17.35

Abgeordnete Fiona Fiedler, BEd (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher hier und zu Hause! (Die Begrüßung auch in Gebärdensprache ausführend:) Liebe gehör­lose Menschen! Was ist Psychotherapie? – Wörtlich aus dem Griechischen übersetzt ist es die Behandlung der Seele oder die Behandlung von seelischen Problemen. Diese Behandlung soll die Behebung eines bestimmten Pro­blems anstreben und somit auch zeitlich begrenzt sein, und genau jetzt geht es uns um diese Behandlungen.

Gesund aus der Krise ist eine Initiative, die mit Stand März für 23 370 Kinder einen Therapieplatz zur Verfügung gestellt hat. Es ist eine gute Initia­tive, ja, das stellen wir auch nicht infrage. Es sind aber wie schon erwähnt 95 000 Kinder betroffen. Die Plätze aus Gesund aus der Krise können laut Anfrage auf 2 Prozent der Anspruchsberechtigten angehoben werden, das sind aber bei Weitem nicht alle Kinder. Ihre Bemühungen in allen Eh­ren, aber wir müssen da schneller werden, wir müssen da in die Gänge kommen.

Unsere Petition verlangt die Übernahme der Kosten der Psychotherapie durch die Kassen. Das zahlen wir seit 1992, nämlich mit erhöhten Sozialversi­cherungsbeiträgen, die genau diese Therapien abdecken sollen – das tun sie aber nicht. Dafür müssen wir auch das Budget nicht anpassen. Damit wir diese Regierung daran erinnern – wenn es auch nicht genau diese Koalition war, die das damals beschlossen hat –, haben wir diese Petition gestartet. Ge­meinsam mit Betroffenen wollen wir deutlich machen, dass es längst überfällig ist, diesen Missstand endlich zu beheben. Bereits 3 677 Jugendliche, aber auch Erwachsene haben unsere Petition unterzeichnet. Sie konnten die lange Liste vorher sehr deutlich sehen. Wir sammeln aber nicht nur Un­terschriften, wir lesen uns jedes einzelne dieser Schicksale durch und haben auch ein Ohr, wenn uns jemand persönlich davon erzählen möchte; wie zum Bei­spiel Tobi, 19, der generell Kritik am Gesundheitssystem und an der Therapiever­fügbarkeit übt. Er selbst hat keine Probleme, aber seine Freunde sind äußerst betroffen, alle von ihnen leben am Land. Abgesehen von den hohen Kosten schreibt er:

Wenn man sich die aktuelle Statistik zu Suiziden ansieht, kann man klar erken­nen, dass am Land viel mehr Suizide geschehen, am meisten in Kärnten und in der Steiermark. Nur leider habe ich das Gefühl, dass diese Zahlen der Regie­rung mehr oder weniger egal sind, denn man hat die nötigen Fakten am Tisch, aber getan wird absolut nichts. Lieber wird über dieses sensible Thema stillgeschwiegen, und das ist in meinen Augen absolut inakzeptabel. Wenn man sich den Fuß bricht, geht man einfach in das Krankenhaus und be­zahlt nichts, aber bei einer gebrochenen Psyche muss man alles selber fi­nanziell stemmen. Daher mein Appell an die österreichische Bundesregierung: Sehen Sie endlich nicht mehr darüber hinweg, helfen Sie den Betroffe­nen und lassen Sie Tausende Österreicher:innen nicht mehr im Stich! – Zitat­ende.

Livia, 18:

Ich bin Schülerin und gerade im letzten Jahr, also mitten in der Maturavorberei­tung. Außerdem bin ich Schulsprecherin und deshalb als Ansprechpartnerin für alle Schüler:innen in der Schule da. Ich merke, wie viele Jugendliche psychi­sche Probleme haben und nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Psychotherapie muss auf Kassenkosten sein, um so jedem und jeder Jugendli­chen die Chance zu ermöglichen, Hilfe zu bekommen. – Zitatende.

Livias Slogan lautet: Wake up and support the kids!

Aber auch Erwachsene sind betroffen. Auch sie haben mit psychischen Problemen zu kämpfen, und nur wer es sich leisten kann und auch einen Platz findet, wird unterstützt. Alle anderen fallen durch den Rost. Wir zahlen aber bereits über unsere Pflichtversicherung. In Zeiten der multiplen Krisen soll sich weder ein krankes Kind noch ein kranker Erwachsener auch noch Sor­gen darüber machen, ob eine Therapie bezahlt werden kann.

Liebe Bundesregierung! Nicht nur unsere Kinder und Jugendlichen müssen ein physisch und psychisch erfolgreiches und selbstbestimmtes Leben führen können. Sorgen Sie dafür, dass endlich jeder und jede in Österreich Psychothe­rapie auf Kassenkosten bekommen kann! – (Den Dank auch in Gebärden­sprache ausführend:) Danke. (Beifall bei den NEOS.)

17.40

Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu nun niemand mehr gemeldet. Damit sind die Verhandlung und die Debatte geschlossen.