19.53

Abgeordnete Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller (ÖVP): Frau Präsidentin! Ge­schätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte jetzt gerne wieder zum Inhalt des Tagesordnungspunktes zurückkommen, nämlich zu dem Bericht über die Prüfung der Errichtung einer Fachstelle zur Wahrnehmung von Interessen der Verbraucher, insbe­sondere auch behinderter Menschen, in der Normung.

Form follows function ist ein wichtiges Kriterium, das im Design und in der Architektur beachtet wird. Genauso wie es eben in der Architektur wichtig ist, dass man für die Funktionen richtig plant und die Funktionen und vor allem den Nutzer im Mittelpunkt hat, sollte es auch bei den Normen sein. Auch Normen sollten also der Funktion folgen und damit den Menschen dienen, die die Dinge, die hergestellt werden, dann auch benutzen.

Ich möchte in meiner Rede jetzt gerne den Fokus auf Menschen mit Behinderung legen. Gerade diese Menschen sind darauf angewiesen, dass wir sie ständig mitdenken, dass wir ihre Bedürfnisse mitdenken, ganz egal, ob Konsumartikel entwickelt werden, ob gebaut wird, egal, ob im öffentlichen Bereich, im Verkehrsbereich, aber natürlich auch im privaten Bereich.

Es wurde 2015 eine Umfrage gemacht, wie viele Menschen in Österreich sich als behindert einstufen oder auch eingestuft sind. Es waren damals 18,4 Prozent der Befragten über 15 Jahren, das sind circa 1,34 Millionen Personen. Das ist jetzt schon sieben Jahre her, man kann also davon ausgehen, dass es mittlerweile deutlich mehr sind. Genau diese Personen sollten wir auch bei der Erstellung von Normen mehr im Fokus haben.

Behinderungen oder Beeinträchtigungen sind natürlich stark altersabhängig. Von diesen 1,34 Millionen Personen gab damals circa eine Million an, dass sie in der Bewegung eingeschränkt sind, circa 216 000 gaben an, dass sie schlecht sehen, und 157 000, dass sie schlecht hören. Darauf muss man natürlich entsprechende Rücksicht nehmen, und deswegen ist es so wichtig, dass es in Zukunft eine Fachstelle gibt, wo Menschen, die in diesem Bereich Expertise haben, die in einer NGO arbeiten, die sich mit Menschen mit Behinderung auseinandersetzen oder beschäftigen, miteinbezogen werden und ihre Meinungen und ihre Vorschläge gehört und mitaufgenommen werden.

Es gibt aber auch sehr viele gerade ältere Menschen, die nicht klassisch eine Behin­derung oder eine Beeinträchtigung haben. Sie sind aber durch den technischen Fort­schritt der letzten Jahrzehnte sehr stark gefordert, sehr, sehr oft auch überfordert. Ich denke, auch auf diese Menschen müssen wir ganz speziell Rücksicht nehmen.

Ich glaube, viele von Ihnen können das nachvollziehen oder kennen solche Menschen. Ich habe zum Beispiel eine Mutter, die nicht sehr technikaffin ist. Sie tut sich unglaublich schwer, wenn ein Bankomat auf einmal anders ausschaut, als er zuvor ausgeschaut hat, wenn es – keine Ahnung – in einer Stadt fünf verschiedene Arten von Bankomaten gibt oder wenn man mit der Karte im Geschäft zahlt. Jeder von diesen EC-Kartenlesern schaut irgendwie anders aus, funktioniert anders, und das ist speziell für ältere Men­schen auch eine sehr große Herausforderung. Sie sind sehr oft sehr frustriert, wenn sie dann nicht in der Lage sind, die Geräte zu bedienen, beziehungsweise wenn sie um Hilfe fragen müssen.

Es gibt eine Richtlinie der EU aus dem Jahr 2019 über die Barrierefreiheitsan­forde­run­gen für Produkte und Dienstleistungen. Diese muss in den nächsten Jahren auch bei uns umgesetzt werden und dabei geht es genau um diese Dinge. Es geht um Computer, zum Beispiel eben um Bankomaten, um Ticketschalter, um E-Commerce bezie­hungs­weise Möglichkeiten, wie man online einkauft, um E-Books, die nicht jeder bedienen kann, um Zugang zu Onlinefernsehdiensten und ähnlichen Dingen. Es soll darauf ge­schaut wer­den, dass eben auch Menschen, die sich mit der Technik schwertun, besser einbezogen werden, dass es Vereinheitlichungen gibt, damit nicht jedes Gerät anders funktioniert.

Ich bin sehr froh, Herr Minister, dass es diese Fachstelle geben wird, und hoffe natürlich auch, dass entsprechende Expertise eingebracht werden kann und diese dann auch auf europäischer Ebene eingearbeitet und erhört wird. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

19.58

Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich der Herr Bundesminister zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Minister Rauch.