12.44

Abgeordnete Bedrana Ribo, MA (Grüne): Frau Präsidentin! Geschätzter Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher:innen hier auf der Galerie und natürlich auch zu Hause vor den Bildschirmen! Wie glaubhaft ist es, wenn Kollege Kucher, wenn die SPÖ sich hierherstellt und sagt: Hören wir doch auf die Menschen aus der Pflege!? – Vor zwei Wochen, am 10. Mai, hat der Bundesrat – Vorsitz: Burgenland, ist gleich SPÖ – hier in diesem Haus eine Enquete zum Thema Pflege veranstaltet. (Abg. Michael Hammer: Das ist aber eine andere SPÖ!) Und wer war nicht eingeladen? – Der ÖGKV. Die größte nationale berufspolitische Vertretung der professionellen Pflege war bei dieser Enquete nicht eingeladen. Erst auf Protest hin, auf starken Protest hin hat man sie zwei Tage vor der Veranstaltung noch eingeladen. (Zwischenruf der Abg. Erasim.) Also bitte, wenn wir schon von Respekt reden: Ich verstehe unter respektvoll etwas anderes. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Mich freut es sehr, dass ich heute über die Pflege reden darf, denn es sind wich­tige Tage für die Pflege in Österreich. Wir haben erst gestern das zweite Paket der Pflegereform – ja, und es ist ein großartiges Paket geworden – vor­gestellt. Ich möchte mich auch an dieser Stelle bei allen, die das möglich gemacht haben, bedanken. Diesmal wurde der Fokus stark auf die Verbesserung der 24-Stunden-Betreuung gelegt, aber natürlich gibt es auch weitere Maßnah­men für verbes­serte Arbeitsbedingungen für die Pflegekräfte.

Wir haben die Pflegereform, die größte Pflegereform der letzten Jahrzehnte, letztes Jahr im Mai vorgestellt. Vieles haben wir angekündigt, hier beschlossen und vieles ist bereits in Umsetzung, und auch die Ergebnisse sind sichtbar.

Kollege Kucher! Lange, lange wurde bei der Pflege weggesehen. Ich erinnere ganz kurz – auch Kollege Muchitsch hat es gerade vorhin gesagt –: Es fehlt der Durchblick, es fehlt der große „Blick aufs Ganze“. 30 Jahre lang hattet ihr Zeit, diesen großen Blick zu finden – ihr habt es nicht gemacht. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ihr habt weggeschaut! Viele, viele Jahre lang habt ihr im Bereich der Pflege weggeschaut, und jetzt stellt ihr euch hierher und sagt: Wow, wir haben so eine schwierige Situation in der Pflege, uns fehlen die Pflegekräfte, uns fehlen bis 2030 über 100 000 Menschen in der Pflege! – Ja, das hat man vor zehn Jahren auch gewusst. Aber was wurde gemacht? – Nicht viel. Aber wir machen etwas. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Kucher: Der Unter­schied ist: Wir haben gekämpft!)

Wir machen etwas. Eine Investition in ein breites Ausbildungsangebot ist unumgänglich. Mir wurde einmal von meiner Mama gesagt: Alles, was du lernst, kann dir niemand mehr wegnehmen. Und das stimmt. Mit der Pflegelehre wird ein weiterer wichtiger Hebel gegen den Pflegekräftemangel gesetzt. Mit einem – und bitte jetzt genau zuhören – angepassten Curriculum für Jugendliche wird über Ausbildungsverbunde eine altersadäquate Ausbildung geschaffen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Rufe und Gegenrufe zwischen den Abgeordneten Kucher und Ragger.)

Und ja, wir kennen die Bedenken, natürlich kennen wir die Bedenken. Wir haben uns ja auch das Modell in der Schweiz angeschaut, genau analysiert, und wir hoffen, dass wir es besser machen werden.

Auch was die mangelnde Durchlässigkeit, die hier jetzt kritisiert wurde, betrifft: Das stimmt einfach nicht. Genau das war uns total wichtig, dass wir da eine Durchlässigkeit schaffen, dass jemand, der die vierjährige Pflegeausbildung nicht schafft, eben auf die dreijährige umsteigen kann. (Zwischenruf des Abg. Matznetter.) Die Durchlässigkeit war uns in allen Ausbildungsangeboten ein wichtiges Anliegen.

Noch eines hier in aller Deutlichkeit: Niemand – niemand! – muss die Pflegelehre machen. Es gibt so viele andere Alternativen. Wir haben die drei- und fünf­jäh­rigen Schulen ins Regelschulwesen überführt. Das heißt, dort können die Schülerinnen – es sind nach wie vor viele Frauen, weil Pflege eben weiblich ist – Fachqualifikation erwerben und mit Matura abschließen. Somit ist eben auch dort die Durchlässigkeit gegeben, damit für die Frauen eine Karriere in der Pflege möglich ist.

Wir schaffen Angebot und – wie heißt es? – Angebot schafft Nachfrage. Durch die Schaffung dieser vielen Angebote ist es wirklich für jeden und jede sehr niederschwellig möglich, in die Pflege reinzukommen, dort Fuß zu fassen – sei es durch ein Studium, sei es durch das Pflegestipendium, durch die drei- oder fünfjährigen Schulen oder eben durch die Pflegelehre. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Wir können es uns nicht leisten, ganz ehrlich, Kollege, wir können es uns nicht leisten, auf der einen Seite zu sagen, uns fehlen 100 000 Menschen in der Pflege (Abg. Kucher: Jetzt tun wir irgendwas!), und auf der anderen Seite nicht alles, alles Mögliche dafür zu tun, damit wir diese Menschen eben bekommen. (Abg. Kucher: Welche Fachgesellschaft kannst du nennen, die deinen Weg unterstützt? Wer unterstützt euren Weg?) Ein Teil davon ist die Pflegelehre, und ich freue mich, dass wir das heute hier beschließen. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Kucher: Du hast dich opfern müssen, das sehe ich! – Abg. Ribo – auf dem Weg zu ihrem Sitzplatz –: Das stimmt nicht!)

12.49

Präsidentin Doris Bures: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Klaus Köchl. – Bitte.