14.31
Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Die Coronakrise hat sich massiv auf die Branche ausgewirkt und ist weitgehend überstanden. Was allerdings noch nicht überstanden ist, ist die nächste Herausforderung, und das ist die Klimakrise.
Wir wissen, dass wir gerade mit dem Wintertourismus in einer enormen Abhängigkeit sind. Wie schaut es dort aus? – Selbst bei der Einhaltung der Pariser Klimaziele ist es so, dass wir den derzeitigen Status quo nicht halten können. Es wird einfach in einigen Jahren überall weniger Schnee geben, egal auf welcher Höhe. Was aber klar ist, ist, dass wir sehen, dass die Schneelage in Österreich direkt mit den Klimaschutzmaßnahmen zusammenhängt.
Was heißt das? – Ohne Klimaschutzmaßnahmen nimmt die Dauer der Schneedecke in 78 Jahren um 90 Prozent ab. Das heißt, wir haben dann in einem durchschnittlichen Winter nur noch zwei Tage eine geschlossene Schneedecke, und das ist ein Wahnsinn. Mit Klimaschutzmaßnahmen, also wenn wir die Pariser Klimaziele einhalten, wären es nur 50 Prozent. Das ist ein gravierender Unterschied.
Was heißt das schon jetzt für uns? – Je weniger Naturschnee es gibt – zum Thema Beschneiung, Herr Hörl –, desto mehr Kunstschnee braucht es. (Abg. Leichtfried – in Richtung Abg. Hörl, der mit Abg. Matznetter spricht –: Zuhören, Herr Hörl, das schadet nicht!) Die Betriebskosten erhöhen sich – das wissen wir jetzt auch mit Blick auf die Energiekosten wieder –, und das wird natürlich auf die Skikarten draufgeschlagen werden müssen. Das heißt, kurz gesagt: Die Klimakrise verteuert das Skifahren extrem, und grundsätzlich sind Klimaschutzmaßnahmen im Vergleich dazu, was es uns kostet, wenn wir keine Klimaschutzmaßnahmen setzen würden, noch billig. Ich glaube, da muss auch Kollege Hörl zustimmen. (Beifall bei den Grünen.)
Noch zum Thema Kunstschnee, Beschneiung: Die gegenwärtige Beschneiungstechnologie kann die fortschreitende Erderwärmung noch bis 2050 ausgleichen, aber danach ist Schluss, dann heißt es Schnee ade. Die Vorzeichen haben wir kürzlich in Lech Zürs gesehen: zu warm, kein Schnee, die Absage der Skiweltcuprennen Nummer sechs und sieben in diesem – unter Anführungszeichen – „Weltcupwinter“. Was wir hier sehen, liebe Kollegen und Kolleginnen, ist aber erst der Anfang. Wir können jetzt natürlich weitermachen wie bisher oder wir arbeiten auf Hochdruck daran, dass wir uns auf diese Krise vorbereiten.
Was hat das jetzt mit dem Budget zu tun? – Politisch müssen wir entsprechende Rahmenbedingungen schaffen. Der Fördertopf für die gewerbliche Tourismusförderung ist mit 24,5 Millionen Euro dotiert. Das ist auch gut so, das sind wichtige Mittel, insbesondere für die anvisierte Ökologisierung der Förderrichtlinie, die wir brauchen werden. (Beifall bei den Grünen.)
Wenn wir einen Wettbewerbsvorteil für Österreich schaffen wollen und wenn wir Österreich zum nachhaltigsten Tourismusland in Europa machen wollen – das rentiert sich auch ökonomisch, wenn man die Reisetrends, die Reiseveränderungen anschaut –, dann brauchen wir einen touristischen Ökologisierungsturbo. Ich bin froh, dass mit dieser Reform endlich etwas weitergeht, was die Förderungen anbelangt.
Genauso erfreulich ist das erhöhte Budget für den öffentlichen Verkehr. Das ist gerade für den Tourismus wichtig – Stichwort: Last Mile. Froh bin ich auch über den ÖBB-Rahmenplan vom Klimaministerium mit 19 Milliarden Euro und ich freue mich auch über die Ausweitung des Angebots Im Nightjet zum Schnee von den ÖBB gemeinsam mit dem Fachverband der Seilbahnen. Das passiert nicht oft, aber da kann man Herrn Hörl wirklich loben, weil das wirklich eine gute Sache ist. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Hörl wirft der Rednerin eine Kusshand zu. – Abg. Leichtfried: Das ist jetzt aber sehr wagemutig!)
Wir wissen, dass gerade bei der An- und Abreise die größten Probleme in den touristischen Hotspots entstehen, und wir wissen, dass vor allem die Einheimischen die Leidtragenden des Verkehrschaos sind. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
14.35
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Mag.a Julia Seidl. – Bitte, Frau Abgeordnete.