13.50

Abgeordnete Mag. Meri Disoski (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher insbesondere hier auf der Galerie! Jetzt muss ich meinen Anfang ein bissl umändern, denn wir haben diesen Frauengesundheitsbericht, den wir jetzt debattieren werden, mit einem Fünfparteienantrag auf Schiene gebracht. Es waren fünf Parteien, fünf Fraktionen, die gesagt haben: Ja, bitte machen wir das, rücken wir hier Frauengesundheit in den Mittelpunkt!, und deswegen bin ich doch sehr irritiert, jetzt von Kollegin Ecker zu hören, dass Sie diesem Bericht nicht zustimmen werden. – Wie dem auch sei: Ich glaube, die Zuseherinnen und Zuseher werden sich ein eigenes Bild machen.

Bevor ich auf die Inhalte des Berichts eingehe, ist es mir noch ein sehr großes Anliegen, mich bei Sylvia Gaiswinkler und ihrem Team für die Arbeit an dem Bericht zu bedanken, die es überhaupt erst möglich gemacht hat, diesen ersten Frauengesundheitsbericht seit zehn Jahren wieder auf Schiene zu bringen! (Beifall bei den Grünen.)

Wieso ist dieser Frauengesundheitsbericht wichtig? – Es gibt mittlerweile schon seit Jahrzehnten zahlreiche Studien, die belegen, dass Frauen und Männer sich sowohl in ihrem Gesundheitsverhalten als auch in Krankheitsverläufen und auch in den Krankheitsrisiken zum Teil sehr eklatant voneinander unterscheiden. Trotzdem gelten aber nach wie vor in erster Linie Männer und die männlichen Körper als das Maß aller Dinge, und zwar sowohl in der Forschung als auch in der Medizin.

Das hat dann natürlich insbesondere auch bei Diagnosen und bei Therapiemöglichkeiten für Frauen durchaus eklatante, sehr ernste Folgen. Denken Sie beispielsweise an eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen von Frauen, nämlich Endometriose: Eine von zehn Frauen, eines von zehn Mädchen ist davon betroffen, aber weil noch viel zu wenig an Informationen, viel zu wenige Studien dazu vorliegen, kann es bis zu acht oder im schlimmsten Fall elf Jahre dauern, bis hier erstens die Diagnose gestellt ist und zweitens auch entsprechende Therapien vorgeschlagen und auch durchgeführt werden. Das bedeutet für die Betroffenen, dass sie jahrelang mit unglaublichen Schmerzen durchs Leben gehen und in ihrem Leben im Alltag beeinträchtigt sind. Das müssen wir ändern, und dieser Frauengesundheitsbericht ist ein erster Schritt auf dem Weg dorthin.

Er ist das in Kombination mit einer zweiten Studie, deren Ergebnisse wir in Bälde erwarten, nämlich jener zur Menstruationsgesundheit. Wir wissen es ja alle, die wir hier gerade sitzen: Menstruation ist für sehr lange Zeit ein sehr tabuisiertes Thema gewesen, und umso wichtiger ist es, dass wir mit der Studie zur Menstruationsgesundheit, die im Speziellen auch Endometriose in den Fokus rücken wird, erstmals wichtige Anhaltspunkte für eine bessere Versorgung von Frauen haben werden.

Ein zweites sehr wichtiges Thema, das in diesem Hearing, das Kollegin Ecker angesprochen hat, von den vier Expertinnen – mit kleinem i – sehr betont worden ist, ist jenes der sexuellen und reproduktiven Rechte. Diesbezüglich haben die eingeladenen Frauen, die eingeladenen Expertinnen unisono bestätigt, wie wichtig es ist, dass flächendeckend in ganz Österreich Möglichkeiten zum Schwangerschaftsabbruch – zum legalen und sicheren Schwangerschaftsabbruch – gegeben sind. Ein Experte – nominiert von der FPÖ – hat uns erklärt: Na ja, das ist ja eigentlich gar nicht so schlimm, und wenn man nach Amerika blickt, dann sieht man ja, dass es zwar in 14 Bundesstaaten Abtreibungsverbote gibt, aber die Diskussion dazu würde viel zu emotional geführt werden; es wäre alles sehr dramatisch gezeichnet, weil es ja nur 14 Bundesstaaten sind, in denen Frauen ihr Selbstbestimmungsrecht gestohlen worden ist. (Abg. Wurm: Frau Kollegin, Sie sind in Österreich!)

Ich sage Ihnen, ich halte es für einen unglaublichen Eklat, ich halte es für eine unglaubliche Entgleisung, dass ein Mann hier meint, wenn Frauen das Selbstbestimmungsrecht genommen worden ist, sei dem mit unemotionalen Erwiderungen zu entgegnen.

Ich sage Ihnen: Ganz im Gegenteil! Wenn in Amerika innerhalb eines Jahres 64 565 Frauen (Abg. Wurm: ... sollte man boykottieren!) – 64 565 Frauen! – nach Vergewaltigungen ungewollt schwanger geworden sind und der Staat ihnen verunmöglicht, diese ungewollten Schwangerschaften abzubrechen (Abg. Wurm: Der Biden! Präsident Biden!), dann sollte uns das alle nicht nur hoch emotionalisieren (Abg. Belakowitsch: Super Präsident da drüben!), sondern dann sollte das für uns hier in Österreich ein klarer Handlungsauftrag sein – für legale, für sichere Abbrüche in allen öffentlichen Spitälern. (Beifall bei Grünen und SPÖ.) Dafür werden wir Grüne uns und auch andere Fraktionen sich hier im Haus weiterhin einsetzen. (Beifall bei den Grünen.)

13.54

Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Eva Maria Holzleitner. – Bitte, Frau Abgeordnete.