12.22

Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Und vor allem: Lie­be Initiatoren und Initiatorinnen des Jugendvolksbegehrens! 62 Prozent der Mädchen und 38 Prozent der Burschen leiden an depressiven Symptomen. Ich merke, einige von Ihnen hören mir bei diesen erschreckenden Zahlen gar nicht mehr zu. Das geht bei vielen schon mittlerweile da (auf sein rechtes Ohr wei­send) rein und da (auf sein linkes Ohr weisend) raus, weil diese Pandemie der psychischen Gesundheit für viele mittlerweile zum Normalzustand geworden ist, um den man sich eigentlich nicht mehr wirklich kümmern muss.

Ich frage mich schon – auch wenn ich dieser Debatte folge und höre, wie stolz man auf diesen Entschließungsantrag ist –, Frau Staatssekretärin, Herr Gesundheitsminister: Verstehen Sie diese Notsituation auch, die uns beispiels­weise von Prof. Plener von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugend­psychiatrie des AKH im Ausschuss geschildert wurde?

Die Zahlen werden nämlich immer erschreckender. Eine ganz neue Studie der Tirol-Kliniken zeigt auf, dass bei den Jüngsten, den Drei- bis 13-Jährigen, schon jedes dritte Kind – ich habe Ihnen das auch mitgebracht (eine Tafel auf das Red­ner:innenpult stellend, auf der unter dem Titel „Jedes 3. Kind besonders gefähr­det“ drei Kinder grafisch dargestellt sind) – besonders gefährdet ist. Das heißt, dass klinisch manifeste Ängste vorliegen, die behandlungsbedürftig sind – bei je­dem dritten Kind unter den Drei- bis 13-Jährigen!

Besonders bedrückend wird es dann, wenn ich mir die Nachrichten durchlese, die ich von jungen Menschen, teilweise noch Kindern, bekomme, die alle dasselbe Muster zeigen. Ich habe vor zwei Jahren hier schon einige dieser Nachrichten vorgelesen und vorgetragen, aber sie wurden in den vergan­genen Monaten nicht weniger, wie man vielleicht meinen möchte.

Zum Beispiel hat mir vor eineinhalb Monaten Sarah geschrieben, sie schreibt: Meine Psyche ist den Berg hinuntergegangen. Es ist aber nicht nur Corona, was alles verändert hat, auch der Krieg. Das Verhältnis mit Geld war noch nie das beste in meiner Familie, aber es ist schlimm, mitanzusehen, dass sogar schon Essen zu teuer ist. Wenn ich sagen würde, dass ich eine Psychotherapie brauche, würde mir gesagt werden, dass es zu teuer sei, da das Land nicht genug Beihilfe leistet und auch keine Therapie übernommen wird von der Kranken­kasse, wenn du nicht wirklich schwer erkrankt bist. – Zitatende.

Oder Kilian, ein junger Mann, schreibt: Gerade in den letzten drei Jahren Pandemie haben Freundschaften gelitten, sind gar zerbrochen. Das Sozialleben war auf null, aber das Arbeitspensum, gerade in meiner Branche Pflege, war enorm. Wie geht es mir? Ich bin müde. Ich frage mich, ob das der Sinn des Lebens ist. Ich möchte am liebsten aufhören. – Zitatende.

Oder eine letzte Nachricht, die ich mit Ihnen teilen möchte, von Sandra – ich glaube, sie ist sehr repräsentativ für viele junge Menschen –: Ich öffne Social Media und sehe einen Bericht über die Klimakrise oder eine Naturkata­strophe oder eine andere neue Maßnahme oder Handlung. Ich bin auf der Stelle frustriert, wütend und traurig. Ich beginne zu weinen, weil ich mich macht­los fühle. – Zitatende.

Vor diesem Hintergrund: Natürlich ist es gut, dass die Regierung irgendetwas tut, doch die anfängliche Freude über diesen Entschließungsantrag, die ich auch hatte, wurde schnell zunichtegemacht, als ich ihn genau durchgelesen habe. Die einzelnen Forderungspunkte beziehen sich größtenteils auf Themen, die oh­nehin schon in Umsetzung sind, auf Projekte, die schon laufen – da sind auch gute Projekte dabei. Wo der Antrag konkreter wird, geht es genau nicht in die richtige Richtung.

Liebe Vertreterinnen und Vertreter der Bundesregierung, es reicht vorne und hinten nicht aus, wenn man sich an einem nichtssagenden, nicht verbindli­chen Entschließungsantrag festklammert, während Jugendliche leiden und die Zahlen immer erschreckender werden, obwohl sie nicht mehr im medialen Fokus stehen. Sie sollten weniger reden und Sie müssen endlich mehr han­deln! (Beifall bei den NEOS.)

Zum Abschluss, klar ist – ich muss es auf diesen Punkt bringen –: Ohne Psychotherapie als Leistung der Krankenkasse bleibt das alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.) Eine gebrochene Seele muss von der Krankenkasse endlich genauso behandelt werden wie ein gebrochener Haxen. Bitte handeln Sie endlich! (Beifall bei den NEOS und bei Abgeordneten der SPÖ.)

12.27

Präsidentin Doris Bures: Nun hat sich Herr Bundesminister Johannes Rauch zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Minister.