16.56
Abgeordneter Dipl.-Ing. Nikolaus Berlakovich (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Die ÖVP Schachendorf wurde schon begrüßt, aber ich darf das – weil das eine burgenländisch-kroatische Gemeinde ist – auch noch in unserer Muttersprache tun: Ja vas najsrdačnije pozdravljam narodnu stranku iz Čajte i iz Vincjeta s načelnikom Robertom Marlovits, lipo da ste ovdje i da ste nas poiskali. Dobro došli! (Allgemeiner Beifall. – Abg. Voglauer: Dobro došli!) – Die Volksgruppensprachen müssen auch gelebt werden, um den Volksgruppen Chancen zu geben.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lebensmittel sind kostbar. Kollegin Fischer hat es vorhin angesprochen: Gerade aus bäuerlicher Sicht bemühen wir uns ja schon seit Jahrzehnten darum, dass Lebensmittel auch die Wertschätzung bekommen, die sie verdienen. Ein Lebensmittel zu erzeugen ist nicht selbstverständlich, und es ist gar nicht so sicher, dass das auch gelingt. Es gibt Dürren, es gibt Missernten, es funktioniert das oder jenes nicht. Das Bemühen der heimischen Bäuerinnen und Bauern ist es, ein hochwertiges Lebensmittel zu erzeugen, das natürlich auch leistbar ist. Insofern steckt da ja sehr viel mehr drinnen, auch Leidenschaft. Es begeistert, zu sehen, wie sich unsere Direktvermarkter bemühen, ein regionales Lebensmittel zu erzeugen, bis hin zur gewerblichen Wirtschaft, die dasselbe tut. Daher propagieren wir ja schon seit Jahren Regionalität und Saisonalität.
Durch Corona hat das noch einen Schub bekommen, weil die Gesellschaft das regionale Lebensmittel, das unmittelbar in der Nähe erzeugt wird, mehr schätzt. Dafür danke ich. Ich danke den Konsumentinnen und Konsumenten ausdrücklich dafür, dass sie heimische, regionale Lebensmittel kaufen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
Das Lebensmittel hat aber jetzt eine besondere Bedeutung bekommen. Die Inflation wurde angesprochen: Weil Lebensmittel teuer sind, beginnen die Menschen mehr darüber nachzudenken, was sie sich leisten können und auch leisten wollen. Wir haben diese Diskussion schon lange geführt. Vor Jahren wurde herausgefunden, dass die privaten Haushalte in etwa 150 000 bis 200 000 Tonnen Lebensmittel wegwerfen.
Es geht aber jetzt nicht um Schuldzuweisungen, es sind ja verschiedenste Sektoren beteiligt. Nur um sich die Menge zu veranschaulichen: Das ist in etwa eine Menge an Lebensmitteln, von denen eine halbe Million Menschen in Österreich ein Jahr lang leben könnte – allein von dem, was von Haushalten weggeworfen wird. Ich glaube, dass neben den gesetzlichen Auflagen die Bewusstseinsbildung sehr wesentlich ist. Man muss den Menschen auch bewusst machen, wie sie Lebensmittel einkaufen.
In österreichischen Supermärkten gibt es immer wieder Lebensmittelaktionswaren wie das berühmte Plastiknetz mit zehn Semmeln, die sehr billig sind. Das verleitet natürlich die Konsumentinnen und Konsumenten dazu, mehr zu kaufen als nötig. Oft ist es so, dass davon sieben Semmeln gegessen und drei weggeschmissen werden. Genau darum geht es: um die Bewusstseinsbildung, dass man lieber bewusster kauft, vielleicht das Lebensmittel, das teurer ist, aber dieses dann auch wirklich verwendet, und nicht einfach auf Vorrat kauft. Da sind sehr wohl auch die Supermärkte in die Pflicht zu nehmen, weil die reine Aktionsware das ja auch fördert.
„Lebensmittel sind kostbar!“ ist dadurch entstanden, dass die österreichischen Bäuerinnen im Jahr 2011 ein Nachhaltigkeitsfrühstück organisiert haben, um darauf hinzuweisen, wie wichtig das ist. Wir haben seitens des Lebensministeriums, wie es damals geheißen hat, die Aktion Lebensmittel sind kostbar! gestartet. Da ist es sehr wohl auch um die Bewusstseinsbildung gegangen, nämlich darum, Menschen zu sagen, wie man sich vielleicht beim Einkauf verhalten soll, eben nicht nur Aktionsware kaufen soll.
Wir haben aber auch andere Dinge dargestellt: wie man richtig kühlt, welches Lebensmittel auf welcher Ebene in den Kühlschrank kommen soll, um es zu erhalten, wie man Lebensmittel richtig einfriert, um die Haltbarkeit zu verlängern, wie das mit dem Ablaufdatum ist – dass das Lebensmittel, auch wenn das Ablaufdatum überschritten ist, nicht gleich verdorben ist – und andere Dinge. – Das ist wichtig. (Präsidentin Bures übernimmt den Vorsitz.)
Es ist danach ein bisschen eingeschlafen, und ich freue mich, dass das jetzt weiterhin betrieben wird. Wir haben uns damals partnerschaftlich bemüht, die Sozialpartner reinzunehmen – das ist nicht nur ein bäuerliches Thema –: Der Gewerkschaftsbund war dabei, die Arbeiterkammer war dabei, die Wirtschaftskammer, die Gemeinden, die Abfallverbände waren dabei, damit wir gemeinsam einen Erfolg erzielen.
Weltweit wird das diskutiert. Ich komme gerade aus Südafrika, dort hat die World Farmers’ Organisation getagt: Der Hunger in der Welt ist evident, und es geht darum, in von Hunger betroffenen Regionen mehr wertvolle Lebensmittel zu erzeugen, damit die Menschen nicht in andere Regionen flüchten müssen und einfach Wertschätzung erfahren und ihr Leben genießen können. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)
17.01
Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Peter Wurm. – Bitte.