17.17

Abgeordnete Katharina Kucharowits (SPÖ): Frau Präsidentin! Werte Frauen Staatssekretärinnen! Herren Bundesminister! Geschätzte Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich sage es Ihnen ehrlich: Ich bin bestürzt seit über 2 Stunden, seit wir diese Debatte führen. Die Realität ist folgende: Lehrerinnen und Lehrer sind unzufrieden, sie sind völlig überlastet. Kindern und Jugendlichen geht es einfach nicht gut. Sie haben Sorgen, Ängste und Leistungsdruck bereits in der Volksschule. (Abg. Michael Hammer: Oh! Tristesse pur! Tristesse!)  Finden Sie das super, Herr Kollege Hammer von der ÖVP? (Beifall bei der SPÖ.)

Finden Sie das super, dass sich Kinder in der Volksschule schon Druck machen müssen, weil man nachher ja ins Gymnasium muss und alles andere schlechter ist? Das ist doch fürchterlich, bitte! Fürchterlich! (Abg. Michael Hammer: Das ist die Ogris-Studie: depressive Stimmung verbreiten! Depressive Stimmung verbreiten hat der Ogris euch empfohlen! Das tut ihr! – Abg. Heinisch-Hosek – in Richtung Abg. Michael Hammer –: Seien Sie ruhig!)

Elementarpädagoginnen und -pädagogen rufen um Hilfe, sind auf der Straße und werden nicht gehört. Die ÖVP stellt sich hin, allen voran Herr Bundesminister Polaschek, Minister für Bildung, Wissenschaft und Forschung – nur so nebenbei –, und sagt: Das ist alles eh super.

Das ist eigentlich frech. Es ist ungerecht, es ist frech und es stößt unglaublich viele Menschen in unserem Land vor den Kopf. Ich hoffe, Sie sind sich dessen wirklich bewusst. (Beifall bei der SPÖ.)

Unser Bildungssystem kracht an allen Ecken und Enden. Das ist nicht neu, es spitzt sich nur noch mehr zu: vom Kindergarten beginnend, über die Schulen, bis hin zu den Universitäten. Es ist wirklich ein Drama, Herr Bundesminister. Ich würde Sie wirklich bitten, den Ernst der Lage zu sehen. Dieses Drama drückt sich natürlich auch in Kompetenzmessungen oder Kompetenztests wie Pisa aus. Das ist nicht überraschend. Überraschend ist aber, dass Sie als Minister dann den Status quo beibehalten möchten.

Im Budget hat sich nichts verändert. Alle Hilferufe werden von Ihnen nicht gehört – Hilferufe von Praktiker:innen, von Betroffenen, von Expertinnen und Experten. Sie reagieren nicht darauf. Sie machen nichts.

Was es bräuchte, Herr Bundesminister: einen Kindergarten für alle Kinder ab dem ersten Lebensjahr in ganz Österreich und keine Schmähpartie, die Sie da immer wieder sozusagen ins Treffen führen. (Beifall bei der SPÖ.)

Es braucht eine Schule, ein Schulsystem, das endlich einmal von den Bedürfnissen der Kinder ausgeht. Es braucht die individuelle Förderung in den Schulen. All das wäre möglich. Es braucht ein konsequent kostenloses Bildungssystem, wurscht welcher Bildungstyp. Dieser Bildungstyp soll vor allem im Schulbereich natürlich ganztägig angeboten werden – ganztägig, geschätzte Damen und Herren. Das ist einfach eine zentrale Antwort auch auf viele Problematiken, die wir ganz einfach haben. Es braucht verstärkt natürlich diesen Chancenindex, der heute schon sehr, sehr oft strapaziert worden ist, den ich aber noch einmal ins Treffen führen möchte, weil das ganz, ganz wichtig ist. Es braucht auch ganz ehrlich, um den Druck von Volksschulkindern zu nehmen, die gemeinsame Schule. Spricht eigentlich irgendjemand von Ihnen der Volksschule ihre Kompetenz ab? Das ist auch eine gemeinsame Schule. Wieso ist der Aufschrei für die Schüler:innen ab zehn Jahren so groß? Ich verstehe es nicht, ich verstehe es wirklich nicht. (Beifall bei der SPÖ.)

Es braucht die besten Lehrkräfte. Das bedeutet aber auch top Arbeitsbedingungen für Lehrerinnen und Lehrer, damit sie den Job mit Leib und Seele machen können, mit vollem Herzblut ausüben können. Dafür braucht es natürlich auch zusätzliches Supportpersonal. Wir haben das in Anträgen immer wieder formuliert.

Geschätzter Herr Minister, eine Schule ohne Rucksack und ohne Nachhilfe, ein Leben ohne Nachhilfe, das wäre doch etwas für Kinder, das auch den Druck nehmen würde, das den Druck von Kindern und Eltern nehmen würde. Und – wir haben heute schon darüber gesprochen – umfassende Bildung heißt auch: Sport und kreative Aspekte im Unterricht in der Bildungseinrichtung kennenzulernen. Dafür plädieren wir. Wir haben Tausende Vorschläge, die am Tisch liegen – Sie vertagen, Sie blockieren, Sie lehnen ab! (Beifall bei der SPÖ.)

Wir kennen das seit Ministerin Gehrer; Kollegin Kuntzl hat es ausgeführt. Wir kennen die Bildungsvorhaben der ÖVP. Es hat sich nichts verbessert, ganz im Gegenteil: Bildung wird im Jahr 2023 immer noch vererbt! Das ist unfassbar und das ist ungerecht. Werte ÖVP, bitte geben Sie endlich das Bildungsministerium ab! Treten Sie ab, mit Ihnen ist nämlich kein Bildungsstaat im Sinne der Kinder zu machen! – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

17.22

Präsidentin Doris Bures: Nun ist Herr Abgeordneter Gerald Hauser zu Wort gemeldet. – Bitte. (Abg. Obernosterer: Muss das sein? – Weiterer Ruf bei der ÖVP: Das Beste zum Schluss!)