11.44

Abgeordnete Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller (ÖVP): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseher:innen hier auf der Galerie und vor den Bildschirmen! Herr Kollege Klubobmann Kickl hat mir gerade meinen Eingangssatz gegeben. Er hat nämlich herausgeschrien: „Veränderung [...] ist kein Wert!“ (Abg. Kickl: An sich! Ist kein Wert „an sich“!) – Genau! Darf ich aussprechen? Da kann man zustimmen: „Veränderung an sich ist kein Wert“. Jetzt darf ich reden, Herr Kollege, vielen Dank.

Weiterentwicklung ist aber ein Wert. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Kickl: Nein, auch nicht! Nein, nein, nein! Sie können sich auch weiter wie Sie in die falsche Richtung entwickeln!) Weiterentwicklung ist ein Wert, und Weiterentwick­lung ist unsere Aufgabe hier in diesem Hohen Haus, denn es ist ja ganz klar für uns alle hier und auch den Zuhörerinnen und Zuhörern verständlich, dass wir als Politiker und Politikerinnen gewählt sind, um dieses Land weiterzuentwickeln. (Abg. Kickl: In die falsche Richtung! – Abg. Wurm: Ja, eben! Die Richtung ist wichtig: Wohin geht’s?)

Die FPÖ sieht das anscheinend anders, denn die Herren Kollegen schreien schon wieder die ganze Zeit heraus. Das lässt mich vermuten, dass die Herren Kollegen und Kolleginnen von der FPÖ nicht für Weiterentwicklung, sondern für Rück­schritt sind, aber das ist eine eigene Geschichte. (Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Kickl: Was heißt denn eigentlich konservativ, Frau Kollegin? Erklären Sie mir das einmal!)

Ich bin sehr froh, dass ich heute endlich die Gelegenheit habe, einmal hier öffentlich auf Kollegen Wurm zu replizieren, der dermaßen viele Unwahrheiten, was den Eltern-Kind-Pass betrifft, hier herausgeworfen hat, dass man das schon auch einmal in das rechte Licht rücken muss.

Wir haben diesen Pass Eltern-Kind-Pass genannt, weil es einer Tatsache entspricht, dass jedes Kind Eltern hat. (Beifall bei ÖVP und Grünen.) Ein Kind hat Mutter und Vater, in manchen Fällen auch Mutter und Mutter oder Vater und Vater, aber zum großen Teil eben Mutter und Vater. Wir von der ÖVP sind absolut dafür und stehen dazu, dass sowohl Mutter als auch Vater für dieses Kind Verantwortung zu übernehmen haben, und das tun sie im Normalfall auch gerne.

Deswegen ist es uns wichtig, diesen Pass jetzt Mutter-Vater-Kind-Pass oder kurz Eltern-Pass zu nennen (Zwischenrufe bei der SPÖ.) – nein, es ist nicht rück­schrittlich, Frau Kollegin Heinisch-Hosek –, weil es für uns ganz wichtig ist, dass beide Elternteile Verantwortung für ihr Kind haben.

Es ist ganz klar: Das Kind wird natürlich von der Mutter ausgetragen, es wird von der Mutter geboren (Abg. Belakowitsch: Ist das den Grünen auch klar?), aber ab dem Zeitpunkt, ab dem es auf der Welt ist, ist natürlich der Vater genauso gefragt, und der Vater kann genauso zu Untersuchungen gehen, zu Beratungen gehen (Beifall bei ÖVP und Grünen), der Vater kann sich genauso um die Gesundheit seines Kindes kümmern. (Abg. Wurm: Eine Frage: Wird der Vater auch untersucht? Bekommt der Vater eine Untersuchung?) – Herr Kollege Wurm, lassen Sie mich einmal ausreden! Der Vater wird nicht untersucht, aber er kann mitgehen, er kann die Verantwortung übernehmen (Abg. Belakowitsch: Das kann er ja jetzt auch schon!) und mit den Kindern zum Arzt gehen. Warum soll er das nicht tun? (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

Herr Kollege Wurm, ich habe mir ziemlich lang durch den Kopf gehen lassen, warum Sie so sehr dagegen sind, dass sich die Väter an der Gesundheits­entwicklung ihrer Kinder beteiligen, und ich weiß es jetzt. (Abg. Kickl: Sie merken ja nicht, wie sehr Sie den Grünen auf den Leim gehen! Sie merken das nicht einmal!) Mir ist es vorhin eingefallen, als Herr Kollege Kickl hereingekommen ist: Die Väter haben keine Zeit dafür. Wissen Sie, warum sie aus Sicht der FPÖ keine Zeit haben? – Weil sie an der Festung Österreich bauen müssen. (Beifall bei ÖVP, Grünen und NEOS. – Abg. Belakowitsch: Ja! Genau!) Sie müssen an der Festung Österreich bauen und haben deswegen keine Zeit, sich um ihre Kinder zu kümmern und mit ihnen zum Arzt oder zur Beratung zu gehen, und diese Festung Österreich brauchen wir so dringend, damit Herr Kickl wieder mit einer Uniform auf einem Pferdchen sitzen kann. Das ist der Hintergrund dazu. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten der NEOS.)

Sie werden verstehen, Herr Kollege Kickl und Herr Kollege Wurm, dass wir dem nicht zustimmen können und dass wir das jetzt für nicht notwendig halten: weder die Festung, noch dass Sie jemals wieder auf einem Pferdchen sitzen. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.) Deswegen werden wir diesen Eltern-Kind-Pass heute beschließen, und ich bin sehr froh, dass Väter in Zukunft mehr eingebunden werden und möchte noch betonen, dass mir sehr, sehr bewusst ist, dass es viele Väter gibt, die sich auch heute schon bemühen. Ich möchte alle anderen Väter gerne dazu aufrufen, sich mehr einzubringen. Wir Frauen wünschen uns das. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie bei Abgeordneten der NEOS.)

11.49

Präsidentin Doris Bures: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dagmar Belakowitsch. – Bitte.