fazit, welches ich aktuell an Vizekanzler Kogler und auch an Außenminister Schallenberg richte: Hören wir damit auf, erst dann unsere Besorgnis auszudrücken, wenn die Würfel schon längst gefallen sind! Wir sollten für die Zukunft lernen und schon im Vorfeld danach trachten, inter­nationale sportliche Ereignisse, Großereignisse und Events dort stattfinden zu lassen, wo ein Mindestmaß – ich betone: ein Mindestmaß – an Freiheit, Humanismus, Men­schen- und Arbeitsrechten gegeben ist. – Sport frei! (Anhaltender, teilweise stehend dargebrachter Beifall bei der SPÖ.)

17.59

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Grünberg. – Bitte sehr, Frau Abgeordnete.