12.45

Staatssekretärin im Bundeskanzleramt Claudia Plakolm: Frau Präsidentin! Zuallererst: Liebe Kinder und Jugendliche, die ihr heute der Nationalratssitzung hier auf der Galerie oder vor dem Fernseher folgt! Geschätzte Abgeordnete! Geschätzte Zuseherinnen und Zuseher! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Zu Beginn meines kurzen Statements möchte ich ganz herzlich den Initiatoren des Jugendvolksbegehrens danken: Danke für dieses erfolgreiche Enttabuisieren und vor allem auch für das Aufzeigen von Möglichkeiten im Bereich der psy­chischen Gesundheit.

Wer Veränderung haben will, der muss auch selbst mitanpacken und kann so seine Zukunft selbst mitgestalten, und das haben die Initiatoren in so jungem Alter schon geschafft. Es ist schön zu sehen, dass weit über 100 000 Men­schen – Menschen aller Generationen – in ganz Österreich, in allen Regionen, das Jugendvolksbegehren so unterstützen und dass aufgrund der Aus­schusssitzung von vor zwei Wochen nun sogar ein von allen Parteien unterstütz­ter Entschließungsantrag einstimmig verabschiedet wird. Das ist der beste Beweis für gelebte Demokratie, die in diesem Fall von der jungen Generation ausgeht. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Disoski und Fischer.)

Es ist unbestritten, dass die psychische Gesundheit von größter Bedeutung ist, und wenn wir uns drei Jahre zurückversetzen, dann erkennen wir, dass viele Monate von Lockdowns geprägt waren, diese Zeit insbesondere für die junge Generation von Verzicht und einer Beschränkung von sozialen Kon­takten geprägt war, und das in einer sehr wichtigen Entwicklungsphase, in einer sehr vulnerablen Phase.

Der Kriegsausbruch in der Ukraine vor einem Jahr hat die Ängste und Zukunfts­sorgen von jungen Menschen noch vergrößert, und auch die Teuerung belas­tet junge Menschen direkt wie auch indirekt; wenn die Familie betroffen ist, dann macht das natürlich auch etwas mit der mentalen Gesundheit von jun­gen Menschen. Gefühlt schlittern wir von einer Krise in die nächsten.

Die Auswirkungen dieser multiplen Krisen sind allen hier herinnen bekannt. Wir als Bundesregierung oder auch als Politik im Generellen werden die jungen Menschen aber nicht allein lassen. Es ist die Unterstützung gegeben, die junge Menschen brauchen, um gut durch diese schwierigen Zeiten zu kommen, und wir werden weiterhin alles daran setzen, um besonders diese ressortüber­greifende Zusammenarbeit zu stärken, die es insbesondere im Bereich psy­chische, mentale Gesundheit auf allen Ebenen braucht.

Ich darf auch ein weiteres Mal unser Pilotprojekt Gesund aus der Krise hervor­heben. Mir geht es da gleich wie unserem Gesundheitsminister, auch ich werde auf internationaler Ebene – zum Beispiel in Brüssel – oft von anderen Jugendministern gefragt, wie denn das auf den Weg gebracht worden ist, wie man denn das schafft, kostenlose Therapieplätze für junge Menschen, die so dringend in aller Welt gebraucht werden, zu schaffen. Wir haben es im April des vorigen Jahres wirklich geschafft, in einem ersten Schritt rasche und vor allem niederschwellige Hilfe zu ermöglichen, und das mittels eines One-Stop-Shops, der auch international beachtet wird. Deswegen möchte ich unseren Partnern bei diesem Projekt ein ganz, ganz herzliches Dankeschön aussprechen: Das ist der Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen und der Österreichische Berufsverband für Psychotherapie. Danke schön für diese großartige Kooperation, die Neugierde in anderen Ländern ausgelöst hat! Ich habe mich davon bei einem Besuch in der Zentrale von Gesund aus der Krise vor wenigen Monaten auch selbst überzeugen können. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Rössler.)

