16.49

Abgeordnete Mag. Selma Yildirim (SPÖ): Herr Präsident! Werte Mitglieder der Bundesregierung! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte mit einer uns wohl allen bekannten Devise beginnen: Gesund bis ins hohe Alter. – Das ist ein Wunsch, der uns alle beflügelt, der aber für sehr, sehr viele nicht in Erfüllung geht.

Ich möchte auf den letzten Gesundheitsbericht, noch aus dem Jahr 2022, hinweisen, in dem zwar gesagt und bescheinigt wird, dass wir länger leben – und das ist auch gut so –, aber Frauen, die 84 Jahre alt werden, führen ihr Leben im Schnitt 20 Jahre lang mit einem schlechten oder mittelmäßigen Gesundheits­zustand. Bei Männern sind es 16 Jahre in einem eher schlechten Gesund­heitszustand. Wir wissen, dass wir über kurz oder lang auf Pflege – ob in einem Krankenhaus, in einem Heim oder zu Hause –, auf Unterstützung ange­wiesen sein werden.

Die aktuelle Personalnot im Pflege- und Gesundheitsbereich: Das sind keine ro­sigen Aussichten. Daher sehe ich das schon als unser aller Pflicht, uns ge­rade bei der Berufsgruppe der Pfleger:innen und in den Gesundheitsberufen für eine Arbeitszeitverkürzung oder für eine abschlagsfreie Pension starkzu­machen – weil wir ja in dem Bereich doch diese vielen Teilzeitbeschäftigungen sehen, egal ob bei Männern oder bei Frauen. Da geht es längst nicht mehr um die sogenannte Work-Life-Balance, da geht es darum, dass sie das körperlich und seelisch nicht mehr verkraften und freiwillig auf Lohn verzichten, auf Geld verzichten und in Teilzeit gehen.

Das ist eine Realität der Arbeitszeitverkürzung, eine Form der Arbeitszeitverkür­zung ohne den Ausgleich. Und da sind wir schon beim Thema: Wie viel ist uns Pflege in diesem Land wert? (Beifall bei der SPÖ.) Wie viel Aner­kennung – und da geht es natürlich auch um Geld – steuern wir bei, wie viel Unterstützung bekommen Pflegerinnen und Pfleger, egal ob sie in Pflege­heimen oder in Krankenhäusern, in Spitälern beschäftigt sind? Das sieht auch nicht sehr gut aus. Daher, glaube ich, ist es dringend notwendig, auf diese Bedürfnisse stärker einzugehen.

Wir haben gehört: Es gibt ein Bündel an Maßnahmen. Aber genau diese Zersplitterung ist ja das Problem. Ich bin überzeugt davon, dass auch Sie Bürger:innengespräche führen, dass auch Sie sicher einmal in der Woche eine Familie in der Sprechstunde haben, die darüber klagt, dass sie nicht weiß, wie ein zu pflegender Angehöriger betreut werden soll. Das sind Men­schen, die im Berufsleben stehen und aufgrund dieser Notsituation im Pflegebe­reich, im Gesundheitsbereich gezwungen sind, ihre Arbeit entweder auf Teilzeitarbeit zu reduzieren oder sich von der Lohnarbeit überhaupt ganz wegzu­bewegen, um dann zu Hause zu pflegen. Das kann nicht der Lösungsan­satz sein, das kann nicht unser Konzept sein! (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

Gegen diese Zersplitterung sollten wir eigentlich gemeinsam vorgehen. Es ist absolut keine Rede von Wahlfreiheit im Hinblick auf dieses Bündel an Maß­nahmen, wie es eine Vorrednerin von der ÖVP genannt hat. – Nein, es gibt diese Wahlfreiheit nicht! Gesundheitsleistungen, Pflegeleistungen werden immer mehr zu knappen Gütern. Da sind wir gelandet, und das, glaube ich, sollte uns allen bewusst sein, dagegen sollten wir alle gemeinsam kämpfen.

Ich möchte ein Beispiel nennen, weil wir ja natürlich nicht nur die Ausbildung offensiv finanzieren müssen: Ich erinnere an sehr viele Frauen und Män­ner, die in der Gastronomie sind, aber dann wechseln wollen. Diese Möglichkeit des Wechsels ist für viele erwachsene Menschen nicht vorhanden, weil sie – es ist von einem Stipendium von bis zu 1 400 Euro die Rede – als Erwach­sene dann nicht eigenständig wohnen und leben können. Da braucht es nun einmal mehr Geld.

Ich erinnere mich sehr gut an die Zeiten, als wir zum Beispiel zu wenig Polizistinnen und Polizisten hatten. Da haben wir dieses Konzept, nämlich volle Bezahlung in der Ausbildung; das bedeutet Minimum 2 300 Euro, das bedeutet für jüngere Menschen, die den Berufswechsel anstreben, dass sie sogar zusätzlich zu diesen 2 300 Euro die Familienbeihilfe bekommen. Das ist eine echte Offensive! Da können wir beweisen, wie viel uns Pflege wert ist, wie notwendig Gesundheit und Pflege für die Mehrheit der Menschen in diesem Land sind. (Beifall bei der SPÖ.)

Daher braucht es einen Kraftakt, einen gemeinsamen Kraftakt, um etwas weiter­zubringen. Dafür stehen wir und dafür werben wir: für diese vielen Initia­tiven, die in den Fachausschüssen immer wieder vertagt werden. Greifen Sie sie auf und lassen Sie sie uns gemeinsam beschließen! (Beifall bei der SPÖ.)

16.54

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Gödl. – Bitte sehr.