12.04

Abgeordnete Eva Maria Holzleitner, BSc (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Werte Frau Staatssekretärin! Wie geht es dir? – Super, danke! Es ist gerade ein bisschen stressig! Alles okay! Bei mir ist alles gut! – Das sind die Standardantworten, die man auf die Frage: Wie geht es dir?, oftmals bekommt.

Was aber nach wie vor stigmatisiert ist, sind Antworten wie: Ich glaube, ich habe Depressionen! Ich verletze mich selber, denn ich bin komplett fertig! Ich weiß nicht mehr ein noch aus! Ich habe große Angst und Sorgen! Ich weiß nicht, wie es weitergeht!

Das hat das Mental-Health-Jugendvolksbegehren aufzubrechen versucht. Ich denke, es ist den Proponent:innen auch ein Stück weit gelungen. – Herzli­chen Dank dafür. (Beifall bei SPÖ und Grünen.)

Es ist wichtig, dass wir nach mehreren Jahren Pandemie über das Thema psychische Gesundheit, insbesondere von jungen Menschen, sprechen, es in den Fokus rücken. Deshalb unterstützen wir auch den Antrag der Regierungs­fraktionen.

Wir finden auch, dass das Projekt Gesund aus der Krise wichtig ist. Warum ist es wichtig? – Weil man gerade in den ersten zwei Jahren der Pandemie so gut wie gar nicht auf die Bedürfnisse der jungen Menschen eingegangen ist, sondern ihre Bedürfnisse mehr oder weniger ignoriert hat. Das hat auch zu dieser Situation geführt, dass mittlerweile jede dritte junge Person von psychischen Problemen betroffen ist.

SOS-Kinderdorf sagt, dass nach wie vor 70 000 Therapieplätze bei Psycho­log:innen für Kinder und Jugendliche in Österreich fehlen. 70 000 The­rapieplätze – das ist eine unglaublich große Lücke, wenn es darum geht, junge Menschen zu unterstützen.

Es ist an der Zeit, alles zu tun, um die psychische Gesundheit in den Fokus zu rücken, durch die Bank zu heben. (Beifall bei der SPÖ.)

Es braucht Psychotherapie auf Krankenschein, es braucht flächendeckende Angebote von Schulpsycholog:innen und Schulsozialarbeit. Ja, das wur­de aufgestockt, aber wir wissen auch, dass es nach wie vor zu wenig ist, weil die Schule als Anlaufstelle wirklich viele – de facto alle – Kinder und Jugendli­che abholt, wenn man die Berufsschulen dazunimmt, wenn man alle Schultypen nimmt. Das wäre sehr wichtig.

Auch die Bundesjugendvertretung hat mit ihrer Kampagne Die Krise im Kopf eine Zehnpunktecharta aufgelegt: zehn Punkte, die die psychische Gesund­heit von Kindern und Jugendlichen besser unterstützen sollen. Diese konkrete Charta findet sich aber nach wie vor nicht in der Umsetzung der Bundesre­gierung wieder, und wir fordern, dass diese Charta der Bundesjugendvertretung auch tatsächlich umgesetzt wird.

Wir wissen auch, dass ökonomische Engpässe dazu führen können, dass die psychische Gesundheit leidet. Egal, ob der Mental Load bei Frauen oder Kinderarmut: Es sind reale Probleme, mit denen wir in Österreich konfrontiert sind. Wir sehen zu wenige Lösungsansätze, um diese Probleme zu bekämp­fen. (Beifall bei der SPÖ.)

Neben dem flächendeckenden niederschwelligen Angebot und Anlaufstellen zur Unterstützung braucht es den flächendeckenden Ausbau von Therapieplät­zen, verstärkte Einsätze von Schulpsycholog:innen, und diese müssen auch langfristig finanziell abgesichert sein. (Zwischenruf der Abg. Kirchbaumer.)

Es ist höchst an der Zeit, da zu handeln, werte Bundesregierung, werte Kollegin­nen und Kollegen von den Regierungsfraktionen. Bisher ist zu wenig gesche­hen, das zeigen uns die Zahlen. (Beifall bei der SPÖ.)

12.08

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Gerald Hauser. – Bitte. (Zwischenrufe bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen.)