19.39

Abgeordnete Mag. Sibylle Hamann (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundesminis­ter! Kolleginnen und Kollegen! Ich kann mich dem Dank an die SPÖ meiner Vorrednerin anschließen. Ich freue mich ebenfalls, dass das Thema Erwachsenenbildung endlich einmal Raum im Plenum findet.

Wir machen ja in der Bildungspolitik – auch in der Öffentlichkeit – oft den Fehler, Bildung mit Schule gleichzusetzen, aber Bildung findet nun einmal nicht nur in der Schule statt und sie hört auch nicht auf, wenn man erwachsen wird – und das ist gut so.

Wir haben in Österreich tatsächlich ein riesiges Potenzial, das brachliegt, beson­ders dann, wenn Menschen in Berufen arbeiten, für die sie nicht am besten geeignet sind, wenn sie in Berufen arbeiten, in denen sie vielleicht unglücklich sind, wenn sie Talente haben, die nicht ausreichend erkannt werden oder für die sie keine Wertschätzung bekommen, oder wenn sie überflüssige Energie haben, die sie im Berufsleben nicht nutzen können. Da kann man etwas ändern, da kann man etwas tun, und zwar mit Erwachsenenbildung, von der wir noch viel mehr brauchen, als im Moment vorhanden ist.

Konkret muss man zum Beispiel unterstützen, wenn sich Menschen mitten im Leben umorientieren, um einen ganz neuen Job zu lernen – speziell ist das sehr wichtig, was Mangelberufe betrifft. Da haben wir jüngst erst mit den Ausbil­dungsstipendien Meilensteine gesetzt; speziell erinnere ich da jetzt an die Elementarpädagogik und an die Pflegeberufe: Da haben wir viel, viel Neues ge­macht, das es vorher nicht gab. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Gleichzeitig gibt es aber auch Erwachsene, die aus irgendwelchen Gründen aus dem Erwerbsleben herausgefallen sind – entweder, weil sie Betreuungs­pflichten hatten, weil sie Beeinträchtigungen haben, irgendwelche anderen Hin­dernisse in ihrer Biografie hatten, vielleicht auch, weil ihnen Basisqualifika­tionen fehlen, die am Arbeitsmarkt notwendig sind. Sehr häufig können diese Menschen etwas. Sie haben oft unentdeckte Kenntnisse und Fähigkeiten, für die sie nicht immer ein Zeugnis erworben haben, weil sie sie nicht in einem formellen Bildungssystem erworben haben, sondern durch Lebenserfah­rung – vielleicht in einem Ehrenamt, in der Familie oder irgendwann im Laufe ihrer Biografie.

Ich glaube, wir als Gesellschaft würden uns ins Knie schießen, wenn wir diese Erfahrungen nicht erkennen und auf sie verzichten. Um diese Fähigkeiten zu erkennen und nutzbar zu machen, haben wir ein sehr wichtiges Instrument, und zwar die Validierung. Diese muss massiv ausgebaut werden, das ist ein ganz wichtiges Ziel für die Zukunft. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordne­ten der ÖVP.)

Für eine Offensive in der Erwachsenenbildung ist die Gelegenheit günstig – es wurde bereits angesprochen –: Die 15a-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern läuft nächstes Jahr aus und muss neu verhandelt werden. Genau des­wegen haben wir diesen Antrag mit einer Aufforderung an den Herrn Bun­desminister eingebracht, bei diesen Verhandlungen explizit dafür zu sorgen, dass die Erwachsenenbildung ausgebaut und gestärkt wird, speziell was Angebote zur kostenlosen Basisbildung betrifft, zum Nachholen von Pflichtschulab­schlüssen und für Programme zur Validierung. Das alles sind Maßnahmen, die gut sind für Österreich. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

19.42

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Michael Bernhard. – Bitte, Herr Abgeordneter.