17.02
Abgeordnete Heike Grebien (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Kolleg:innen! Werte Zuseher:innen hier, aber auch zu Hause! Seit nun bald drei Jahren darf ich für die grüne Fraktion hier in diesem Hohen Haus Menschen mit Behinderungen vertreten und mich so mit meinen eigenen, aber auch mit den vergesellschafteten Stereotypen über Menschen mit Behinderungen tagtäglich auseinandersetzen: Welche Diskriminierungen erleben gehörlose, taube Menschen in Österreich? Wie ergeht es ihnen im Umgang mit Technologien wie dem Cochleaimplantat? Wie ergeht es ihnen in einer hörenden Mehrheitsgesellschaft? Und wie sehen eigentlich ihre Bildungschancen und ihre Bildungswege aus? Wie steht es mit der Erstsprache, ihrer Muttersprache ÖGS?
Zu meinen ersten Kontakten zur Gehörlosencommunity zählten Helene Jarmer und Lukas Huber, Präsidentin und Generalsekretär des Österreichischen Gehörlosenbundes. Sie erzählten mir von den Problemen und Diskriminierungen vor allem auch in der Schulbildung. Die Österreichische Gebärdensprache ist bereits seit 2005 als eigenständige Sprache anerkannt, wie Sie wissen, und dennoch hat es in der Praxis immer wieder Probleme gegeben oder gibt es sie noch. Im Regierungsprogramm haben wir Grüne deshalb auch verhandelt, dass ein inklusiver Lehrplan in ÖGS – also eine Forderung, die seit über zehn Jahren besteht – in Umsetzung kommt. Einstimmig, sehr geehrte Damen und Herren, haben wir das hier beschlossen und 2023/2024 soll es laut dem Bildungsministerium so weit sein. Das ist ein Meilenstein für die Community, und das ist gut so. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
Heute widmen wir uns dem nächsten Punkt im Regierungsprogramm, nämlich dem Ausbau der Ausbildung von ÖGS-Dolmetscher:innen. Die, wie Sie schon gehört haben, zu geringe Anzahl an Dolmetscher:innen wurde seit circa 2014 immer wieder problematisiert. Es gibt zwar – im Vergleich zu 2014 – jetzt mehr Ausbildungsorte, aber das reicht nicht, um den steigenden Bedarf zu decken. Es gibt auch keine Erklärung für die hohe Abbruchrate in diesem Studium im Vergleich zu anderen Studien. Genau deswegen machen wir das mittels Antrag, weil nicht klar ist – wir haben die Daten nicht –: Warum ist jemand erfolgreich im Studium, warum jemand nicht? Wie Sie hören, ich bin Steirerin, und in Graz gibt es auch die Möglichkeit, ÖGS-Dolmetsch zu studieren. Es könnte – und dahinter steht ein Fragezeichen, das wird die Evaluierung hoffentlich beantworten – zum Beispiel aufgezeigt werden, dass aufgrund dessen, dass in Graz zuerst ein Bachelorstudium zu machen ist und dass man erst im Master ÖGS studieren kann, vielleicht auch manche Studierende das nicht so attraktiv finden, um dann dort einzusteigen.
Wie gesagt, das wird die Evaluierung zeigen und sie ist dringend notwendig. Ich freue mich wirklich, dass hier im Hohen Haus wieder einmal alle Parteien dahinterstehen. Ich möchte mich bedanken und hoffe, dass die Studie bald in Auftrag gegeben wird. – Danke, Herr Minister. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)
17.05
Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordneter Fiona Fiedler. – Bitte.