17.41

Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! „So viele Sprachen du sprichst, so oft bist du Mensch“. – Dieser Satz des Johann Amos Comenius, auch genannt Komenský, kommt mir in den Sinn, wenn wir im Rahmen dieses Tagesordnungspunkts auch über die Förderung der Muttersprachen der Angehörigen unserer Volksgruppen sprechen. Jan Komenský ist ja der Namensgeber einer hervorragenden Schule in Wien, wo Kinder mit tschechischer Muttersprache in Tschechisch unterrich­tet werden. So viele Sprachen du sprichst, so oft bist du Mensch. Die Bedeutung von Sprache kann ja auch im politischen Kontext nicht hoch genug einge­schätzt werden.

Sprache ermöglicht Enracinement, wie Simone Weil es genannt hat, Einwur­zelung. Sprache bedeutet für mich Heimat. Für Herrn Kollegen Berlakovich mag Heimat vielleicht in der pannonischen Tiefebene verortet sein, aber ich ver­orte sie eigentlich in der kroatischen und in der deutschen Sprache, die er spricht; und für Frau Kollegin Voglauer mag Heimat in den Karawanken ver­ortet sein, aber ich verorte sie auch in der slowenischen und in der deut­schen Sprache, die sie spricht. Diese beiden haben den Vorzug, mehrere Spra­chen, eine buntere Welt zu besitzen als ich, der ich nur die deutsche Sprache – zwar das klangvolle Deutsch des Österreichischen, aber doch nur die deutsche Sprache – meine Heimat nennen kann. Ich habe mit zehn Jahren erst angefangen, andere Sprachen zu lernen, und bin in diesen anderen Sprachen eigentlich nur ein wandernder Gast, ein hoffentlich geduldeter Gast, aber sie sind nicht Heimat für mich, wie sie für die anderen, die diese Sprache als ihre Welt betrachten, das Haus des Seins sind.

Darum ist es unglaublich wichtig, dass wir uns der Sprache annehmen und dass wir die Förderung der Muttersprachen unserer Volksgruppen wirklich ernst nehmen. Es ist von großer Bedeutung, dies durchzuführen. Die Bundesländer sind dabei natürlich stark gefordert, zuallererst natürlich das Bundesland Kärnten, das Bundesland Burgenland, auch das Bundesland Steiermark, wie ich heute gelernt habe; aber, Kollege Bernhard hat es gesagt: Aufgrund der großen Mobilität ist es ja auch so, dass die anderen Bundesländer auch zu nen­nen sind, insbesondere das Bundesland Wien.

Wenn ich also Wien nenne, dann komme ich wiederum auf Komenský zu spre­chen, und ich blicke jetzt in die Reihen der NEOS, denn es wird ja in der Stadt Wien dann in den Aufgabenbereich des Bildungsstadtrates von den NEOS fallen, dass es gelingt, den Menschen diese Sprache von Kindesbeinen an beizubringen, damit sie für sie Heimat werden kann, damit wirklich eingewurzelt werden kann.

Für die Menschen ist es von Bedeutung zur Festigung ihrer Persönlichkeit, und für den Staat Österreich ist es von Bedeutung einerseits im Hinblick auf die Tradition und deren Erhalt in ihrer Buntheit und auf der anderen Seite für die Gestaltung einer reichen und wirklich bunten Zukunft.

In diesem Sinne hoffe ich, dass auch in der Stadt Wien diese Förderung von Muttersprachen der Volksgruppen, die wir hier in unserem Lande beherber­gen dürfen, gut gelingen wird. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie der Abg. Krisper.)

17.44

Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit ist diese Debatte geschlossen.

Ist seitens der Berichterstattung ein Schlusswort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

Wie vereinbart verlege ich die Abstimmung an den Schluss der Verhandlungen über die Vorlagen des Verfassungsausschusses und fahre in der Tagesord­nung fort.