17.22

Abgeordneter Clemens Stammler (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Betreffend die Tischkarten heute Vormittag: Die FPÖ hätte authentischer sein können, wenn draufgestanden wäre: Worum geht’s? – Wir sind dagegen.

Also der Entschließungsantrag, den Kollege Schmiedlechner gerade zur Abschaf­fung der AMA-Marketinggebühren eingebracht hat, hat meines Erachtens einen absolut absurden Ansatz. Auf der einen Seite die Einkommensentwicklung der Landwirtschaft zu beklagen – und das ausnahmsweise zu Recht – und auf der anderen Seite aber als Maßnahme dagegen die Werbung einzuschränken bezie­hungsweise zu verhindern, das heißt, die Präsentation der bäuerlichen Produkte, der Arbeit der Bäuerinnen und Bauern aufgrund dessen zu streichen, weil die Einkommensentwicklung schlecht ist, ist ja völlig absurd und widerspricht jeglicher betriebswirtschaftlicher Regel.

Auch weiß ich überhaupt nicht, was dagegen spricht, wenn die AMA-Marketing einen Onlineshop betreibt, wo Käseservierwagen angeboten werden, die von Direktvermarktern, von Manufakturen genützt werden, um Käse zu präsen­tie­ren; im Gegensatz zum Kaufhaus Österreich verkauft dieser Shop auch. Also es entspricht eigentlich der Regel, ein Angebot herzustellen, um die Präsentation professionell abhalten zu können, um unsere Produkte zu bewerben. Es wider­spricht dem jedoch, nichts gegen die vorherrschende Einkommensstagnation zu tun.

Es ist überhaupt ein eigenartiges Phänomen der FPÖ, dass sie auf der einen Seite die Entwicklung der Landwirtschaft und vor allen Dingen die Einkommens­entwicklung der Landwirtschaft der letzten 40 Jahre kritisiert, aber gleichzeitig den Status quo erhalten will. Worum geht es? – Ich bin dagegen. Es ist völlig egal, ob es um Umweltmaßnahmen, ob es um Farm to Fork, um Green Deal, um Pestizidreduktion, um Antibiotikareduktion oder um Qualitätssteigerung geht: Es ist egal, worum es geht, Sie sind dagegen. Dabei brauchen eigentlich gerade die Bäuerinnen und Bauern wie kaum eine andere Berufsgruppe eine intakte Natur. Wasserspeicherfähige Böden – das wird das Problem der Zukunft werden. Wir brauchen gute Böden zur Kohlenstoffspeicherung. Ansonsten braucht man sich nämlich überhaupt nicht mehr über Preise oder dergleichen zu unterhalten, denn wenn der Boden nichts mehr hergibt, produzieren wir ganz einfach nicht mehr.

Es ist interessant, dass genau auch von der FPÖ der Biolandbau immer belächelt wird und man quasi sagt, mit Biolandbau kann man das Volk nicht ernähren. Im Prinzip zeigen uns die Daten, und zwar die Daten der Roll-AMA, auch eine Sparte der AMA-Marketing, genau das Gegenteil. Also der Biolandbau liefert nicht nur in Richtung Biodiversität und fruchtbare Böden Antworten, sondern auch am Markt.

Während die konventionellen Lebensmittel jetzt im Preisanstieg parallel zur Inflation gestiegen sind beziehungsweise genau auf Inflationslinie waren, sind die Biolebensmittel im Preis nur um die Hälfte davon gestiegen. Woran liegt das? – Das liegt ganz einfach daran, dass der Biobauer, die Biobäuerin nicht auf russisches Gas, aus dem Kunstdünger und Pestizide hergestellt werden, ange­wiesen sind, dass die Lieferketten funktionieren, enger sind, kleiner sind und vor allen Dingen geschlossen sind.

Trotzdem: Im Arbeitsübereinkommen von Niederösterreich kommt im Landwirtschaftskapitel – eine A4-Seite – das Wort Biolandbau kein einziges Mal vor. (Abg. Hoyos-Trauttmansdorff: Oh!) Was vorkommt, ist hauptsächlich eigentlich der Verweis darauf: die Bundesregierung müsste machen, und: die EU sollte machen. – Das steht drin.

Ein weiterer Satz steht dann noch im Kapitel Tourismus drin. Man will die Gastronomie fördern, aber nur jene Gastronomie, die traditionelle Küche betreibt und traditionell kocht. Das ist die einzige Konsequenz, die man bei der FPÖ erkennen kann, wo sie wirklich Linie hält. Das ist, ganz einfach nichts anderes zu sagen als (die Tonlage ändernd): Das deutsche Landschwein hat ein Recht darauf, auf Wiener Art paniert zu werden. (Beifall bei den Grünen.)

17.27

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist nun Abgeordnete Feichtinger. – Bitte sehr.