15.05

Abgeordnete Rosa Ecker, MBA (FPÖ): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! „Es gibt kein Problem in der Wissenschaft, das von einem Mann gelöst werden kann, das nicht von einer Frau gelöst werden kann.“  – Zitat Vera Rubin, Astrophysikerin.

Wir brauchen eine Strategie. Dieser Tagesordnungspunkt – und Kollegin Niss hat es bestätigt –: tausend Projekte; es gibt Aktivitäten, es gibt Projekte, aber es gibt keine Ge­samtstrategie – diesmal bei der Frauenförderung im Mint-Bereich. Es ist wieder einmal skurril: Es braucht immer extra Anträge der Regierungsparteien an ihre eigenen Minis­ter – so quasi als Anschubenergie –, damit dort endlich etwas weitergeht und dort endlich gearbeitet wird, was wir als Mandatare ja eigentlich für selbstverständlich halten würden.

Es gibt 50 Mint-Schulversuche, die im Schulbudget abgebildet sind, es gibt das Mint-Gütesiegel vom Kindergarten bis zur höheren Schule, es gibt das jetzt von der Frauenministerin initiierte Projekt LEA und vieles mehr – ohne Gesamtstrategie. All das soll die Mint-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik insbeson­dere den Frauen und den Mädchen schmackhaft machen – einerseits weil diese Branchen besser bezahlt werden, andererseits weil auch im Mint-Bereich die Fachleute ausgehen.

Einzelne Kampagnen sind zu wenig, um in diesem Bereich den Frauenanteil nachhaltig zu erhöhen. Susanne Metzger, Vorsitzende der Fachkommission Mint der Akademien der Wissenschaften Schweiz, sagt zum Beispiel: Viele Projekte für eine relativ kurze Zeit, das ist nicht nachhaltig, langfristige Projekte wären sinnvoller.

Die Bilanz der Mint-Förderung ist auch dort sehr ernüchternd: So sind zum Beispiel in der Physik an der ETH Zürich die Studentinnenzahlen in den letzten fünf Jahren nur um 1 μ – um in der Mint-Sprache zu bleiben – gestiegen, in der Informatik und in der Mathe­matik sind sie sogar gesunken.

Laut einer Studie von Absolventinnen der Uni Wien mit der Statistik Austria ist ein Studienabschluss ein Garant für einen guten Arbeitsplatz und für ein gutes Gehalt – unabhängig davon, welche Fachrichtung man absolviert. Das heißt, es muss nicht zwangsläufig ein Mint-Fach sein. Es ist auch bewiesen – wir wissen das –: Wenn Männer in Frauenberufe drängen, dann steigt das Gehaltsniveau, wenn Frauen in Männerberufe drängen, dann hat das die gegenteilige Auswirkung. Die Top zwei der frauendominierten Branchen sind das Gesundheits- und Sozialwesen und Erziehung und Unterricht – und wir haben es auch heute schon gehört: Wir brauchen genau dort das Personal und noch mehr, als eigentlich dort drinnen ist. Wozu also umschichten in Mint-Bereiche? Frauen stellen mehr als 50 Prozent der Studierenden, und trotz unzähliger Girls’ Days und Fraueninitiativen: So wirklich steigt der Frauenanteil im Mint-Bereich nicht.

Wieso lassen wir die Frauen daher nicht einfach das lernen und studieren, was sie am liebsten möchten, und werten nicht die Niedriglohnbereiche, gerade im Sozial- und im Pflegebereich, dementsprechend auf? Die Mädchen und Frauen in unserem Land sind alles in allem gut ausgebildet, sie sind vielseitig interessiert, und sie sind mit Sicherheit auch für einen Mint-Beruf geeignet, wenn sie das denn auch selbst wirklich wollen.

Wir sagen Ja zu dieser Strategie, weil es die sowieso längst geben sollte. Der Antrag ist sehr unverbindlich formuliert, und eine Mint-Strategie – ja, das könnte sogar diese Regie­rung schaffen. (Beifall bei der FPÖ.)

15.09

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordnete Hamann. – Bitte sehr.