10.19
Abgeordnete Fiona Fiedler, BEd (NEOS): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! (Die Begrüßung auch in Gebärdensprache ausführend:) Liebe gehörlose Menschen!
„Gemeinsam Gesund“ – offenbar gibt es vier Parteien hier im Parlament, die an einem gemeinsamen guten Gesundheitssystem interessiert sind. Ich muss leider die FPÖ diesbezüglich herausnehmen, denn offenbar sind Sie mit der Aufarbeitung der Coronapandemie noch so beschäftigt, dass Sie immer noch an der Spaltung der Gesellschaft anstatt einem gemeinsamen Gedanken interessiert sind. (Beifall bei den NEOS sowie des Abg. Schallmeiner.)
„Gemeinsam Gesund“ heißt für mich, hier im Parlament gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, die das Gesundheitssystem besser machen. Was wir hier aber, glaube ich, dringend brauchen, ist auch ein gemeinsames Zusammenspiel aller Player im Gesundheitssystem – ich nehme da die Ärztekammern, die Apothekerkammern, die Pflege, die Gesundheitsberufe im Allgemeinen einfach zusammen. Wir brauchen multiprofessionelle Teams in unserem Gesundheitssystem, und es wäre wichtig, dass das auch in den obersten Reihen ankommt. Diesbezüglich wäre es gut, wenn wir es hier gemeinsam hinbringen, dass diese Menschen miteinander sprechen und sich nicht gegeneinander ausspielen.
Was es für „Gemeinsam Gesund“ aber auch braucht, ist Prävention. Wir haben einen Antrag eingebracht, um einen Überblick über die vorhandenen Präventionsprogramme in Österreich zu bekommen – ich weiß nicht, ob der auch in irgendeiner Lade verschwunden ist. Es wäre, um in Prävention zu investieren, natürlich wichtig zu wissen, wo bereits investiert wird und wo noch Nachholbedarf besteht, weil wir zuallererst in unsere Gesundheit investieren müssen. Sie (in Richtung Bundesminister Rauch) haben vorhin gesagt, Vorsorge ist genauso wichtig wie Nachsorge, um nicht nur zwischen krank und gesund zu unterscheiden.
Ich glaube, dass wir ganz massiv auch bei der Prävention ansetzen müssen, weil eine gute Prävention auch eine Entlastung der Spitäler und des Gesundheitssystems bedeutet. Wenn ich Prävention betreibe, schaffe ich auch Gesundheitsbewusstsein bei Kindern in den Schulen, bei Jugendlichen und kann so den Menschen klarmachen, wann sie eine digitale Hotline anrufen, wann sie sich an 1450 wenden, wann sie zum niedergelassenen Arzt gehen – sofern sie einen Termin bekommen – oder wann sie schlussendlich ins Krankenhaus gehen müssen. Wenn das gut verankert ist, dann entlasten wir an erster Stelle die Spitäler.
Gesundheit ist aber Gesundheit insgesamt, und ich spreche da die psychische wie auch die physische Gesundheit an. Eine gebrochene Seele tut nicht weniger weh als ein gebrochener Arm. Wir brauchen auch da ganz dringend die Übernahme der Psychotherapie durch die Kassen. Wir haben eine Petition am Laufen, für die bereits über 11 000 Menschen unterschrieben haben, weil sie durch die multiplen Krisen, mit denen wir im Moment kämpfen, einfach schwer belastet sind und – es wurde vorhin auch schon angesprochen – lieber die E-Card verwenden würden als die Mastercard, um ihre psychische Entlastung zu bekommen, um ihre psychische Behandlung zu bekommen. (Beifall bei den NEOS.)
Generell braucht es aber durch eine Überarbeitung attraktivierte Gesundheitsberufe. Wir müssen den Beruf des Allgemeinmediziners attraktivieren, weil es ganz wichtig ist, dass wir viele gute Allgemeinmediziner in Österreich haben. Wir haben so viele nicht eingegangene Kassenverträge, die herumliegen, die keiner in Anspruch nehmen will. Auch diese müssen verbessert werden, damit Allgemeinmediziner wieder sagen: Ja, ich gehe gern in diesen Beruf! Ich helfe den Menschen; ich schaue, dass wir alle gesund bleiben!
Auch der Zugang zum Studium muss vereinfacht werden. Da gibt es Medizinzugangstests, die einfach viel zu hoch geschraubt sind und viel zu wenig auf einer menschlichen Basis fußen. Wir brauchen eine Steuerung für die Mangelfächer, damit wir die Leute, die Medizinstudierenden in jene Fächer umverteilen, in denen wir sie brauchen – beispielsweise in die Unfallchirurgie –, aber auch der niedergelassene Bereich muss gestärkt werden.
Zum Schluss zur Pflege: Die Pflegereform ist gekommen, ja. Sie wissen genauso wie wir alle, dass da noch an Nachstellschrauben gedreht werden muss. Was aber ganz dringend gebraucht wird, sind einfach Kompetenzerweiterungen für die Communitynurses. Uns erreichen teilweise Zuschriften von Communitynurses, die bei den Patienten stehen und den Verband nicht wechseln dürfen, weil es in ihrem Katalog nicht vorgesehen ist.
Wir müssen einfach das Gesundheitssystem gemeinsam angehen. Unsere Klubobfrau hat schon gesagt, dass wir mit offenen Händen dastehen, dass wir bereit sind, mitzuarbeiten. Das Gesundheitssystem definiert sich nicht nur über das Geld. Die Finanzverhandlungen reichen nicht aus, wir brauchen da ganz dringend einen Strukturwandel. (Beifall bei den NEOS.)
10.25
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Danke schön.
Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist damit geschlossen.