16.44

Abgeordnete Mag. Elisabeth Scheucher-Pichler (ÖVP): Herr Präsident! Meine Herren Bundesminister! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste auf der Galerie! Mit dem Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung und der Übernahme in die Regelfi­nanzierung – das wurde ja schon ausgeführt – setzen wir wirklich einen Meilenstein, ei­nen wichtigen Schritt in die richtige Richtung.

Es ist auch im Rahmen der Pflegereform ein wichtiger Schritt, für Erwachsene, aber er­freulicherweise auch für Kinder und Jugendliche, das war uns ja auch im Familien­ausschuss so wichtig. Es ist aber natürlich vor allem für die ältere Generation, für unsere Seniorinnen und Senioren von großer Bedeutung. Mit zunehmendem Alter beschäftigt man sich nämlich immer mehr mit der Frage: Wie werden meine letzten Wochen, meine letzten Tage, meine letzten Stunden sein? – Ich denke, solche Gedanken hat jeder ir­gendwann einmal, und mit zunehmendem Alter denkt man natürlich stärker darüber nach. Da fragt man sich: Wie wird es sein? Wird jemand da sein, wird mich jemand begleiten? Wird mich jemand in den Armen halten, wird jemand meine Hand halten?

Für uns in der ÖVP und im Seniorenbund, aber auch darüber hinaus, etwa im Dachver­band Hospiz Österreich, in dem Waltraud Klasnic, Elisabeth Pittermann und viele andere wirkliche Pionierarbeit geleistet haben, war es so wichtig, dieses Thema voranzutreiben, unabhängig davon, dass es ein Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes zur Sterbehilfe gegeben hat. Wir haben das schon in den Jahren davor getan. Es wurde etwa schon die ehemalige Abgeordnete Gertrude Aubauer genannt, die mit mir auch Teil des Bundes­vorstands des Seniorenbundes ist. Sie hat mit ihrer Enquete-Kommission breite Auf­merksamkeit für dieses Thema geschaffen und wirklich wichtige Arbeit geleistet.

Ich meine, das war wirklich echte Pionierarbeit, die Sie alle zusammen mit den vielen hauptberuflichen, aber auch ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geleistet haben. Da sind auch sehr, sehr viele Ehrenamtliche dabei, die in Österreich in der Hos­pizarbeit tätig sind, und ihnen allen gebührt unser großer Respekt und unser großes Dankeschön für ihre Arbeit.

Es ist eine Pionierarbeit. Österreich steht heute in diesem Bereich wirklich an der Welt­spitze, das hat mir auch Waltraud Klasnic schon einmal bestätigt. Wir stehen bei der Hospiz- und Palliativversorgung wirklich an der Weltspitze, und ich denke, das sollten wir auch entsprechend würdigen. – Das ist auch Ihre Leistung, die Leistung von Ihnen allen! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Prammer.)

Meine Damen und Herren, der Begriff Hospiz, aus dem Lateinischen kommend, bedeutet ja so etwas wie Herberge oder Raststätte. Palliativ, ebenfalls aus dem Lateinischen kom­mend, bedeutet so etwas wie Mantel. Ich finde, das sind beides sehr schöne Symbole: ein Mantel, den man um jemanden legt, der ihn braucht, der Betreuung braucht.

Überraschenderweise wurde erst im Jahr 1961 in einem Vorort von London die erste Klinik für Sterbende und ihre Angehörigen gegründet, in der das erste Mal auch Akzente im medizinischen und psychologischen Bereich gesetzt wurden. Dort wurde ein ganz­heitlicher Ansatz gewählt, auch die Angehörigen wurden miteinbezogen. Das war auch der Beginn der medikamentösen Behandlung für Menschen am Ende ihres Lebens und der Beginn der Schmerztherapie. Heute sagt die Weltgesundheitsorganisation, dass je­der ein Recht auf Schmerzfreiheit hat. Das ist nicht immer möglich, aber doch weitge­hend. Ich glaube, das war ein ganz, ganz wichtiger Schritt, das Tabuthema Tod und Sterben ist damit in den Blick der Öffentlichkeit gerückt. Auch durch Publikationen wie jene der Schweizer Ärztin Kübler-Ross ist da wirklich viel geschehen, die moderne Hos­pizbewegung ist damit in den Sechziger-, Siebzigerjahren entstanden.

Mit der Etablierung des Hospizgedankens im Gesundheits- und Pflegesystem wird alles getan, um ein menschenwürdiges und würdevolles Leben bis zuletzt zu gewährleisten. Wichtig ist, dass das sowohl für die mobilen Dienste als auch für das Tageshospiz und alle stationären Einrichtungen gilt. Ich meine, dass jeder seinen Platz hat und stets die individuelle Situation ausschlaggebend dafür ist, was die richtige Möglichkeit ist. Hospice care drückt so schön aus, worum es geht: Menschen nicht allein zu lassen und Men­schen zu begleiten, sodass sie bis zum Tod selbstbestimmt und beschwerdefrei ein be­wusstes Leben führen können.

Palliativ- und Hospizarbeit braucht aber auch sehr, sehr hohe Standards, meine Damen und Herren, sie braucht regelmäßige Helferkonferenzen und Supervision – darauf müs­sen wir achten – und sie braucht neben guter Ausbildung auch regelmäßige Weiterbil­dung.

Wie gesagt, ich glaube, wir sind da am richtigen Weg. Ich möchte noch betonen, dass in Kärnten – ich bin Kärntnerin – seit 2005 ein Landesverband von Hospiz- und Palliativ­einrichtungen besteht und speziell die Caritas, die Diakonie und das Rote Kreuz Pionier­arbeit geleistet haben. Auch das möchte ich einmal betonen, nämlich dass da sehr, sehr viele Organisationen mitgearbeitet haben.

Meine Damen und Herren, zum Schluss kommend: Der letzte Lebensabschnitt ist immer eine Ausnahmesituation für alle Beteiligten. Es entsteht ein besonderer Leidensdruck, es entstehen Fragen, die mit Überforderung, mit Wut, mit Angst, mit Trauer, mit Hoff­nungslosigkeit, aber auch mit der Suche nach Frieden und mit Abschiednehmen und Trauer zu tun haben. Das ist eine Ausnahmesituation, und daher ist es auch so wichtig, die richtige Begleitung zu organisieren.

Ein französischer Arzt aus dem 16. Jahrhundert hat sinngemäß gemeint: Wenn es nichts mehr zu tun gibt, ist viel zu tun: Heilen – manchmal, lindern – oft, trösten – immer. Das ist auch das Leitmotiv der internationalen Palliative-Care-Bewegung. Ich denke, das ist ein sehr, sehr schönes Leitmotiv. Ich danke allen, die heute diesem Meilenstein für die Hospiz- und Palliativversorgung in Österreich zustimmen. Und noch einmal ein großes Dankeschön allen, die mit dazu beigetragen haben, dass wir heute diesen Beschluss fassen können. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

16.51

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht die Berichterstatterin ein Schlusswort? – Das scheint auch nicht der Fall zu sein.

Wie vereinbart verlegen wir die Abstimmung an den Schluss der Verhandlungen über die Vorlagen des Ausschusses für Arbeit und Soziales.