22.14
Abgeordnete Barbara Neßler (Grüne): Kollege Hauser, es ist schon fein, wenn man sich für die Rede quasi nichts Neues überlegen muss, seit zwei Jahren die gleiche Rede bringt. Das hat natürlich auch etwas (Beifall bei den Grünen – Abg. Hauser: Weil ihr nichts weiterbringts!) – aber zur Sache.
Der Tourismussektor in Österreich ist unbestritten groß, wir hören immer wieder von Nächtigungsrekorden. Da sind wir beim Punkt: Wie lässt sich der Erfolg von Tourismus an den Nächtigungszahlen messen? Diese Zahlen sagen uns nichts darüber aus, wie viel Wertschöpfung in der Region bleibt, wie zufrieden die Gäste sind, wie zufrieden beispielsweise die einheimische Bevölkerung ist.
Die Tourismusakzeptanz ist ein wesentlicher Faktor und oft auch ein unterschätzter Faktor für einen erfolgreichen Tourismus. Wir kennen Beispiele, bei denen sich der Tourismus zum Gegenpol der Bevölkerung entwickelt hat, beispielsweise in Hallstatt. Verkehrs- und Umweltbelastungen, der Mangel an leistbarem Wohnraum können Auswirkungen sein, wenn man sich nicht frühzeitig Konzepte überlegt, die da gegenwirken. Diese Sorge der Bevölkerung müssen wir ernst nehmen, denn wir wissen: Tourismus kann nur dann funktionieren, wenn die Bevölkerung davon profitiert, wenn die Natur nicht darunter leidet und wenn Wertschöpfung im Sinne von Qualität statt Quantität generiert wird.
Damit wir aber erfahren, wie es der Bevölkerung vor allem in touristischen Hotspots wirklich geht, brauchen wir aussagekräftige Daten, und dafür sorgen wir heute mit diesem Beschluss. Vielleicht gleich vorweg zu den NEOS: Nein, das können natürlich nicht die TVBs übernehmen, denn wir brauchen einheitliche statistische Erhebungen. Das ist ein wichtiger Schritt zur neuen Erfolgsmessung im Tourismus.
Ich sage es noch einmal: Der Tourismus darf sich nicht zum Gegenpol der einheimischen Bevölkerung entwickeln. Wir sehen gerade auch die Proteste rund um den Skiweltcupauftakt in Sölden. Kollege Hörl – er wird jetzt vielleicht Schnappatmung bekommen –, wir müssen gerade in diesem Bereich Unangenehmes ansprechen, denn mit den vielen Gutparolen lösen wir einfach keine Probleme. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen.)
Ich verstehe nämlich wie viele andere auch nicht, warum ein Weltcuprennen Ende Oktober stattfinden muss. (Zwischenruf bei der ÖVP.) Die Gletscher schmelzen ohnehin unter unseren Füßen dahin, da müssen wir nicht noch mithelfen – und das sehen auch Stimmen aus dem Skisport so. Felix Neureuther schreibt zum Beispiel: „Ich war sprachlos aufgrund der Bilder. Die sind sehr verstörend und einfach nicht mehr zeitgemäß“, und die derzeit beste Skirennläuferin, Mikaela Shiffrin, fragt sich völlig zu Recht: „Bis zu welchem Grad sollen wir unsere Umwelt an einen Zeitplan anpassen, den wir haben wollen? Oder sollten wir unsere Zeitpläne an die Umwelt anpassen?“
Ich verstehe nicht, wie man mit Zwang an so etwas festhalten kann. Das ist im Grunde auch keine gute Werbung – anders als oft behauptet. Ich glaube nicht, dass diese Bilder dazu führen, dass man mehr Lust auf Skifahren hat, und ich glaube auch nicht, dass unsere internationalen Gäste das so sehen. Ich denke, wir müssen gerade da dringend von diesem alten Denken wegkommen, dem: Das haben wir immer schon so gemacht! – Diese Zeiten sind vorbei. Das geht sich nicht mehr aus. (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Erasim.)
Wenn das so weitergeht, dann werden wir in 50 Jahren keine Gletscher mehr haben (Zwischenruf bei der ÖVP) beziehungsweise werden die Gletscher in 50 Jahren eisfrei sein. Wenn sie einmal weg sind, dann sind sie weg, dann kann man das auch nicht mehr umdrehen. Das heißt, ändern wir nichts, ändert sich alles. Das heißt, was wir brauchen, ist ein aktiver Gletscherschutz. Den brauchen wir auch, weil wir sonst unsere eigene Geschäftsgrundlage gefährden, und das sollte beispielsweise auch Kollegen Hörl nicht wurscht sein.
Abschließend noch zum zweiten Antrag: Betreffend diesen Antrag darf ich mich wirklich hauptsächlich bei der Opposition bedanken. (Zwischenruf des Abg. Hörl.) Ich darf mich ausnahmsweise auch bei Kollegen Hörl bedanken, der einen großen Einsatz gegen viel Gegenwind aufgebracht hat (Heiterkeit einer Abgeordneten der SPÖ), und natürlich bei unserer Staatssekretärin, denn so können wir unsere Köche und Köchinnen bei uns behalten, womit wir die Gastronomie fördern. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Wöginger.)
22.18
Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Köllner. – Bitte.