Diese hohe Nachfrage, die wir durch dieses Projekt geschaffen haben, zeigt uns, dass wir genau den richtigen Nerv getroffen haben, dass wir genau den richti­gen Weg eingeschlagen haben, und diesen müssen wir auch konsequent weiter­gehen. Deswegen haben wir bei den Budgetverhandlungen im vergangenen Herbst das Projekt Gesund aus der Krise nicht einfach nur verlängert, sondern wir haben es auch finanziell aufgestockt und können somit auch in Zukunft mehr professionelle Betreuung für junge Menschen garantieren. (Beifall bei Abge­ordneten von ÖVP und Grünen.)

Das Budget ist für das heurige Jahr auf 20 Millionen Euro aufgestockt worden. Noch ein paar Zahlen: Allein im vergangenen Jahr wurde 12 500 Mal Gesund aus der Krise kontaktiert. Über 8 000 jungen Menschen aus ganz Österreich, aus allen Regionen – und das ist durch die Berufsverbände garantiert –, konnte bin­nen elf Tagen eine konkrete Behandlerin, ein konkreter Behandler vermittelt werden. Mit dem Budget für 2023 können weitere 11 000 Kinder ganz unkompliziert zu einer mehrphasigen kostenlosen Psychotherapie kommen.

Danke schön den Initiatoren, danke, dass ihr einen wesentlichen Meilenstein erledigt habt, was vor allem die Enttabuisierung und die Entstigmatisierung von psychischen Krankheiten betrifft. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir offen – auch im persönlichen Bereich, nicht nur in der Politik – über mentale Gesundheit sprechen können.

Ich möchte auch den vielen Jugendorganisationen, den vielen Kinderorganisa­tionen besonders für ihre Arbeit in den letzten Jahren ein riesengroßes Dankeschön aussprechen. Unsere Jugendvereine und Jugendorganisationen sind wichtige Anlaufstellen, sie stehen gewissermaßen auch für Stabilität abseits der Schule in einer Entwicklungsphase, in der man vielleicht nicht so gerne mit den Eltern, mit den älteren Geschwistern über Probleme spricht. Die vielen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter in der außerschulischen Jugend­arbeit erkennen Probleme deutlich früher, als es andere tun.

Auch Freundschaften tragen zu einer stärkeren Resilienz und zu einer stabilen psychischen Gesundheit bei – denken wir an Sportvereine, Musikvereine oder auch an die Kameradschaft, die wir ganz einfach bei allen Generationen im Ehrenamt erleben. Dementsprechend war es uns auch wichtig, die Bundes­jugendförderung, die Kinder- und Jugendorganisationen zugutekommt, erstmals seit ihrem Bestehen um 20 Prozent für jede Organisation zu erhöhen.

Mit diesen und vielen anderen Maßnahmen, beispielsweise auch im Bildungsbe­reich, haben wir schon erste gute Schritte gesetzt, um die psychische Ge­sundheit von jungen Menschen, von Kindern und Jugendlichen zu stärken. Wir dürfen da auch nicht stehen bleiben. Wir werden auch weiterhin Aktivitäten und Programme ausarbeiten und weiterentwickeln. Wir müssen natürlich mit den jungen Menschen auf diesem Weg mitgehen, so wie es uns die Initiatoren des Jugendvolksbegehrens mit ganz konkreten Forderungen, die heute zum Teil auch schon in einen Entschließungsantrag münden, vorge­zeigt haben. Das zeigt eindeutig, wie wichtig uns als Bundesregierung die Anlie­gen der jungen Menschen sind. Wir werden weiterhin auf Prävention setzen und in weiterer Folge auf die passenden Therapiemöglichkeiten.

Lassen Sie uns alle gemeinsam daran arbeiten, dass Kindern und Jugendlichen die Unterstützung zuteilwird, die sie dringend brauchen! Bitte helfen Sie mit, dass wir offen über mentale Gesundheit sprechen, dass wir dieses Tabu sowohl im Freundeskreis als auch in der Familie und ganz besonders in der Politik brechen. – Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

12.52

Präsidentin Doris Bures: Nun gelangt Herr Abgeordneter Josef Smolle zu Wort. – Bitte.