17.04

Abgeordnete Katharina Kucharowits (SPÖ): Frau Präsidentin! Werter Herr Bundesminister! Geschätzte Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Menschen, die schlecht oder gar nicht lesen oder auch schreiben können, haben es mit Sicherheit sehr, sehr schwer im Leben – nämlich jene, die einfach noch nicht die Chance bekommen haben. Da gibt es dann oftmals auch das Phänomen, das Ganze zu verstecken, auch ein bisschen zu verheimli­chen, zu überspielen, und man ist natürlich in vielen, vielen Lebenslagen und Situationen total abhängig von allen anderen. Auch das Phänomen des Sich-dafür-Schämens kommt noch ganz, ganz verstärkt hinzu.

Ich bin der Meinung, niemand soll sich, darf sich und muss sich dafür schämen, wenn er oder sie nicht ausreichend oder gar nicht lesen oder schreiben kann. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Das Gegenteil ist der Fall: Wir haben eine Verantwortung als Gesellschaft, aber vor allem als Politik, diese Scham, diese Tabuzone endlich wegzubekom­men und Angebote auf die Füße zu bekommen, um eben allen Menschen zu ermöglichen – wurscht, in welcher Lebenslage sie stecken, und egal, wie alt sie sind –, lesen und schreiben zu lernen. Warum ist das so wichtig? – Kollegin Deckenbacher ist schon darauf eingegangen: weil es halt total schwierig ist, wenn man über diese Schlüsselkompetenzen nicht verfügt. Sie hat auch die Studie erwähnt: Eine Million Menschen in Österreich sind nach dieser Studie davon betroffen.

Wenn man in diesen Schlüsselkompetenzen nicht ausreichend bewandert ist, tut man sich halt total schwer, am sozialen Leben teilzuhaben – das ist das eine –, aber auch einen Job zu finden oder im Job zu bleiben – das ist das andere. Das ist einfach ungemein schwer.

Viele von dieser einen Million Menschen haben auch keinen Pflichtschulab­schluss, das muss man auch einmal in dieser Form sagen. Deshalb ist es ganz, ganz dringend notwendig, dem wirklich entgegenzuwirken und ein An­gebot auf die Füße zu bekommen.

Bereits 2012 gab es die Initiative Erwachsenenbildung. Sie ist damals einge­führt worden. Heute, geschätzte Kollegen und Kolleginnen, beschließen wir mit­tels der 15a-Vereinbarung mehr als 170 Millionen Euro. Das finanzieren der Bund, die Bundesländer, und Teile davon kommen auch aus dem Europäi­schen Sozialfonds. Mit diesen 170 Millionen Euro sollen rund 23 000 Men­schen im Bereich der Basisbildung einfach unterstützt und fit gemacht werden, und 11 000 Menschen sollen die Möglichkeit haben, ihren Pflichtschulab­schluss nachzuholen. Das ist ganz, ganz wichtig, um eben selbstbestimmt leben zu können und im Leben bestehen zu können. Deshalb ist das heute ein ganz, ganz wichtiger und guter Beschluss.

Lassen Sie mich aber abschließend auch noch zum Staatspreis für Erwachsenen­bildung kommen: Seit der ÖVP-FPÖ-Regierung ist der irgendwie abge­schafft worden. Er war nicht mehr da, warum auch immer, das ist offen gesagt unklar.

Kollegin Holzleitner hat das Thema aber wieder auf die Agenda gebracht, und es ist gelungen – wir werden das heute gemeinsam beschließen –, den Staats­preis für Erwachsenenbildung wieder einzuführen. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.) Dieser wird alle zwei Jahre vergeben werden. Deswegen sage ich an dieser Stelle: Danke für den gemeinsamen Be­schluss! (Beifall bei der SPÖ.)

17.07

Präsidentin Doris Bures: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Sibylle Hamann. – Bitte.