14.48

Abgeordnete Dr. Astrid Rössler (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundes­minister Totschnig, ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre neue Aufgabe. Ich wünsche Ihnen auch gute Nerven und gutes Geschick in den vielen Gesprächen, die Sie in diesem Amt führen werden. – Alles Gute. (Beifall bei den Grünen.)

Ich möchte gerne bei der Biolandbauförderung starten, weil es einerseits erfreulich ist, dass die Förderungen für den Biolandbau erhöht worden sind, dass es Projektförderun­gen für die Verarbeitung und Vermarktung von Bioprodukten und auch andere Förderun­gen in diesem Bereich gibt, erfreulich ist andererseits aber auch – weil wir dafür auch eine gesicherte Nachfrage brauchen –, dass mit dem Aktionsplan für nachhaltige Be­schaffung in zwei Bereichen bei der Nachfrage von Bioprodukten speziell die öffentliche Verwaltung – dazu zählen aber auch Bildungseinrichtungen, dazu zählt der Gesund­heitsbereich, Pflegeeinrichtungen –, die öffentliche Hand mit Vorbildwirkung vorangehen soll, um Bioprodukte stärker nachzufragen. In den beiden Bereichen  Lebensmittelbe­schaffung, aber auch Veranstaltungen  gibt es steigende Quoten bei Biolebensmitteln, auch bei Getränken, und auch bei Mehrwegverpackungen, also im ganzen Nachhaltig­keitsbereich. Es ist ganz wichtig, dass die Nachfrage gesichert ist.

Der zweite Bereich zeigt, dass die Landwirtschaft viel mehr als nur Lebensmittelproduk­tion ist, denn in Wahrheit sprechen wir über ein und dieselben Bodenflächen, die unter­schiedlichste Funktionen erfüllen.

Genau diese Bodenfunktionen werden sehr gut sichtbar im Nachhaltigkeitsziel 2, im SDG Nummer 2: Hunger beenden. Da geht es nämlich darum, die Ernährungssicherheit zu erhöhen, nachhaltige Landwirtschaft zu fördern, die Erhaltung von Ökosystemen zu verbessern, die Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel zu stärken. Die Resilienz der Böden und der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung hinsichtlich Extremwetterereignis­sen wie Dürren und Überschwemmungen soll gefördert und ausdrücklich die Bodenqua­lität verbessert werden.

Das zeigt sofort, dass Landwirtschaft viel mehr ist als nur Lebensmittelproduktion und/oder Tierhaltung, sondern in Wahrheit geht es um ein und denselben Boden, an den vielfältige Ansprüche gestellt werden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wer die letzten Tage orf.at verfolgt hat, konnte dort zwei wichtige Meldungen zum Thema Wasserknappheit lesen. Uns geht das Wasser aus. Das ist einer der kritischen Faktoren weltweit: Vor allem der Rückgang der Grundwasserkörper ist besorgniserregend, weil das auch unmittelbar in die Landwirtschaft eingreift.

Die zweite Meldung lautete: „Böden im Klimastress“. Die Böden werden trockener, und auch das ist ein Klimafaktor. Es sind also zwei große maßgebliche Stressfaktoren, die da auf die Landwirtschaft zukommen – beziehungsweise sind sie in Wahrheit schon voll angekommen.

Ich lese online die Nachrichten der Landwirtschaftskammer; auch da gab es jetzt im Mai zwei ganz, ganz dramatische Berichte. Einer führte unter dem Titel „Ohne Bodenbe­deckung kein Schutz“ aus, wie sehr in Wahrheit Trockenheit und Klimawandel bereits in unseren Böden angekommen sind.

Der zweite Bericht betrifft Kärnten: „Hagel, Sturm, Überschwemmung“, 1 000 Hektar Ackerflächen und Grünland wurden von einem Hagel- und Starkregenereignis geschä­digt. Wir befinden uns also bereits in einer ganz dramatischen Entwicklung, die ganz stark durch den Klimawandel ausgelöst wird.

Aus meiner Sicht heißt das: Der Boden erfüllt vielfältige, unverzichtbare Funktionen, von der Produktionsfläche über Rückhaltefunktionen bei Hochwasser sowie Wasserreini­gung – auch der Gewässerschutz ist in Ihrem Ressort angesiedelt – bis zur Wildbach- und Lawinenverbauung. Es ist also ein sehr kompaktes, aber auch sehr wichtiges Paket.

Meine Bitte und mein Appell: Wir müssen aufhören, uns bei Klimaschutz, Naturschutz und Landwirtschaft in Details zu verheddern. Wir müssen die Dinge gemeinsam sehen und gemeinsam verhandeln, auch beim Thema Bodenverbrauch: Wir dürfen nicht so viele Agrarflächen verlieren, das ist ein ganz dringender Handlungsauftrag!

Meine Bitte ist daher, die Gesprächsbereitschaft mit allen Betroffenen zu verbessern und die Themen Naturschutz und Landwirtschaft als gemeinsames Ziel zu behandeln. Wir dürfen uns da nicht in Detailfragen verheddern, sondern müssen das gemeinsame Ganze – da geht es um ganz viel, auch um die Landwirtschaft mit ihren vielen Funk­tionen – als gemeinsames Anliegen sehen. Dazu wünsche ich Ihnen und uns allen ge­meinsam alles Gute. (Beifall bei den Grünen.)

14.53

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Alois Kainz. – Bitte schön, Herr Abgeordneter.