15.21

Abgeordnete Martina Kaufmann, MMSc BA (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus! Liebe Zuseherinnen und Zuseher auf der Besuchergalerie und zu Hause! In Österreich sind wir stolz auf unsere berufliche Ausbildung – zu Recht, denn unsere berufliche Ausbildung, die Lehre, wird in vielen Ländern ko­piert. In Österreich haben 1,6 Millionen Menschen eine Lehre absol­viert. 108 000 junge Menschen befinden sich aktuell in solch einer Lehrlings­ausbildung. Das ist insofern wichtig, als die Lehre das Fundament unse­rer Fachkräfteausbildung in Österreich ist, aber nicht nur das alleine, sondern auch unseres gesamten Wirtschaftssystems. So stellen wir sicher, dass wir in Zukunft gut ausgebildete Fachkräfte für unsere Unternehmen haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

Mit dem vorliegenden HBB-Gesetz, dem Bundesgesetz über die höhere berufliche Bildung, ermöglichen wir es Menschen in Lehrberufen, bei denen es heute noch nicht möglich ist, eine Befähigungsprüfung oder eine Meister­prüfung im Anschluss draufzusetzen und damit die Karriereleiter weiter hinauf­zusteigen. Wir schaffen also Ausbildungen und ermöglichen jenen, bei de­nen das heute wie gesagt noch nicht so eindeutig möglich ist, diese auch zu absolvieren.

Geben Sie mir kurz die Gelegenheit, ein Beispiel zu geben – was heißt das ganz konkret? – Wenn man zum Beispiel heute den Lehrberuf als Einzelhandels­kauffrau oder -mann macht, dann hat man wahrscheinlich mit 18 die LAP und ist ausgelernt, wie das so schön in Österreich heißt, und hat keine Weiterbil­dungsmöglichkeit. Das Gesetz gibt die Grundlage dafür, dass es möglich ist, zum Beispiel eine Regionalmanagerausbildung draufzusetzen. Damit hat man in seinem Beruf die Möglichkeit, direkt eine Ausbildung weiterzumachen.

Sehr geehrte Damen und Herren, das ist ein richtiger Paradigmenwechsel, den wir herbeiführen, weil wir die Berufsausbildung stärken, klare Karriere­möglichkeiten in dieser Berufsausbildung eröffnen und nicht vorgeben, dass es notwendig ist, weiter auf eine Universität oder auf eine Fachhochschule zu gehen; das ist möglich, definitiv. Es ist auch wichtig und richtig so, dass es diese Durchlässigkeit in unserem Bildungssystem gibt. Es ist aber auch eine klare Aufwertung und ein Bekenntnis zu unserer Lehre in Österreich und zu den Weiterbildungsmöglichkeiten nach der Lehre. (Beifall bei der ÖVP.)

Was haben die Unternehmerinnen und Unternehmer davon? – Sie haben davon, dass sie gut ausgebildete Fachkräfte haben, ihre Mitarbeiterinnen und Mitar­beiter eine international anerkannte Ausbildung haben, somit auch an Ausschrei­bungen teilnehmen können, aber natürlich auch insgesamt wettbewerbs­fähig sind, weil sie nachweisen können, dass sie Mitarbeiterinnen und Mitarbei­ter in einem bestimmten Level im NQR haben.

Hinsichtlich der Meisterprüfung haben wir es schon vor einiger Zeit ge­schafft, dass diese in der beruflichen Ausbildung auf dem gleichen Level wie der Bachelor in der schulischen und universitären Ausbildung ist. Auch die HBB wird auf der gleichen Ebene des Bachelors sein. Damit haben wir eine gleichwer­tige Ausbildung, aber eine nicht gleichartige Ausbildung. So gelingt es uns wirklich, den Paradigmenwechsel zu schaffen, sodass man die Karriereleiter in seinem Beruf hinaufsteigen kann.

Sehr geehrte Damen und Herren, es ist ein langer Weg, der in einzelnen Verhandlungen hinter uns liegt, und ich möchte das an dieser Stelle mit einem großen Danke zum Ausdruck bringen. Viele Stakeholder waren in den letzten Jahren involviert, haben mitgearbeitet. Rudi Lichtmannecker von der Wirtschaftskammer – er ist heute mit dabei, er sitzt auf der Galerie – hat das vorangetrieben, weil er genau weiß, wie wichtig es für junge Menschen ist, eine gute Ausbildungsperspektive zu haben, aber natürlich auch für uns Unternehmerinnen und Unternehmer. Natürlich haben sich auch alle So­zialpartner, die involviert waren, wirklich ins Zeug gelegt, um eine gute Ausbildung, eine gute Perspektive zu schaffen.

Danke auch an das Unterrichtsministerium, das Wirtschaftsministerium mit Alex Hölbl, an alle, die das mitverhandelt haben, nicht zuletzt natürlich auch an den Koalitionspartner, an Süleyman Zorba und Eva Blimlinger. Ich weiß, wir ha­ben hart über gewisse einzelne Punkte diskutiert, aber ich glaube, wir ha­ben am Ende des Tages ein wirklich herausragendes Gesetz herausgebracht, bei dem wir erst in Zukunft sehen werden, welche gute Ausbildungen es geben wird.

Ein gutes Beispiel dafür, was möglich sein wird, kommt aus dem Bereich des Kli­maschutzes: Die Rauchfangkehrer sind schon mit einigen Ideen vorange­gangen. Es wird möglich sein, nach der Lehrlingsausbildung zum Rauchfangkeh­rer noch den Energieeffizienztechniker als HBB draufzusetzen und viel­leicht erst später den Rauchfangkehrermeister zu machen.

Ich glaube, in genau solchen Bereichen ist es besonders wichtig, dass wir neue Ausbildungen schaffen, denn – und davon bin ich überzeugt, werte Kolle­ginnen und Kollegen –: Bildungspolitik und Wirtschaftspolitik sind Zukunftspoli­tik und da haben wir für die Zukunft vieles und Gutes zu gestalten. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

15.26

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Matznetter. – Bitte sehr.