19.17

Abgeordneter Clemens Stammler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Es gibt sehr wenig, was noch nicht bereits über den Grünen Bericht gesagt worden ist (Abg. Wurm: Aber nicht von jedem!) – aber nicht von jedem, richtig.

Die Bäuerinnen und Bauern sind ja in einem Berufszweig, in einem Beruf be­schäftigt, der einer der ältesten ist (Abg. Wurm: Der zweitälteste!) und nie an Wichtigkeit verloren hat, bis zum heutigen Tag. Es ist einer der schönsten Berufe, die man ausüben kann. Man sieht sofort in seinen eigenen Händen, was man produziert hat, aber es erfordert enorme Selbstdisziplin, es ist eine physische und psychische Belastung, die man immer wieder an allen möglichen Auswirkungen wie zum Beispiel Tierhaltungsskandalen bemerkt – und es ist ein Beruf ohne Arbeitsschutz.

Dieses Plus von 15 Prozent, das heute schon mehrmals angesprochen wurde, hört sich ganz fein an, unreflektiert und über den Kamm geschoren. Wer genauer hinsieht, bemerkt, dass das in Österreich ein Niveau von 2017 ist. In Oberösterreich hat man dagegen ein Minus von 3 Prozent gehabt, da ist man auf dem Niveau von 2014, und Vorarlberg schmiert mit einem Minus von 18 Prozent ab.

Einzelbetrieblich sind die Schwankungen noch viel höher, und das Gesamtplus lässt sich nach der Analyse des Grünen Berichts teils mit höheren Erlösen im Marktfruchtbereich, also im Burgenland und in Niederösterreich, durch eine tolle Ernte bei der Zuckerrübe und durch eine gute Preisentwicklung beim Kör­nermais erklären.

Der größte Einkommenszuwachs allerdings entsteht eher durch eine Panik­maßnahme der Bauern, und zwar sind sie in die Sparkasse, in den Wald ge­gangen. Die Menge des entnommenen Holzes der Bäuerinnen und Bauern ist im Vergleich zu 2020 um 30 Prozent gestiegen. Das ist erklärlich, eine einzelbe­trieblich sinnvolle Maßnahme, aber früher sind einmal Investitionen damit getä­tigt worden, heute wird das tägliche Leben damit bestritten.

Was man noch herauslesen kann: Die Pandemie hat – aufgrund der geschlos­senen Gastronomiebetriebe und der Sensibilität betreffend ihre Gesundheit auf­seiten der Konsumentinnen und Konsumenten – den Biomarkt gestärkt.

Was man im nächsten Grünen Bericht wird lesen können: Putins Krieg in Europa und die Energiepreiskrise verteuern die konventionellen Lebensmittel stärker als die biologischen. Im regionalen Kreislauf produzierte Lebensmittel machen uns eindeutig unabhängiger. Die Krise Nummer eins, die Klimakrise, die Wasserspeicherfähigkeit der Böden und der Humusaufbau, werden über Sein und Nichtsein der Zukunft entscheiden.

Ich habe jetzt dreimal Krise und dreimal bio erwähnt: Neben allen Sofortmaßnahmen wie dem Versorgungssicherungsbeitrag und dem Strom­kostenzuschuss – gemeinsam 230 Millionen Euro – wird die Transfor­mation – das ist heute auch schon mehrmals angesprochen worden – der Land­wirtschaft nicht ausbleiben dürfen, um in 50 Jahren noch immer einen der tollsten Jobs der Welt machen zu können. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.21

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt MMag.a Katharina Werner. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.