18.40
Abgeordnete Irene Neumann-Hartberger (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Mitte September wurde der Grüne Bericht 2022 vorgelegt. Für diesen Bericht wurden rund 2 000 land- und forstwirtschaftliche Betriebe im Jahr 2021 betrachtet, und die Daten dieser Betriebe bilden die Grundlage für diesen Bericht. Der Produktionswert der Land- und Forstwirtschaft in Österreich betrug rund 10,9 Milliarden Euro. Davon entfielen 8,5 Milliarden Euro auf die Landwirtschaft und 2,4 Milliarden auf die Forstwirtschaft.
Der Grüne Bericht ist ein umfassendes Werk von 280 Seiten. Ich möchte mir drei Aspekte herausnehmen, die mir wichtig sind.
Zum Ersten: Die heimische Land- und Forstwirtschaft war 2021 erneut durchaus mit großen Herausforderungen konfrontiert: schwierige Rahmenbedingungen wie etwa die Betriebsmittelkostensteigerungen, schwierige Witterungsverhältnisse, die natürlich die Erntemengen verminderten – einzelne Regionen waren von langer Dürre oder Extremwetterereignissen betroffen –, und natürlich wirkte sich die anhaltende Covid-19-Pandemie auf einzelne Bereiche der Landwirtschaft schwerwiegend aus.
Nach einem deutlichen Einkommensminus im Jahr 2018 und mit zwei folgenden Jahren der Stagnation konnte jedoch im Jahr 2021 ein Plus von durchschnittlich 15 Prozent erzielt werden. Die Freude darüber hält sich allerdings in Grenzen, wenn man nämlich betrachtet, von welch niedrigem Niveau aus sich jetzt endlich wieder ein Aufwärtstrend, eine Steigerung abzeichnet.
Gründe dafür sind natürlich gestiegene Erträge durch höheren Holzeinschlag, bessere Rundholzpreise, der gestiegene Milchpreis und höhere Erzeugerpreise im Getreidebau. Es zeigen sich steigende Einkommen in fast allen Betriebsformen mit Ausnahme der Veredelungsbetriebe, vor allem im Schweine- und Geflügelbereich. Die Biobetriebe und Direktvermarkter:innen möchte ich ebenso mit einer noch positiven Entwicklung hervorheben. Wenn wir uns allerdings einen längeren Betrachtungszeitraum erlauben, sehen wir, dass starke Einkommensschwankungen nach wie vor die Realität sind.
Der zweite Punkt, den ich ansprechen möchte, ist die im Grünen Bericht eingearbeitete Agrarstrukturerhebung 2020, die alle zehn Jahre durchgeführt wird. Sie ergab eine Betriebszahl – ja, Herr Kollege Hauser, ich gebe Ihnen recht – von 154 593 land- und forstwirtschaftlichen Betrieben. Das ist ein Minus von 11 Prozent seit der letzten Vollerhebung im Jahr 2010. Ja, der Strukturwandel geht weiter, aber er hat sich verlangsamt.
Das heißt, dass wir nicht ruhen dürfen und die Betriebe sehr gezielt weiter unterstützen müssen. Unseren Bäuerinnen und Bauern, die tagtäglich für die Produktion aufs Feld, in den Stall oder in den Wald gehen, stehen nicht nur Wertschätzung und Unterstützung zu, nein, sie brauchen auch Wertschöpfung aus ihren Produkten. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)
Gesteigerte Wertschöpfung wird es aber nur geben, wenn uns ein Schulterschluss mit den Konsumentinnen und Konsumenten gelingt, indem diese nämlich auch bereit sind, zu bezahlen, was sie in gesellschaftlichen Ansprüchen Richtung Produktionsweise und Tierwohl so oft von uns fordern.
Der dritte Punkt, auf den ich noch kurz eingehen möchte, betrifft die Frauen in unseren Betrieben. Der Anteil der Betriebe, wo Frauen die alleinige Betriebsführung innehaben, ist noch immer bei 35 Prozent, wenn man alle Betriebe als Grundlage heranzieht. Damit sind wir nach wie vor im europäischen Spitzenfeld, und in jenen Betrieben, die in Ehegemeinschaften geführt werden, liegen Betriebsführung und Eigentum im Unterschied zu vielen anderen Ländern zu gleichen Teilen bei Mann und Frau. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Voglauer.)
Abschließend möchte ich schon noch betonen, dass die Situation in den Betrieben herausfordernd war, noch immer ist und auch in nächster Zeit bleiben wird. Die massive Teuerung bei Energie, Treibstoff, Futter- und Düngemitteln bedarf zielgerichteter Entlastungen. Die bereits getroffenen Maßnahmen dieser Bundesregierung sind dringend notwendig, um unsere Bauernfamilien auch weiterhin zu unterstützen. Nur so können wir die Versorgung mit Lebensmitteln im eigenen Land sichern. – Vielen Dank, Herr Bundesminister, für Ihren Einsatz und auch weiterhin gutes Zusammenarbeiten. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Bundesminister Totschnig: Danke!)
18.46
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Alois Kainz. – Bitte.