18.53
Abgeordnete Dipl.-Ing. Olga Voglauer (Grüne): Spoštovana Visoka Hiša! Sehr geehrtes Hohes Haus! Der Grüne Bericht 2022 hat zwei ganz interessante Seiten, nämlich die zwei, die uns darauf hinweisen, wie es mit der Wasserbilanz in Österreich ausschaut. Wir sehen, dass zwar die Niederschlagsmenge in der Vergangenheit gestiegen ist, wir sehen aber ganz klar, dass die Verdunstung noch viel stärker ansteigt. Und das sind Schlaglöcher für den Weg der Landwirtschaft in der Zukunft, die wir schnellstmöglich schließen müssen. Ob uns das gelingt, wissen wir nicht. (Beifall bei den Grünen.)
Den Klimawandel, der so massiv durchgreift und der hier an diesem Pult so oft zitiert wird, der die Bäuerinnen und Bauern am stärksten trifft, diesen Klimawandel, diese Klimakrise werden wir zu meistern haben – in der Landwirtschaft mit einer vorausschauenden Agrarpolitik. Allein in Kärnten findet man ein Potpourri an Beweisen dafür, wie schwierig es wird, in Zukunft Landwirtschaft zu betreiben. Schaut man auf die Pasterze, merkt man, wie sie jedes Jahr zurückgeht, fährt man durch das Mölltal oder spaziert man durch das Lesachtal, merkt man, wie der Borkenkäfer durchgreift. Was das für die Forstwirtschaft heißt, sieht man. Wir haben in Kärnten durch die Unwetter im Gegendtal und in Treffen gemerkt, was es heißt, wenn Retentionsräume fehlen und die Landwirtschaft absolut überschwemmt wird. Wir sind konfrontiert mit niedrigen Wasserständen, was auf unseren Almen in Kärnten dazu geführt hat, dass unsere Tiere kein Wasser mehr zu trinken hatten. Und wir hatten heuer eine Dürre, die ihresgleichen suchen muss; auch auf meinem Hof zum Beispiel fehlt im Vergleich zu den Jahren zuvor die Hälfte an Futter.
All das – betrachtet man die Daten vom Grünen Bericht – ist ablesbar. Das heißt, es gilt, keine Zeit mehr zu verlieren, um auch die Agrarwirtschaften, vor allem unsere Bäuerinnen und Bauern darauf vorzubereiten, dass wir nicht mehr so weitertun können wie vorher, denn wir sind mitten im Zeitalter der Verknappung angelangt – der Verknappung unserer Ressourcen vor Ort auf unserem Boden, der Verknappung durch die Versiegelung und der Verknappung durch die massive Teuerung und die Energiekrise, in der wir uns befinden.
Lassen Sie mich noch ein paar Worte zur Bodenversiegelung sagen! Auch da ist Kärnten ein besonderes Beispiel: Wir verbetonieren alle zwei Wochen die Fläche des Hafnersees. Alle zwei Wochen steht in Kärnten ein Hafnersee weniger zur Verfügung, und das trifft unmittelbar auch die Landwirtschaft. Das sind Flächen, die uns als Futterquelle fehlen, das sind Flächen, die uns als Retentionsraum fehlen, und das sind Flächen, von denen wir nicht mehr satt werden können.
Insofern muss unser aller Appell ein Appell an uns alle sein: Wir brauchen vorausschauende Agrarpolitik, die ihre Gelder dafür einsetzt, dass die Betriebe weiterhin gut Landwirtschaft betreiben können, damit der Strukturwandel weiter abgeschwächt wird und die Betriebe, die bleiben, uns noch weiterhin einen reichen Mittagstisch bescheren. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
18.56
Präsidentin Doris Bures: Als Nächste: Frau Abgeordneter Karin Doppelbauer. – Bitte.