20.17
Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Staatssekretärin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben es bereits gehört: Trotz zahlreicher Herausforderungen in den letzten Jahren lief es für den Tourismus letztes Jahr besser als erwartet. Mit 40 Millionen Gästeankünften und knapp 137 Millionen Nächtigungen hat man das Vorkrisenniveau quasi fast wieder erreicht. Diese Zahlen können zu Recht gefeiert werden, Herr Kollege Hörl, und es ist unbestritten, dass der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist.
Doch wo Licht ist, gibt es auch Schatten, und wo viele Touristen und Touristinnen sind, gibt es auch Probleme – Stichwort Overtourism; Kollegin Erasim – ich sehe sie jetzt gerade nicht – hat es schon angesprochen. Zuletzt hat sich die Bevölkerung in Hallstatt zu Recht darüber beschwert: Die Zahl der Touristen, die dort auf einen Einheimischen kommen, ist fast das Fünfzigfache. Sie können sich also vorstellen, was das heißt. Da haben die Einheimischen massiv mit den Konsequenzen davon zu kämpfen, wie beispielsweise jetzt mit dem Lärm, der extrem zusetzt. Und ja, da wurde politisch sicher viel verschlafen, denn eines ist klar: Tourismus kann langfristig nur funktionieren, wenn die Bevölkerung davon profitiert und die Natur nicht darunter leidet.
Und apropos Leiden der Natur – Kollege Hörl, ich hoffe, Sie hören auch zu –: Ich habe diese Woche die Bilder des Rettenbachgletschers in Sölden gesehen, und ja, das tut weh. Unsere Gletscher schmelzen im Rekordtempo dahin, und anstatt dass wir das, was noch da ist, bestmöglich schützen (Abg. Hörl: Das tun wir!), wird das Eis dort mit Baggern und Sprengungen abgetragen. Für ein Skiweltcuprennen wird das Gletschersterben somit sogar beschleunigt. Da frage ich mich schon, wo wir da sind, denn das ist quasi nicht nur ein Verbrechen an der Natur, sondern auch die Selbstzerstörung der touristischen Existenzgrundlage! Diese Ignoranz verdeutlicht schon einmal mehr: Wir brauchen einen umfassenden Gletscherschutz (Abg. Hörl: ... hat auch für die Grünen zu gelten! Sind wir ein Rechtsstaat ..., oder was?), um das zu schützen, was überhaupt noch da ist. (Beifall bei den Grünen.)
Zum Punkt Arbeitskräfte – weil es Kollege Hörl angesprochen hat –, Mitarbeiter:innenmangel: Das größte Potenzial haben wir bei den Frauen. Frauen können aber bekanntermaßen nur arbeiten gehen, wenn es ausreichende Kinderbetreuung gibt. Das heißt, Kollege Hörl, aus wirtschaftlicher Perspektive müssten Sie eigentlich der größte feministische Klimaschützer sein. (Abg. Kirchbaumer: Ist er! – Weitere Rufe bei der ÖVP: Ist er eh! Das ist er! – Abg. Hörl: Ihr wollt es nicht wahrhaben: 54 Prozent von erneuerbarer Energie ...!)
Abschließend möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mich bei allen zu bedanken, die sich tatsächlich für einen zukunftsfitten, nachhaltigen Tourismus einsetzen. An dieser Stelle auch: Danke!, an die Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler für die Zusammenarbeit. Ich glaube, Lob kommt in der Politik grundsätzlich ein bisschen zu kurz, gerade auch über Parteigrenzen hinweg. Darum: Danke, Susanne! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der ÖVP.)
20.20
Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Mag.a Julia Seidl. – Bitte, Frau Abgeordnete.