12.39

Abgeordneter Clemens Stammler (Grüne): Frau Ministerin! (Abg. Leichtfried: Präsi­dentin!) – Danke. Frau Präsidentin! Geschätzte Ministerinnen und Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte ZuhörerInnen, Schüler und Schülerinnen auf der Galerie! Erklären Sie den Menschen da draußen bei vollen Supermarktregalen etwas von Ernährungssouveränität und vom Eigenversorgungsgrad! Das gelingt mir seit zehn Jahren kaum, aber jetzt, begleitet von Pandemie, Ukrainekrieg und vor allem Klimakrise, gelingt das langsam.

In einem reichen westlichen Land wie Österreich haben wir zwar keine Versorgungskrise in dem Sinn, wir haben vielleicht eine Teuerung im Regal und die ist schwer genug, der Hunger ist allerdings woanders auf der Welt.

Wir erkennen dadurch langsam unsere Abhängigkeit, auch die Abhängigkeit unserer Landwirtschaft. Wir sind abhängig von Lieferketten, von globalen Getreidemärkten, von Ländern, deren Energie ich nicht haben möchte. Russisches Gas ist Energie, ich würde fast sagen kriminelle Energie.

Wenn ich mich draußen so umhöre und versuche, die Stimmung der Menschen auf­zunehmen, dann spüre ich eine gewisse Ohnmacht – kein Wunder bei all den Krisen. Es muss unsere Aufgabe sein, diese Ohnmacht, die aus den vielen Parametern, die man nicht selber in der Hand hat, entsteht, eine Wirkmacht zu machen, und ich glaube, diese Regierung hat schon einiges dazu getan.

Ein Klimaticket gibt Wirkmacht: Ich kann kostengünstig öffentlich fahren. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.) Eine Fotovoltaikoffensive gibt Wirkmacht: Die Dächer beginnen langsam zu schimmern. Aber auch die Landwirtschaft braucht diese Wirkmacht. Wir brauchen eine Regionalisierung, ein Unabhängiger-Werden von Liefer­ketten, von russischem Gas, aus dem wir Kunstdünger erzeugen, und wir brauchen vor allen Dingen das Recht und die Chance, unser Wirken als Bäuerinnen und Bauern herzeigen zu können. Deshalb muss die Herkunftskennzeichnung auch noch den zwei­ten Schritt gehen und in der Gastronomie, auf der Speisekarte wirken. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es kann nicht sein, dass Weizen, Getreide so auf einer Börse gehandelt wird, dass der Erzeuger ganz am Anfang nichts mehr davon hat und es am Ende der Kette Menschen gibt, die sich dieses Getreide nicht leisten können, und dazwischen ein paar wenige Günstlinge auf dieser Welt stehen, die ohne tatsächlich Hand am Feld anlegen zu müssen, Geld verdienen. Ich glaube daran und ich ersuche auch den neuen Herrn Bundesminister darum: Arbeiten wir für die regionalen, für die resilienten Kreisläufe, lobbyieren Sie in Brüssel für die Bäuerinnen und Bauern und hören Sie nicht auf die Lobbyisten, die jetzt im Windschatten all dieser Krisen versuchen, sowohl Farm to Fork als auch Green Deal weiterhin zu untergraben, um Gewinne abzuschöpfen! (Beifall bei den Grünen.)

Frau Bundesministerin Köstinger ist mit den Worten zurückgetreten, sie habe ihre politischen Ziele erreicht. Herr Bundesminister Totschnig, ich habe meine politischen Ziele nicht erreicht, ich nehme an, Sie mit Ihrer Angelobung auch noch nicht. Arbeiten wir weiter! – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

12.43

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Karin Doppelbauer. – Bitte.