19.17

Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Kolle­ginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen, liebe Zuseher! Sehr geehrter Herr Bundesminister Polaschek! Herr Bundesminister, wussten Sie mit 14, was Sie einmal im Leben machen wollen? Ich stelle auch Ihnen die Frage, liebe Kolleginnen und Kollegen: Wussten Sie mit 14, welchen Beruf Sie ein­mal ausüben möchten? Ich glaube, die wenigsten beantworten diese Frage mit Ja, weil die allermeisten von Ihnen, nehme ich einmal an, so wie auch die allermeisten jungen Menschen im Alter von 13, 14, 15, damals natürlich noch nicht wussten, welche Chancen es draußen am Arbeitsmarkt gibt, wel­che vielfältigen Ausbildungen es gibt und wohin einen der Weg verschlagen soll.

Das liegt natürlich auch daran, dass die Berufsorientierung in Österreich massiv unterentwickelt ist. Wir haben als Minimum das, was wirklich in der Breite eingesetzt wird, was es in den allermeisten Schulen gibt: stupide Tests, bei de­nen teilweise absurde Ergebnisse herauskommen. Ich habe das Beispiel einer Berufsschülerin, einer jungen Frau, die eine Lehre in der Wärme- und Dämmstoffindustrie in Oberösterreich macht – also in einem sehr spezifischen, sehr technischen Beruf –, glaube ich, eh schon einmal erzählt. Sie hat mir von ihrem Berufsorientierungstest erzählt, bei dem herausgekommen ist, dass sie Leichenwäscherin werden soll.

Das ist natürlich ein sehr zugespitztes Beispiel, aber wenn man mit jungen Menschen redet, erzählen sehr viele davon, dass das, was bei den Be­rufsorientierungstests herausgekommen ist, sehr wenig damit zu tun hat, wo die wahren Talente der jeweiligen Personen liegen. Deswegen glaube ich tatsächlich, dass die Art der Berufsorientierung, wie wir sie in Österreich haben, durchaus manchmal sogar kontraproduktiv ist, weil sie jungen Menschen vermittelt, dass sie in eine bestimmte Branche müssten, dass sie einen bestimm­ten Beruf erlernen müssten. Sie offenbart eben nicht die Vielfalt, die die Arbeitswelt bietet, und knüpft vor allem nicht daran an, wo die Talente der jun­gen Menschen liegen.

Also was brauchen wir, Herr Bundesminister? – Erstens: einen besseren, einen verpflichtenden Berufsorientierungsunterricht, wobei wir den Begriff des Unterrichts als nicht sehr eng sehen. Wie der ausschaut, das kann man natürlich diskutieren, das kann auch schulautonom unterschiedlich gestaltet sein. Aber seien wir ehrlich, und das ist keine Geringschätzung der Fächer: Es macht doch keinen Sinn, dass man mit 13, mit 14 Jahren 2 Stunden die Woche Musik, Zeichnen oder auch Religion verpflichtend hat, aber sich 0 Stunden die Woche mit Berufsorientierung auseinandersetzt. Ich glaube, das müssen wir von der Mentalität her ändern, weil wir halt in diesem Alter für sehr viele junge Menschen eine Weggabelung haben und deswegen Berufsorientie­rung stärker im Schulunterricht verankert werden muss.

Zweitens: Wir brauchen eine bessere Zusammenarbeit zwischen dem Bildungssystem, der Schule, und insbesondere der lokalen Wirtschaft, damit Berufsorientierung nicht nur eine Theorie bleibt, sondern auch in der Praxis durch mehr Einbindung in Unternehmen erfolgen kann.

Und drittens, Herr Bundesminister, braucht es auch – und das müsste bei Ihrem Ministerium liegen – eine bessere Koordination der vielen Ehrenamtlichen, der vielen zivilgesellschaftlichen Organisationen, Vereine, die etwas im Bereich Berufsorientierung machen, mit dem Schulsystem, um das besser zu ver­schränken. Das wäre etwas, wo Sie ansetzen sollten. – Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)

19.20

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Mag.a Dr.in Maria Theresia Niss. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.