14.45

Abgeordneter Mag. Yannick Shetty (NEOS): Herr Präsident! Herr Sportminister! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle­gen! Über 2 000 Bildungseinrichtungen in der Ukraine sind mittlerweile zerstört, es gibt Zehntausende Hinweise auf russische Kriegsverbrechen, Tausende Kinder, die nach Russland verschleppt worden sind. Das ist der traurige Zwi­schen­stand nach mehr als einem Jahr Krieg durch Russland auf seinem Eroberungs­feldzug in der Ukraine. Es ist nicht nur ein Kampf gegen die Ukraine, der dort auf dem Schlachtfeld geführt wird, sondern ein Kampf gegen Europa, gegen eine offene Gesellschaft, in der die Menschenwürde unantastbar ist, gegen das, worauf unser Wohlstand in Europa aufgebaut ist. Putin will das alles zerstören, und die Ukraine ist da nur der Anfang.

Was hat das mit dem Sport zu tun? Was hat das mit dem Sportausschuss zu tun? – Sie haben von den Kolleginnen und Kollegen schon gehört, dass das Internationale Olympische Komitee, das im Übrigen auch mit dem Kreml eng verbandelt ist, befürwortet, dass Sportlerinnen und Sportler aus Belarus und Russland bei den Olympischen Spielen künftig wieder antreten können sollen. Ich finde, das ist ungeheuerlich. Stellen Sie sich vor, dass ein Ringer aus Butscha, der Teile seiner Familie durch russische Kriegsverbrechen verloren hat, bei den Olympischen Spielen in einem sportlichen Wettbewerb mit einem russischen Heeressportler in den Ring steigen muss! Das ist doch undenkbar. Das kann man sich doch gar nicht vorstellen! Ich kann mir gar nicht vorstellen, was das für ein Gefühl sein muss, was das für eine Demütigung sein muss.

Aber diese Russlandconnection, die reicht nicht nur ins Internationale Olympi­sche Komitee, die Freunde Putins Österreich, die FPÖ, die sitzen auch hier im Parlament, und sie setzen auch das um, was der Kreml sich wünscht. Sie setzen genau das um, was die dort diktieren. (Abg. Kassegger: Und du setzt um, was sich die Amis wünschen, Freund!) Sie beantragen nämlich, dass alle Sanktionen, alle Sportsanktionen – so weit geht nicht einmal das Olympische Komitee – gegen Russland zurückgenommen werden sollen. Dabei müssten doch gerade Sie, Kollege Kassegger, der Sie auf die wirtschaftlichen Sanktionen eingegangen sind und meiner Meinung nach zu Unrecht sagten, dass die Wirtschaftssanktionen der Wirtschaft schaden – ja, natürlich tut uns das als Europa auch etwas, aber unrichtig ist, dass sie uns mehr schaden als Russland –, Sanktionen, die keinen Cent kosten, aber dafür eine doppelte Wirkung entfachen, befürworten. Deswegen verstehe ich Ihre diesbezügliche Position gar nicht. Die Sportsank­tionen kosten nämlich keinen Cent, aber sie spalten erstens die Eliten in Russland – Russland ist ein Land, in dem Sport einen extrem hohen Stellenwert, eine extreme Bedeutung hat (Abg. Kassegger: Sie spalten die Welt, nur kriegen Sie das nicht mit!) – und vor allem bringen sie die Bevölkerung zum Nachdenken, weil nicht einmal die Kreml-Propaganda verhindern kann, dass die Menschen mitbekommen, dass keine Sportlerinnen und Sportler an den Olympischen Spie­len in Paris teilnehmen.

Wir sollten nicht vergessen, dass Sportgroßveranstaltungen immer schon, und deswegen gehen Ihre Aussagen auch völlig daneben, für Propagandazwecke missbraucht worden sind. Da kann man weit oder kürzer in die Geschichte zurückschauen. Das war immer schon so, und so ist es auch mit Russland. Ein Ausschluss von Sportlerinnen und Sportlern würde tatsächlich dazu beitragen, Russland von der zivilisierten Welt zu isolieren, aber das wollen Sie und Ihre Kollegen gerade nicht, weil Sie nicht, wie Sie vorgeben und wie es sich Ihre Wählerinnen und Wähler erwarten, Österreichs Interessen vertreten, sondern die von Putins Russland. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Stögmüller. – Abg. Kassegger: Das kommentiere ich jetzt nicht einmal! – Abg. Martin Graf: Wollen Sie den afrikanischen Staaten sagen, sie sind unzivilisiert? Das ist ja unerhört! Das ist ja wirklich unerhört!)

14.48

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Maximilian Köllner. – Bitte, Herr Abgeordneter.